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# taz.de -- Ehemalige Teldafax-Manager vor Gericht: Über eine halbe Million Ge…
> Wegen der Pleite des Billigstrom-Anbieters müssen sich drei ehemalige
> Top-Manager vor Gericht verantworten. Den Angeklagten drohen mehrjährige
> Haftstrafen.
Bild: Die Schnäppchensucher sind reingefallen beim Stromdiscounter Teldafax.
BONN dpa | Nach der spektakulären Pleite des Stromdiscounters Teldafax wird
einer der größten Firmenzusammenbrüche in der deutschen
Wirtschaftsgeschichte jetzt strafrechtlich aufgearbeitet. Mit der Erhebung
einer umfangreichen Anklage begann am Dienstag vor der
Wirtschaftsstrafkammer des Bonner Landgerichts der Prozess gegen drei
ehemalige Topmanager des Unternehmens.
Den früheren Teldafax-Vorständen Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten
werden Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßiger Betrug und Bankrotthandlungen
vorgeworfen. Sie sollen verantwortlich sein für die Pleite des Unternehmens
aus Troisdorf bei Bonn sowie für die Schädigung von mehr als einer halben
Million Kunden.
Teldafax hatte Mitte 2011 Insolvenz angemeldet, war aber nach Erkenntnissen
der Staatsanwaltschaft schon zwei Jahre zuvor völlig überschuldet. Die
erhebliche Liquiditätslücke habe zu keinem Zeitpunkt geschlossen werden
können, erklärten die Ankläger. Die Tilgung fälliger Verbindlichkeiten habe
nicht ausgereicht, um die Zahlungsunfähigkeit zu beseitigen.
Durch neue Tarifmodelle, die erhebliche Vorauszahlungen für Gas- und
Stromlieferungen vorsahen, sei ab Sommer 2010 eine Vielzahl von Kunden
geschädigt worden. Außerdem habe die Buchführung von Teldafax nicht den
gesetzlichen Ansprüchen entsprochen.
## Die Angeklagten schweigen
Zu den Tatvorwürfen machten die Angeklagten am ersten Verhandlungstag keine
Angaben. Dem Angeklagten Koch hatten Gericht und Staatsanwaltschaft wegen
minderer Schwere schon vor dem Prozess angeboten, gegen ein Geständnis mit
einer milderen Strafe von maximal zwei Jahren auf Bewährung davonzukommen.
Die Verteidigung kritisierte in ausführlichen Anträgen die Besetzung des
Gerichts. Der Fall Teldafax wird wegen Überlastung der 7.
Wirtschaftsstrafkammer derzeit an einer Hilfskammer verhandelt, die Anwälte
sprachen von einer unzulässigen Einzelfall-Zuweisung und einem Verstoß
gegen das Gerichtsverfassungsgesetz.
Hintergrund der Teldafax-Pleite ist ein riskantes Geschäftsmodell der
Unternehmensführung: Strom und Gas wurden teurer eingekauft als verkauft –
so wurden Verluste bewusst akzeptiert. Die Marketing-Chefin des
Stromanbieters hat nach Informationen aus Justizkreisen bereits einen
Strafbefehl angenommen. Mit schnell wachsenden Kundenzahlen, so die
Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, habe der Vorstand das Unternehmen für
Investoren attraktiv machen wollen.
## 500 Millionen Euro Schaden
##
Insolvenzverwalter Biner Bähr, der Mitte 2011 vom Bonner Amtsgericht
ernannt worden war, hatte bereits auf der ersten Gläubigerversammlung
klargestellt: „Hier haben Leute versucht, mit dem Unternehmen Geld zu
verdienen auf Kosten anderer.“ Nach seiner Schätzung soll sich der
Gesamtschaden auf 500 Millionen Euro belaufen. Das Insolvenzverfahren ist
noch nicht abgeschlossen und könnte sich noch Jahre hinziehen.
Die Teldafax-Pleite war der erste große Zusammenbruch eines Unternehmens
auf dem Energiemarkt. Im April 2013 trat mit Flexstrom dann ein weiterer
Billigstromanbieter den Gang zum Insolvenzgericht an. Gemessen an der Zahl
der Geschädigten gilt der Fall Teldafax als eine der größten Insolvenzen in
der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Der Prozess in Bonn soll an diesem
Freitag fortgesetzt werden.
18 Feb 2014
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