# taz.de -- Gehackte Emailkonten: Behörde wusste es seit Dezember | |
> Nach dem Datenklau hat das BSI zunächst geschwiegen – um vorbereitet zu | |
> sein, heißt es. Die Webseite war dennoch auch am Mittwoch zunächst nicht | |
> erreichbar. | |
Bild: So sieht die Darstellung der Sicherheitsprüfung aus – wäre sie denn e… | |
BERLIN dpa | Nach dem millionenfachen Klau von Online-Zugangsdaten stürmen | |
besorgte Internet-Nutzer die Website des [1][Bundesamts für Sicherheit in | |
der Informationstechnik] (BSI). Sie war am Mittwochmorgen zunächst erneut | |
nicht zu erreichen. | |
Das BSI hatte am Dienstag mitgeteilt, dass 16 Millionen Benutzerkonten | |
gekapert worden seien. Die BSI-Webseite, auf der Menschen überprüfen | |
konnten, ob sie betroffen sind, ging schon kurz darauf unter der Flut der | |
Anfragen in die Knie. | |
BSI-Präsident Michael Hange bestätigte unterdessen, dass die Behörde | |
bereits seit Dezember von dem Datenklau wusste. „Die Vorbereitungen, ein | |
Verfahren aufzusetzen, dass datenschutzgerecht ist und einer derart großen | |
Zahl von Anfragen gewachsen ist, das bedurfte einer Vorbereitungszeit“, | |
rechtfertigte er die Wartezeit im Bayerischen Rundfunk. Zunächst hatte die | |
Mitteldeutsche Zeitung berichtet, das BSI sei spätestens seit Dezember | |
informiert gewesen. | |
Die Datensätze enthielten meist eine E-Mail-Adresse und ein Passwort, | |
erklärte das BSI. Forscher und Strafverfolger seien auf die Daten gestoßen | |
und hätten sie an das BSI übergeben. | |
## Über eine Millionen Anfragen | |
Bis zum Mittwochmorgen hat das BSI bereits 8,5 Millionen Anfragen von | |
besorgten Internet-Nutzern bearbeitet. Das sagte BSI-Präsident Michael | |
Hange in Berlin. Darunter seien 750 000 Betroffene gewesen. Die Behörde | |
bemühe sich, mit dem Ansturm an Anfragen fertig zu werden, sagte Hange am | |
Rande einer Konferenz zur Cybersicherheit. | |
Auf der Webseite können Nutzer ihre E-Mail-Adresse eingeben, die dann mit | |
den Daten abgeglichen wird. Auch die Bundesregierung wies auf die Testseite | |
hin. | |
Die Zugangsdaten tauchten bei der Analyse von Botnetzen auf. Das sind | |
Netzwerke gekaperter Computer, die oft ohne das Wissen der Nutzer mit | |
Schadsoftware infiziert wurden. Kriminelle benutzen solche Zombie-Rechner | |
beispielsweise, um massenhaft E-Mails mit Werbung oder Schadprogrammen zu | |
versenden. | |
Die Datensätze können nicht nur auf gekaperte E-Mail-Konten hindeuten. | |
Dieselbe Kombination aus Mail-Adresse und Passwort verwenden viele | |
Internet-Anwender fahrlässig auch zum Anmelden bei anderen Dienste, etwa | |
für Online-Netzwerke wie Facebook oder bei Shopping-Seiten. | |
Der netzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Klingbeil, | |
forderte angesichts des Falls mehr Investitionen in die | |
Sicherheitsforschung. „Dieser Fall zeigt, wie sich das Thema Identitätsklau | |
im Netz entwickelt hat, und dass wir damit auch in Zukunft wohl noch viel | |
zu tun haben werden“, sagte Klingbeil der Zeitung Tagesspiegel. Es sei | |
Aufgabe der Politik, die digitale Selbstständigkeit des Bürgers zu | |
unterstützen und die Sicherheitsforschung zu stärken. „Das wird Geld | |
kosten, was wir aber investieren sollten.“ | |
22 Jan 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bsi.bund.de/ | |
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