| # taz.de -- Obdachlose im Winter: Betten sind Mangelware | |
| > Obdachlose haben es schwer bei der Suche nach Schlafplätzen. Viele | |
| > Notübernachtungsstellen sind überbelegt, eine Initiative in Prenzlauer | |
| > Berg muss schließen. | |
| Bild: Ein warmer Kaffee ist immerhin ein Anfang: Obdachloser in Berlin | |
| Die Lattenroste der Betten stehen zusammengeklappt an einer Wand, davor | |
| stapeln sich Umzugskartons. Die Schlafsäle der Initiative mob e. V. sind | |
| bereits leergeräumt. In den Räumen der Notübernachtung an der Prenzlauer | |
| Allee wird in dieser Nacht niemand mehr schlafen, obwohl die Temperaturen | |
| draußen unter null Grad fallen. „Das spricht sich schnell herum. Es kommt | |
| keiner mehr hierher, um einen Schlafplatz zu suchen“, sagt Karl S., | |
| ehrenamtlicher Mitarbeiter der Initiative mob e. V. „Obdachlose machen | |
| mobil“. | |
| Zum 31. Januar dieses Jahres wurden der Initiative die Räume gekündigt, in | |
| denen das ganze Jahr über 18 Leute einen Schlafplatz finden konnten. „Wir | |
| passen hier nicht mehr in die Gegend, hat uns die Hausverwaltung zu | |
| verstehen gegeben“, sagt Karl S. „Hier ist eben alles schicker geworden.“ | |
| Das Café und die Redaktion des Strassenfegers, die ebenfalls zum mob e. V. | |
| gehören, können in die Storkower Straße umziehen. Für die Notübernachtung | |
| aber findet der Bezirk in diesen Wintertagen keinen Platz. | |
| Um die Anzahl der Übernachtungsmöglichkeiten sieht es derzeit ohnehin | |
| düster aus. Die Einrichtungen seien überbelegt, sagt Johannfried | |
| Seitz-Reimann vom Kältehilfe-Telefon. Durchschnittlich gebe es im Januar | |
| pro Nacht 464 Betten in Berliner Notübernachtungsstellen. Tatsächlich hätte | |
| es aber jede Nacht 510 Übernachtungen gegeben. Draußen bleiben muss zwar | |
| keiner, denn große Einrichtungen wie die der Stadtmission in der Lehrter | |
| Straße würden keinen abweisen, sagt Seitz-Reimann. Aber überfüllte | |
| Schlafsäle könnten letztlich keine Lösung sein. | |
| Die Grünen forderten am Montag den Senat zu einer Soforthilfe auf. „Das | |
| größte Problem ist, dass es keine genauen Zahlen dazu gibt, wie viele | |
| Obdachlose in Berlin leben“, sagt Martin Beck, Sprecher für Soziales der | |
| Grünen, zur taz. Die Kältehilfe ist auf eigene Schätzungen angewiesen, die | |
| laut Stadtmission bei 1.000 bis 2.000 Wohnungslosen liegen. | |
| Der Grünen-Politiker Beck fordert, dass der Senat landeseigene Immobilien | |
| für die Kältehilfe bereitstellt. Er möchte, dass es rund 100 Schlafplätze | |
| mehr werden. Am Donnerstag werden die Grünen dazu einen | |
| Dringlichkeitsantrag im Parlament stellen. | |
| ## Die Suche ist schwierig | |
| Die passenden Räumlichkeiten zu finden sei tatsächlich die größte | |
| Schwierigkeit, sagt Ekkehard Hayner, Leiter der Wohnungsnotfallhilfe des | |
| Gebewo Soziale Dienste Berlin. „Man braucht eine Immobilie für die | |
| Kältehilfe meist nur für ein paar Monate. Dann sind Möbel nötig sowie | |
| Dusch- und Waschmöglichkeiten. Das muss langfristig geplant werden“, sagt | |
| Hayner. | |
| Im Fall der Notübernachtungsstelle des mob e. V. in der Prenzlauer Allee | |
| hat auch langfristiges Suchen zu nichts geführt. Schon seit Herbst 2013 ist | |
| klar, dass die Räume mitten im Winter verlassen werden müssen. „Seitdem | |
| sind wir auf der Suche, aber es gibt einfach keine freien Wohnungen“, sagt | |
| Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), Bezirksstadträtin für Soziales in Pankow. | |
| „Wir haben Büroräume gefunden, die aber erst ausgebaut werden müssen und | |
| nicht vor dem Sommer fertig sind.“ | |
| 29 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Bordel | |
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