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# taz.de -- Inklusion in Hamburg: CDU will inklusive Leuchttürme
> Geht es nach der CDU, sollen förderbedürftige Kinder nur noch auf
> „Leuchtturmschulen“ gehen. Grüne und GEW fordern bessere Ausstattung für
> alle.
Bild: Leuchttürme sollen her: Die CDU hat für die Inklusion behinderter Kinde…
Einen „Neustart mit Augenmaß“ bei der Inklusion behinderter Kinder an den
Schulen schlägt die Hamburger CDU vor. Recht kommen dürfte das ausgerechnet
dem SPD-Senat: Der hatte sich zuletzt häufig anhören müssen, er stelle zur
Bewältigung der selbst gesetzten Ziele zu wenig Lehrer bereit.
In der Konsequenz bedeutet der CDU-Vorschlag eine Einschränkung von
Paragraf 12 des Schulgesetzes. Dieser räumt behinderten Kindern das Recht
ein, eine allgemeine Schule zu besuchen. So kann ein Fünftklässler mit
Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache, emotionale Entwicklung (LSE)
zurzeit jede Stadtteilschule besuchen. Dafür erhalten diese Schulen eine
pauschale „systemische“ Ressource: ein Kontingent an Förderstunden.
In der Anmelderunde fürs neue Schuljahr sind etwa doppelt so viele
LSE-Kinder angemeldet worden wie die in Rabes Konzept vorgesehenen acht
Prozent (siehe Kasten). Die CDU schlägt nun vor, die Inklusion zunächst auf
einige „Leuchtturmschulen“ zu begrenzen, um die anderen Schulen zu
entlasten. Zudem soll geprüft werden, ob Kinder mit besonderem Bedarf auch
gegen den Willen ihrer Eltern „extern beschult“ werden können.
„Es geht uns nicht darum, die Inklusion in Frage zu stellen“, erklärt Karin
Prien, Fachsprecherin Schule der CDU-Fraktion. Bei den anderen Fraktionen
sorgt der Vorstoß dennoch für Empörung. Die Christdemokraten setzten auf
„Ausgrenzung“, kritisiert etwa der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Lars
Holster. „Wie soll man das den Kindern mit Behinderung erklären, die
bereits an Regelschulen sind?“ Konzentriere man die LSE-Kinder an wenigen
Lernorten, entstünden dort faktisch neue Förderschulen.
„Die CDU vollzieht eine rolle rückwärts“, sagt auch Stefanie von Berg (Die
Grünen). Sie fürchtet eine Zergliederung des Schulsystems – sagt allerdings
auch, dass das in Hamburg bestehende Ressourcenmodell nicht reiche. Das
Nachbarland Niedersachsen, hat sie ausgerechnet, statte seine Schulen
deutlich besser aus. Daher fordert von Berg einen Inklusionsfonds von 15
Millionen, Euro um akut unterversorgten Schulen zu helfen.
„Man muss davon weg, dass eine so große Reform nichts kosten darf“, sagt
die Hamburger GEW-Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze. Dass sich die Zahl der
zu fördernden Kinder gegenüber früher so stark erhöhte, sei kein Wunder.
Sie selbst habe als Lehrerin erlebt, dass Eltern eine Diagnostik des Kindes
ablehnten – weil sie die Abschulung auf die Sonderschule fürchten. Seit dem
Recht auf Inklusion sei Förderbedarf für die Betroffenen nicht mehr „per se
etwas Schlimmes“.
Hamburg sei mit seinen Integrationsklassen 30 Jahre lang „Vorreiter“
gewesen, ergänzt der Gewerkschafter Stefan Romey. Nötig sei nun
Doppelbesetzung und der Einsatz von qualifizierten Sonderpädagogen bei
Planung und Durchführung des Unterrichts. Die GEW hat errechnet, dass dafür
rund 550 Stellen nötig sind, die etwa 30 Millionen Euro kosten. Nicht
unmäßig viel Geld, so Romey: „Die Wiedereinführung des neunjährigen Abitu…
würde sicher mehr kosten“.
Martin Eckert vom Elternverein „Leben mit Behinderung“ warnt davor, die
Erfolge der Inklusion kaputt zu reden. Es entstünde der Eindruck,
behinderte Kinder seien „ressourcenfressende kleine Ungeheuer“.
Ausgeblendet werde, dass es Schulen gibt, die guten integrierten Unterricht
machen.
26 Feb 2014
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Hamburg
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Turbo-Abi
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