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# taz.de -- LGBT-Rechte beim Militär: Eine Weltkarte der Zivilisation
> Eine Studie untersucht die Armeen der Welt auf ihren Umgang mit queerem
> Personal. Die Ergebnisse bestätigen das Selbstbild westlicher
> Überlegenheit.
Bild: Empirisch hieb- und stichfeste Handreichung für geopolitische Erwägungen
BERLIN taz | Die Streitkräfte Neuseelands, der Niederlande und
Großbritanniens zeigen sich weltweit am offensten für Personal mit
Lesbisch/Schwulem/Bi- und Transsexuellem (LGBT) Hintergrund. Das ergibt
eine am Donnerstag vorgestellte [1][Studie des „Centre for Strategic
Studies“] in Den Haag. Auch die Bundeswehr erreicht mit ihrer relativen
Offenheit für nicht-heterosexuelle Lebensweisen einen guten elften Platz.
Die letzten Plätze der Rangliste sind reserviert für Nigeria, den Iran und
Saudi-Arabien. Uganda ist überraschend noch sieben Plätze vom Listenende
entfernt. Wahrscheinlich waren die [2][„Kill-the-gays-Gesetze“] des Landes
während der Datenerhebung noch nicht verabschiedet.
Das Problem mit Statistiken ist nun nicht, dass sie lügen. Niemand wird
wohl ernsthaft bestreiten können, dass die Situation von LGBTs unerträglich
ist in Russland, muslimisch geprägten Ländern oder dort in Afrika, wo
amerikanische evangelikale Sekten ihre Ideologien mit viel Geld unter die
Leute bringen. Das Problem hier ist das schon in der Fragestellung
mitschwingende Vorurteil und die daraus folgende Auswahl des zu
untersuchenden Datenmaterials.
Wer zum Beispiel glaubt, dass die Welt sich in eine zivilisierte (die
westliche) und eine unzivilisierte (der ganze Rest) unterteilt, benötigt
gar keine Datenerhebung um eine Karte zu erstellen, die umso schwärzer
wird, je niedriger die angenommene lokale Zivilisationsstufe ist. Diese
zahlengestütze Brachialethnologie ist nur das, was sie schon zu Zeiten der
Kolonialkriege war: der akademische Weihekranz auf dem imperialen
Überlegenheitswahn der westlichen Welt.
So bekommen die „Anderen“ ganz unmissverständlich ihre Farbe, und wir
unsere. Wie anders ist diese Art der Kartographie zu verstehen, denn als
Aufforderung an unserem Wesen eine ganze Welt genesen zu lassen? Denn es
ist doch so gut zu wissen, dass unsere Soldat_*innen im Sturmgepäck nicht
nur die besseren Waffen, sondern auch das überlegene genderpolitische
Rüstzeug haben. Zumindest, solange sie nicht aus dem falschen
[3][baden-württembergischen Dorf] stammen.
21 Feb 2014
## LINKS
[1] http://www.hcss.nl/news/lgbt-military-index/873/
[2] http://dish.andrewsullivan.com/2014/02/18/things-get-much-worse-in-uganda/
[3] /Sexuelle-Vielfalt-im-Unterricht/!130274/
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Bundeswehr
Schwerpunkt LGBTQIA
Sexuelle Gewalt
Sicherheitskonferenz
Europa
Schwerpunkt Erster Weltkrieg
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