# taz.de -- Syrien-Konferenz in Genf: Brahimi ist unzufrieden | |
> Der Vermittler drängt zur Eile. Der Waffenstillstand in Homs wird | |
> verlängert. Laut Uno werden Hunderte von evakuierten Männern verhört. | |
Bild: Einwohner der abgeriegelten Viertel von Homs warten auf die Evakuierung | |
GENF/DAMASKUS ap/afp | Der Vermittler der Uno und der Arabischen Liga, | |
Lakhdar Brahimi, ist unzufrieden mit dem Tempo der syrischen | |
Friedensverhandlungen. Er bezeichnete den Auftakt der zweiten | |
Verhandlungsrunde als „ebenso mühsam“ wie die erste vor zwei Wochen. Die | |
beiden Seiten hätten sich noch nicht einmal auf eine Tagesordnung einigen | |
können, sagte er auf einer Pressekonferenz am Dienstag. | |
„Ich dränge alle zur Eile. Bis auf diejenigen, die Menschen töten. Die | |
sollten sich nicht beeilen“, sagte Brahimi. „Ich bin mir nicht sicher, ob | |
ich Leuten eine Tagesordnung auferlegen kann, die keine wollen. Was kann | |
ich machen? Ihnen eine Pistole an die Köpfe halten? Es ist ihr Land, und | |
sie haben eine große Verantwortung.“ | |
Die beiden Konfliktparteien beschuldigten sich nach einem ergebnislosen | |
Treffen am Dienstag gegenseitig, für die fehlenden Fortschritte | |
verantwortlich zu sein. „Heute gab es offensichtlich keinen Fortschritt“, | |
sagte Oppositionssprecher Luai Safi. „Diese Leute sind nicht hier, um eine | |
politische Lösung zu finden, sondern töten weiter Menschen in Syrien, um | |
die Herrschaft einer Person und die Diktatur aufrechtzuerhalten“. Die | |
Nationale Koalition - das größte Oppositionsbündnis mit Sitz in Istanbul - | |
werde das nicht ewig hinnehmen. | |
Der syrische Vizeaußenminister Faissal Mekdad sprach von „einem weiteren | |
verlorenen Tag“. „Diese Oppositionsgruppe, diese Koalition, besteht darauf, | |
Ihre und unsere Zeit zu vergeuden. Heute haben sie die gesamte Zeit damit | |
vergeudet, über nichts zu sprechen, und zu sagen, dass es in Syrien keinen | |
Terrorismus gibt.“ | |
## Sechs Monate Verhandlungen, um den Menschen in Homs zu helfen | |
Brahimi sagte weiter, nur um einige hundert Menschen aus der belagerten | |
Altstadt von Homs herauszuholen und den Hungernden dort etwas Nahrung zu | |
bringen, sei sechs Monate verhandelt worden. In diesem langsamen Tempo | |
könne es nicht weitergehen. | |
Die syrischen Konfliktparteien verlängerten die Waffenruhe in Homs | |
unterdessen bis Mittwochabend, damit weitere Zivilisten evakuiert werden | |
können. Der syrische Rote Halbmond setzte daraufhin am Dienstag die | |
Hilfsaktion fort, nachdem er am Vortag 473 Zivilisten in Sicherheit | |
gebracht hatte. | |
## Die UNO verteilt Lebensmittelrationen für Familien | |
Laut der UNO wurden in der viertägigen Operation bisher 1.132 Menschen aus | |
Homs gebracht. Zudem verteilte das Welternährungsprogramm (WFP) 310 | |
Familienrationen, die seinen Angaben nach ausreichen, um 1.550 Menschen | |
einen Monat lang zu ernähren. Außerdem wurden 1,5 metrische Tonnen Weizen | |
in die seit anderthalb Jahren belagerten Viertel von Homs gebracht, wo die | |
zuletzt rund 3.000 Menschen von wenig mehr als Gras und Oliven lebten und | |
zum Teil nichts zu trinken hatten. | |
Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sagte, Hunderte Homser | |
Männer seien von der Regierung nach ihrer Rettung aus Homs befragt worden. | |
Insgesamt seien 336 Männer unter 15 oder über 55 Jahren in einer Schule | |
nahe der Stadt befragt worden. 42 seien freigelassen worden, der Rest sei | |
noch immer in der Hand der Regierung. Laut der Sprecherin sind | |
UNHCR-Mitarbeiter in der Schule präsent, aber bei den Befragungen nicht | |
anwesend. | |
11 Feb 2014 | |
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