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# taz.de -- Schulung gefordert: Hilfe bei Beziehungsgewalt
> Sowohl Frauen als auch Männer werden von ihren Partnern misshandelt. In
> Bremen fehlt es an Beratungsangeboten für MigrantInnen.
Bild: Die Täter bei häuslicher Beziehungsgewalt sind meistens männlich. Opfe…
Passend zum heutigen Frauentag wollte die Bremer CDU vom Senat noch einmal
ganz genau wissen, wie viele Frauen und Mädchen von häuslicher
Beziehungsgewalt betroffen sind. 576 waren es in der Stadt Bremen im
vergangenen Jahr – und außerdem 125 Männer und Jungen. Als Täter wurden mit
587 Personen überwiegend Männer ermittelt. Dem standen 82 Frauen gegenüber.
Überproportional oft betroffen sind Frauen mit einem Migrationshintergrund.
Dies stellte zuletzt der Bericht der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe
„Häusliche Beziehungsgewalt“ des Senats aus dem Jahr 2011 fest. Damals
wurde bemängelt, dass es an Beratungsangeboten für diese Gruppe mangelt.
Auch in der Antwort auf die CDU-Anfrage taucht lediglich der Verweis auf
eine Mitarbeiterin des AWO-Fachdienstes Migration und Integration auf.
Diese bietet Sprechstunden an, in denen häusliche Gewalt auch ein Thema
sein kann. Sie hatte auf Anfrage der taz bemängelt, dass der Einruck
entstehen könne, alle Migrantinnen würden von ihren Männern geschlagen oder
zwangsverheiratet. „Konflikte entstehen, wenn Frauen sich wehren. Das ist
auch ein Zeichen von Integration“, so Cevahir Cansever damals.
Außerdem forderte sie, Beraterinnen ohne Migrationshintergrund zu schulen,
um kulturspezifische Klischees abzubauen, mit denen sich migrantische
Frauen oft konfrontiert sähen.
Das ist offenbar in der Zwischenzeit geschehen. Der Sprecher von
Sozialsenatorin Anja Stahmann (Die Grünen), Bernd Schneider, verwies auf
eine von der Gleichstellungsbeauftragten des Landes Bremen organisierte
Fortbildung für die Beratungsstellen, die Mitglied im von ihr koordinierten
Arbeitskreis Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind. Sie habe 2012 eine
Fachveranstaltung „Was hat Gewalt mit Kultur zu tun?“ durchgeführt.
Dass das Beratungsangebot für Migrantinnen ausbaufähig ist, räumte er ein.
Bei der AWO seien „die Kapazitäten in sehr hohem Maße ausgelastet“.
Zusätzlichen Bedarf gebe es auch in Bremen Nord, wo in Lüssum im kommunalen
Haus der Familie eine türkischsprachige Mitarbeiterin ein paar Stunden
Beratung zu Gewalt anbiete. „Auch das ist nach unserer Kenntnis
unzureichend“, so Schneider. Der Arbeitskreis Häusliche Gewalt in
Bremen-Nord habe die Senatorin bereits mit der Bitte um Aufstockung
angeschrieben.
Wesentlich mehr Geld gibt es für den Verein Neue Wege, das einzige Bremer
Projekt, das ein spezifisches Beratungs- und Begleitungsangebot zu
häuslicher Gewalt macht und auch mit Tätern und Täterinnen arbeitet. 2011
hatte eine Mitarbeiterin der Gleichstellungsbeauftragten dessen städtische
Förderung als „schlechten Witz“ bezeichnet. 15.000 Euro gab es jährlich.
2012 und 2013 waren es dann schon 30.000 Euro mehr. In diesem Jahr, so
Schneider, sei die Förderung noch einmal auf 64.000 Euro aufgestockt
worden.
Bislang keine Lösung gibt es für ein Problem, das die Sozialsenatorin Anja
Stahmann 2011 bei der Diskussion des damals vorgestellten Berichts in der
Bürgerschaft selbst ausgemacht hatte. Es müsse Beratungsangebote geben, „wo
Frauen keine Angst haben, dass ihnen die Kinder weggenommen werden“, hatte
sie damals angeregt. Denn häufig sei die erste Anlaufstelle für die
Betroffenen das Amt für soziale Dienste, wo geklärt wird, wie die Familie
weiter leben kann. Der Bericht kam zu dem Schluss, dass viele Frauen diesen
Schritt scheuen und in Bremen eine zentrale, niedrigschwellige
Interventionsstelle fehle.
7 Mar 2014
## AUTOREN
Eiken Bruhn
## TAGS
Bremen
Gewalt gegen Frauen
Gewalt gegen Männer
häusliche Gewalt
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Frauenhäuser
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