# taz.de -- Dritter Jahrestag des Syrienkrieges: Das Leid der Kinder | |
> Unicef und andere Organisationen warnen vor dem „Verlust einer ganzen | |
> Generation“. Die Kämpfe gehen weiter: In Jabrud geht die syrische Armee | |
> gegen Rebellen vor. | |
BEIRUT afp/ap/dpa | Die syrische Opposition will auch drei Jahre nach | |
Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad nicht von ihrem Kampf | |
gegen ihn ablassen. Sie werde „das Assad-Regime stürzen, das die | |
Hauptquelle für das Leid des syrischen Volkes ist“, teilte die Syrische | |
Nationale Koalition am Samstag anlässlich des dritten Jahrestags des | |
Syrien-Konflikts mit. | |
Der Präsident der Koalition, Ahmed al-Dschabra, verurteilte den Iran und | |
die libanesische Hisbollah-Miliz für ihre Unterstützung Assads und rief die | |
internationale Gemeinschaft auf, den Rebellen moderne Waffen zu liefern. | |
„Wir kämpfen in einem brutalen Krieg und stehen Feinden gegenüber, die | |
keine Werte oder Moral haben, wie die Banden von (Hisbollah-Chef) Hassan | |
Nasrallah ... Söldner der Heuchelei, die aus dem Irak kommen, bis hin zum | |
Kopf der Schlange in Teheran“, sagte Al-Dschabra bei einer Rede in | |
Istanbul. | |
Die Opposition hat zudem die Veröffentlichung von Geheimdokumenten | |
angekündigt. Oppositionsmedien berichteten am Samstag, es handele es sich | |
um 50.000 Dokumente aus Armee und Geheimdienst, die das Schicksal syrischer | |
und ausländischer Gefangener beträfen. | |
Auch die grausamen Foltermethoden des Regimes von Präsident Baschar | |
al-Assad würden darin beschrieben. Die Dokumente sollen der Opposition von | |
Sympathisanten der Revolution in der Armee und im Sicherheitsapparat | |
zugespielt worden sein. | |
## 5,5 Millionen Kinder betroffen | |
In Beitur haben internationale Hilfsorganisationen auf das Leiden der | |
Kinder in dem Bürgerkriegsland hingewiesen. Der Konflikt habe das Leben von | |
Millionen Kindern und jungen Menschen zerstört, erklärten fünf | |
Organisationen am Samstag gemeinsam in der libanesischen Hauptstadt Beirut. | |
Es bestehe die Gefahr, eine ganze Generation „für immer zu verlieren“. | |
Betroffen seien 5,5 Millionen Kinder, von denen 1,2 Millionen in die | |
Nachbarländer geflüchtet seien. | |
„Die Kinder in Syrien können und dürfen nicht noch ein weiteres Jahr diesem | |
Schrecken ausgesetzt werden“, sagte der Leiter des UN-Kinderhilfswerk | |
Unicef, Anthony Lake. Ihr Leben sei seit drei Jahren von Gewalt und | |
Grausamkeit geprägt. | |
Nach Angaben der fünf Organisationen, zu denen auch Save the Children, | |
Mercy Corps, World Vision International sowie das UN-Flüchtlingshilfswerk | |
zählen, wurden seit Beginn des Konflikts in Syrien 37.000 Babys während der | |
Flucht ihrer Eltern geboren. Jede fünfte Schule in dem Land sei zerstört | |
worden oder werde als militärische Einrichtung genutzt. Nahezu drei | |
Millionen Kinder erhalten demnach keine regelmäßige Schulbildung. | |
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bezeichnete die humanitäre Lage in Syrien als | |
„katastrophal“. Die Hilfe für die Notleidenden dürfe nicht nachlassen, | |
forderte DRK-Präsident Rudolf Seiters. | |
## Auch Steinmeier appelliert | |
„Dem Blutvergießen in Syrien muss endlich ein Ende gesetzt werden“, | |
erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin. Er | |
rief die Führung in Damaskus auf, „endlich die Gewalt gegen das eigene Volk | |
zu beenden und die Vermittlungsbemühungen der internationalen Gemeinschaft | |
nicht länger zu untergraben“. Gleichzeitig forderte er von den radikalen | |
Kräften innerhalb der Opposition eine Abkehr von „Gewalt und Terror“. | |
Ein Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den | |
Regierungstruppen und den Aufständischen ist jedoch nicht abzusehen. Am | |
Samstag wurden aus einer wichtigen Rebellenhochburg in der Provinz Damaskus | |
heftige Kämpfe gemeldet. 13 Anführer der Rebellen und zahlreiche weitere | |
Aufständische seien bei den Gefechten in Jabrud nahe der Grenze zum Libanon | |
getötet worden, verlautete aus Sicherheitskreisen. | |
Das staatliche Fernsehen meldete, die Armee habe weite Teile der Stadt | |
unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren vor allem Kämpfer der | |
libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah an der Offensive beteiligt. | |
Unterstützung erhielten sie demnach von der syrischen Luftwaffe. | |
Der Beginn der Revolte gegen Assad jährt sich an diesem Samstag zum dritten | |
Mal. Die Proteste entzündeten sich an der Festnahme von Jugendlichen wegen | |
Schmierereien auf der Mauer eines Schulgebäudes in Daara im Süden Syriens. | |
„Das Volk will den Untergang des Regimes“, hatten sie dort am 15. März 2011 | |
an die Wand gekritzelt – inspiriert von den Revolutionen in Tunesien und | |
Ägypten. | |
Es folgte eine massive Protestbewegung, die Präsident Assad seither brutal | |
bekämpfen lässt. Der Konflikt entwickelte sich zu einem blutigen | |
Bürgerkrieg, in dessen Verlauf bereits mehr als 146.000 Menschen getötet | |
wurden. Mindestens 2,5 Millionen Syrer flohen vor der Gewalt ins Ausland, | |
weitere 9,3 Millionen Menschen sind in Syrien auf Hilfen angewiesen. | |
15 Mar 2014 | |
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