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# taz.de -- Fairer Online-Händler in der Krise: Crowdgenossen gesucht
> „Fairnopoly“ wollte den Internet-Einkauf revolutionieren und eine
> Alternative zu Amazon bieten. Doch den Gründern fehlt nun Geld und Zeit.
Bild: Da muss noch ganz viel Crowdfunding-Geld rein.
BERLIN taz | Dem Internet-Start-up Fairnopoly geht das Geld aus: Um eine
Insolvenz zu vermeiden, kündigte die Geschäftsleitung die Verträge von elf
Angestellten bereits zum Ende des Jahres 2013. Im Dezember habe die Firma
in Absprache mit den Mitarbeitern schon einige Gehälter zurückgestellt,
sagt Fairnopoly-Gründer und -Geschäftsführer Felix Weth der taz. Derzeit
seien nur noch zwei Kollegen fest angestellt. Auch die
Crowdfunding-Kampagne, die die Berliner Firma mit frischem Kapital
versorgen sollte, läuft bisher schleppend.
Mit dem vor einem Jahr gegründeten Unternehmen wollen Weth und sein Team
eine Alternative zu konventionellen Onlinemarktplätzen wie Amazon und Ebay
anbieten. Mit einem zentralen Unterschied: Fairnopoly versteht sich als
faires Unternehmen. Gewährleistet werden soll das zum einem mit einem hohen
Anteil fair produzierter Ware, für die nur die Hälfte der sonst üblichen
Verkaufsprovision anfällt.
Zum anderen ist auch die Unternehmensform ein Gegenentwurf zu Konzernen wie
Amazon: Fairnopoly ist eine Genossenschaft. Interessierte können Anteile
kaufen und so Mitglieder mit Stimmrecht werden. Zusätzlich setzt sich das
Start-up Transparenz zum Ziel. So kann beispielsweise jeder online die
Firmenkonten einsehen.
Bisher hat sich diese Strategie allerdings nicht ausgezahlt. Der Vorstand
habe zu wenig Zeit für die Entwicklung des Marktplatzes eingeplant und mit
einem steileren Anstieg der Benutzerzahl gerechnet, räumt Weth ein. Deshalb
habe er die Planung für die kommenden Monate ändern müssen.
Zudem hält ein Rechtsstreit das Unternehmen auf Trab: Eine große
Anwaltskanzlei hatte Fairnopoly im Namen des Monopoly-Herstellers Hasbro
abgemahnt. Der US-amerikanische Spiele- und Spielzeugproduzent sieht seine
Markenrechte durch den Namen der Firma verletzt. Zwar versuchen sich die
beiden Seiten mittlerweile an einer außergerichtlichen Einigung, doch der
Konflikt ist nicht vom Tisch.
## Hoffen auf die letzten Tage
Gleichzeitig steht eine weitere Finanzierungsrunde auf der Kippe: Auf
[1][dem Onlineportal Startnext] wirbt die Firma noch bis zum 7. Februar um
neue Genossenschaftsmitglieder. Rund 56.000 Euro sind bei dieser
Crowdfunding-Kampagne bisher zusammengekommen. 125.000 Euro sind das
Minimalziel. Wird dieser Betrag in den kommenden 15 Tagen nicht erreicht,
muss nach den Startnext-Regeln auch das bis zum Stichtag gesammelte Geld
zurückgezahlt werden.
Der Crowdfunding-Experte Wolfgang Gumpelmaier hält die Mindestmarke jedoch
für realistisch. Schließlich habe das Unternehmen im vergangenen Jahr bei
einer ersten Finanzierungsrunde auf der Website fast 850 Unterstützer
gefunden, sagt er. Diese Leute könnten erneut einspringen, weil sie das
Projekt nicht scheitern lassen wollten.
Das Problem: Selbst wenn die 125.000 Euro geknackt werden, kann Fairnopoly
seinen Angestellten noch keine Löhne zahlen. Deshalb hatte sich der
Vorstand eigentlich ein höheres Ziel gesteckt: 500.000 Euro. Das könne
schwierig werden, schätzt Crowdfunding-Experte Gumpelmaier. Dafür müssten
die Gründer noch eine große Anzahl Genossen über die „bestehende Crowd“
hinaus anwerben.
Die Fairnopoly-Macher hoffen noch auf einen Umschwung. Es sei eine
spezielle Crowdfunding-Dynamik, dass in der letzten Woche noch die Hälfte
des Zielbetrages reinkommen könne, sagt Ulrike Pehlgrimm. An einen
erfolgreichen Endspurt glaubt auch Geschäftsführer Weth: „Man muss einen
gewissen Handlungsdruck aufbauen.“ Und der ergebe sich für viele
Unterstützungswillige erst, wenn es „um alles oder nix“ gehe.
25 Jan 2014
## LINKS
[1] http://www.startnext.de/fairnopoly2
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
Genossenschaft
Crowdfunding
Amazon
Amazon
Fairer Handel
Genossenschaft
Internethandel
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