# taz.de -- Urteil gegen Uli Hoeneß: Keine Bewährung | |
> Uli Hoeneß ist in erster Instanz verurteilt – zu dreieinhalb Jahren Haft. | |
> Das Gericht folgte in weiten Teilen der Argumentation der | |
> Staatsanwaltschaft. | |
Bild: Sah schon vor dem Urteil nicht sehr erfreut aus: Uli Hoeneß. | |
MÜNCHEN dpa/afp | Uli Hoeneß muss mit einer Haftstrafe von drei Jahren und | |
sechs Monaten für seine millionenschwere Steuerhinterziehung büßen. Das | |
Landgericht München sprach den Präsidenten des FC Bayern München am | |
Donnerstag in einem der spektakulärsten Steuerverfahren in Deutschland in | |
sieben Fällen schuldig. Hoeneß hatte dem Fiskus mit einem Geheimkonto in | |
der Schweiz mindestens 27,2 Millionen Euro an Steuern vorenthalten. Hoeneß | |
blickte beim Urteilsspruch zu Boden und zeigte nur wenig Regung. | |
Uli Hoeneß bleibt trotz seiner Verurteilung zu einer Haftstrafe ohne | |
Bewährung zunächst auf freiem Fuß. Das Landgericht München II hielt den | |
gegen Hoeneß bestehenden Haftbefehl zwar aufrecht. Dieser bleibt nach den | |
Worten von Richter Rupert Heindl aber außer Vollzug gesetzt. | |
Das Gericht blieb unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die wegen | |
eines besonders schweren Falles von Steuerhinterziehung für eine Haft von | |
fünf Jahren und sechs Monaten plädiert hatte. Die Verteidigung hielt | |
höchstens eine Bewährungsstrafe für angemessen, sollte das Gericht die | |
Selbstanzeige als unwirksam erachten. Beide Parteien können in Revision | |
gehen. Nächste Instanz ist der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. | |
Als Richter Rupert Heindl um 14.07 Uhr das Urteil verkündete, zuckten | |
Hoeneß' Mundwinkel. Seine Ehefrau Susi litt im Zuschauerbereich mit und war | |
nach dem Richterspruch völlig erstarrt. | |
Am vierten und letzten Verhandlungstag hatte es keine weiteren | |
Beweisanträge gegeben. Das Verfahren konnte damit gleich mit den Plädoyers | |
fortgesetzt werden. Ankläger Achim von Engel sprach von einem besonders | |
schweren Fall von Steuerhinterziehung. Hoeneß' Anwalt Hanns Feigen hatte in | |
seinem rund 50-minütigen Schlussplädoyer auch eine Aussetzung des | |
Haftbefehls gefordert. Falls das Gericht davon ausgehe, die Selbstanzeige | |
sei wirksam, müsse von Straffreiheit ausgegangen werden. „Ich habe dem | |
Vortrag von meinem Verteidiger nichts hinzuzufügen. Er hat alles gesagt, | |
was ich nicht besser hätte formulieren können“, sagte Hoeneß in seinem | |
Schlusswort. | |
## Erschütterung für den FC Bayern | |
Der 62-Jährige legte seiner Frau Susi die Hand auf den Arm, als er vor der | |
Beratung des Gerichts für rund zweieinhalb Stunden zwischen Hoffen und | |
Bangen verließ. Sein Haftbefehl war im Frühjahr vergangenen Jahres gegen | |
eine Kaution von fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt worden. Die | |
Anklage war ursprünglich von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern | |
ausgegangen. Im Laufe des Prozesses war die Summe auf mindestens 27,2 | |
Millionen Euro emporgeschnellt. Die Verteidigung hatte diese Steuerschulden | |
anerkannt. | |
Das Urteil dürfte auch den FC Bayern erschüttern. Hoeneß ist seit | |
Jahrzehnten das Gesicht des Vereins. Als Spieler, Manager, Präsident und | |
Aufsichtsratsvorsitzender der AG prägte und prägt der Patriarch vom | |
Tegernsee den erfolgreichsten deutschen Fußball-Club. Kann er seine Ämter | |
als Präsident und Aufsichtsrat nun behalten? | |
Der seit 2009 als Präsident amtierende Hoeneß hatte auf der | |
Mitgliederversammlung im November 2013 angekündigt, nach dem Prozess die | |
„Vertrauensfrage“ zu stellen. „Ich werde mich jedem Votum, das sie treffe… | |
unterwerfen“, hatte Hoeneß zu den Mitgliedern gesagt. Er wolle ihnen auf | |
einer außerordentlichen Hauptversammlung „das Recht geben, zu entscheiden, | |
ob ich noch der richtige Präsident für diesen Verein bin“. | |
VW-Chef Martin Winterkorn stellte eine schnelle Reaktion des mit weiteren | |
deutschen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrates in Aussicht. Nach dem | |
Urteilsspruch „muss sich der Aufsichtsrat beraten. Vorher nicht“, sagte der | |
Volkswagen-Chef am Donnerstag – vor dem Urteilsspruch – bei der | |
Bilanzvorlage des Autobauers in Berlin. | |
Im Kern ging es bei den Plädoyers um die Wirksamkeit der im Januar 2013 von | |
Hoeneß gestellten Selbstanzeige. „Eine wirksame Selbstanzeige, die die | |
Verfolgung verhindern würde, liegt nicht vor“, meinte der Staatsanwalt. | |
## Rückkehr zur Steuerehrlichkeit | |
„Die Tat wird überlagert von einer vollständigen Rückkehr zur | |
Steuerehrlichkeit“, sagte hingegen Feigen. „Die Stunde Null dieses | |
Verfahrens ist der 17. Januar 2013. Das war die Rückkehr des Herrn Hoeneß | |
zur Steuerehrlichkeit“, betonte der Staranwalt. Schon aus der Selbstanzeige | |
hätten sich über eine Schätzung die Steuerschulden errechnen lassen, | |
argumentierte Anwalt Feigen. Daraus habe die Finanzverwaltung zwei Wochen | |
nach dem Einreichen der im Januar 2013 eingereichten Selbstanzeige in einer | |
Probeberechnung sogar eine Steuerschuld von 70 Millionen Euro errechnet. Da | |
lägen die jetzt veranschlagten 27 Millionen deutlich darunter, betonte | |
Feigen. | |
Es gebe bisher keine Urteile, wie mit einer solchen fehlgeschlagenen | |
Selbstanzeige umzugehen sei, erklärte Feigen. Es sei zu prüfen, warum die | |
Selbstanzeige fehlgeschlagen sei. Das sei nicht die Schuld von Hoeneß | |
gewesen. Die Selbstanzeige sei von Beratern erstellt worden. Es wäre besser | |
gewesen, lediglich eine Schätzung vorzunehmen. | |
An den Staatsanwalt gerichtet sagte Feigen, er halte die von ihm beantragte | |
Strafe „in der Oktave für völlig verfehlt“. Auch die Anklagebehörde habe | |
festgehalten, „dass ohne die Selbstanzeige die Ermittlungen der Behörden | |
ergebnislos verlaufen wären“. | |
Für Hoeneß spreche zwar, dass er ein Geständnis abgelegt habe, nicht | |
vorbestraft sei und unter einer großen psychischen Belastung stehe, räumte | |
Ankläger von Engel ein. Der Prozess habe einen „gewaltigen medialen | |
Wirbelsturm“ ausgelöst. Hoeneß habe öffentlich am Pranger gestanden. Auch | |
Hoeneß' Lebensleistung, sein soziales Engagement und die verunglückte | |
Selbstanzeige können den Bayern-Boss aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht | |
vor einer Gefängnisstrafe bewahren. Gewichtige Milderungsgründe, die eine | |
Bewährungsstrafe rechtfertigen würden, seien das alles nicht, erklärte von | |
Engel. | |
13 Mar 2014 | |
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