# taz.de -- Prozess gegen Hoeneß: Knast oder Einstellung? | |
> Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben ihre Plädoyers im Prozess gegen | |
> Uli Hoeneß gehalten. Das Urteil wird am Nachmittag erwartet. | |
Bild: Muss er in den Knast oder nicht? Uli Hoeneß auf dem Weg zum Landgericht … | |
MÜNCHEN taz | Fünf Jahre und sechs Monate. Die Bayernfans im Gerichtssaal | |
reißen die Augen auf. Einer atmet laut aus, ein anderer schlägt sich die | |
Hände vors Gesicht. Fünf Jahre und sechs Monate, das ist eine Ansage. | |
So lange, das hat der Staatsanwalt gerade gefordert, soll Uli Hoeneß ins | |
Gefängnis. Der Präsident ihres Vereins verzieht keine Miene. Das ganze | |
Plädoyer über hatte er den Staatsanwalt fixiert und die Lippen | |
zusammengepresst. | |
Am frühen Nachmittag werden die Richter das Urteil in seinem Prozess | |
verkünden. Dann könnte den Fußball-Manager als verurteilten | |
Steuerhinterzieher das Gefängnis erwarten. Sein Verfahren könnte aber auch | |
eingestellt werden, dann wäre Hoeneß aus dem Schneider. Auch diese Option | |
ist noch immer möglich. | |
Nach drei Verhandlungstagen ging der Prozess vor dem Münchner Landgericht | |
am Vormittag in die entscheidende Phase. Star-Anwalt Hanns Feigen plädierte | |
dafür, das Verfahren gegen Hoeneß einzustellen. Die Selbstanzeige, die der | |
Bayern-Präsident im Janur 2013 einreichte, sei weniger lückenhaft als oft | |
behauptet. Die Höhe der Steuerschuld – 27,2 Millionen Euro – habe man aus | |
ihr bereits grob abschätzen können. In der Selbstanzeige steckten zwar | |
Formfehler. Wirksam bleibe sie trotzdem. | |
## 27,2 Millionen Euro | |
Die Verteidigung ist sich allerdings nicht sicher, ob die Richter dieser | |
Ansicht folgen werden. Für den Fall, dass Hoeneß verurteilt wird, fordern | |
sie vorsorglich Milde. Die Richtlinie, dass Steuerhinterziehung ab einem | |
Betrag von einer Million Euro automatisch ins Gefängnis führe, gelte in | |
diesem Fall nicht. Hoeneß habe sich nämlich offenbart, bevor ihm das | |
Finanzamt auf die Schliche gekommen war. Deswegen komme statt einer Haft- | |
nur eine Bewährungsstrafe in Frage. | |
Die Staatsanwaltschaft sieht das naturgemäß anders. Aus der ersten Version | |
der Selbstanzeige sei die tatsächliche Steuerschuld nicht klar | |
hervorgegangen. Belege und Unterlagen, mit denen das Finanzamt die exakte | |
Summe hätte berechnen können, lagen nicht bei. Mehrere Fristen habe Hoeneß | |
verstreichen lassen, ohne die nötigen Dokumente nachzureichen. | |
Erst im vergangenen Februar, kurz vor Beginn des Prozess, übergaben seine | |
Steuerberater einen USB-Stick mit den nötigen Unterlagen an die | |
Steuerbehörde. Die Selbstanzeige sei somit ohne Zweifel unwirksam. Bei | |
einer Steuerschuld von 27,2 Millionen Euro handelt es sich normalerweise um | |
einen schweren Fall von Steuerhinterziehung. Darauf steht eine Höchststrafe | |
von zehn Jahren Haft. | |
Strafmildernd ist laut Staatsanwaltschaft unter anderem zu werten, dass | |
sich um Hoeneß ein gewaltiger Medienrummel entfacht habe. „Die Belastung | |
ist deshalb sicherlich höher als für einen normalen Angeklagten“, sagte | |
Staatsanwalt Achim von Engel. Hoeneß selbst verzichtete auf ein letztes | |
Wort vor Gericht. „Was mein Anwalt gesagt hat, hätte ich nicht besser | |
formulieren können“, sagte er. Nun beraten sich die drei Richter mit den | |
zwei Schöffen, mindestens bis 14 Uhr. Danach werden sie das Urteil | |
verkünden. | |
13 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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