# taz.de -- Parteitag zur Europawahl: Ein „knallgrüner“ Wahlkampf | |
> Es geht um die Spitzenplätze zur Europawahl und die Haltung der Grünen | |
> zum Freihandel. Am Freitag beginnt ihr Europaparteitag. | |
Bild: Auf welchem Listenplatz wird er landen? Reinhard Bütikofer. | |
BERLIN taz | Mit scharfer Kritik am geplanten Freihandelsabkommen zwischen | |
Europa und den USA ist man inzwischen in bester Gesellschaft: | |
Zivilgesellschaftliche Initiativen mobilisieren seit Monaten gegen das | |
Megaprojekt, das in der größten Freihandelszone der Welt münden soll. Sogar | |
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Landwirtschaftsminister | |
Hans-Peter Friedrich (CSU) melden inzwischen massive Bedenken an. | |
Wo allerdings die Grünen im breiten Spektrum der Mahner und Warner stehen, | |
das ist bisher schwer zu beantworten – die Meinungen darüber, wie man sich | |
zum umstrittenen „Transatlantic Trade and Investment Partnership“ | |
positionieren soll, gehen in der Partei auseinander. | |
Kein Wunder, dass der Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner beim am | |
Freitag beginnenden Europaparteitag mit einer „spannenden Debatte“ zu | |
dieser Frage rechnet. Die Delegierten stimmen in Dresden über das Programm | |
zur Europawahl ab – im 57-seitigen Entwurf heißt es bisher vage: „Das | |
geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) birgt | |
Chancen und Risiken.“ Eine ganze Reihe der 600 Änderungsanträge belegen: | |
Nicht nur die Grüne Jugend findet diese Formulierung inzwischen zu zahm, | |
auch einflussreiche Realos aus der Partei melden Nachbesserungsbedarf an. | |
Zwei der vier potenziellen grünen Spitzenkandidaten für die Europawahl | |
verlangen einen Ausstieg aus den laufenden Freihandelsgesprächen: In einem | |
von der grünen Fraktionschefin im Europaparlament Rebecca Harms und dem | |
Europaabgeordneten Sven Giegold unterstützten Antrag zum Parteitag heißt | |
es: „Wir fordern einen Stopp der Verhandlungen zum TTIP | |
Freihandelsabkommen.“ | |
Die Antragsteller begründen dies unter anderem mit dem intransparenten | |
Verfahren. Auch die grüne Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen hat sich | |
gerade in einem Beschluss mit dem Titel „No, we can’t“ gegen weitere | |
Verhandlungen unter den jetzigen Bedingungen ausgesprochen. Ein anderer | |
Bewerber für einen der Spitzenplätze, Reinhard Bütikofer, hält diesen Weg | |
für falsch: Der Chef der Europäischen Grünen plädiert für klare inhaltliche | |
Mindestanforderungen – mit dem Abbruch der Gespräche möchte er nicht | |
drohen. | |
## Spannender Wettbewerb | |
Auch der Wettbewerb um die Spitzenkandidatur zur Europawahl bleibt | |
spannend. Bütikofer selbst kündigte überraschend an, doch nicht gegen den | |
44-jährigen Herausforderer Giegold auf Listenplatz zwei anzutreten – | |
sondern sich gegebenenfalls mit Platz vier zu begnügen. | |
Der Exparteichef begründet sein Umdenken mit dem Ausgang der „Green | |
Primary“, einer europaweiten Online-Vorwahl: „Das Ergebnis der Primary hat | |
mich überzeugt, dass wir bei der Europawahl mit einem Generationenmix gut | |
aufgestellt sind“, sagte Bütikofer der taz. Der 61-Jährige will also nur | |
noch für Platz zwei kandidieren, wenn die 32-jährige Ska Keller den ersten | |
Listenplatz ergattert. Doch das ist längst nicht sicher, denn der | |
57-jährigen Europa-Fraktionschefin Rebecca Harms werden nach ihrer | |
Niederlage bei der Online-Primary weiter gute Chancen eingeräumt, den | |
Spitzenplatz zu verteidigen. | |
Der Parteivorstand der Grünen versichert, das Gerangel um die | |
Spitzenpositionen sei alles andere als bedauerlich: „Es zeichnet sich für | |
die Liste eine Mischung aus Erfahrung und Erneuerung ab“, sagt | |
Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. Er jedenfalls könne mit beiden | |
möglichen Spitzenduos einen guten, „knallgrünen“ Wahlkampf führen. | |
7 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Astrid Geisler | |
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