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# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Man steckt ja nicht drin
> Bei der „Süddeutschen“ zucken alle zusamen, wenn das Internet angeht,
> Gruner + Jahr verkauft sein Haus und Focus.de arbeitet mit miesen Tricks.
Bild: Irgendwo hinten im Bild: die „Süddeutsche Zeitung“.
Hallo taz-Medienredaktion! Kennst Du das? Ein Text beginnt mit der Phrase
„Wer kennt das nicht?“ So soll es angeblich ständig geschehen in der
deutschen Presse- und Phrasenlandschaft. Bei Turi2 habe ich gelesen, dass
der Journalist berichtete, dass jemand sich die Mühe mache,
[1][Texteinstiege dieser Art zu sammeln]. Dinge gibt’s, die gibt’s gar
nicht. Hat mein Opa immer gesagt. In echt. Ich bin mir ja total sicher,
noch nie, noch absolut nie, nie, nie einen Text mit diesem Satz begonnen zu
haben. Aber, wer weiß das schon? Man steckt ja nicht drin.
Auch nicht drinstecken tu ich in der Süddeutschen Zeitung. Das ist die
Tageszeitung, die beim Pro-Quote-Kamelrennen immer Letzte ist. Dabei geht
es um die Frage, wo am meisten Frauen im Bestimmersattel sitzen, weswegen
das süddeutsche Kamel immer sehr traurig zurückbleibt. Jetzt ist wieder ein
Sattel in der Chefredaktion zu besetzen, und nicht nur, dass es wieder
keine Frau wird, zur Abwechslung wird auch an dem Mann, der dafür
vorgesehen ist, [2][rumgemosert].
Der kommt nämlich aus dem Bereich „online“. Das ist der Bereich mit dem
Strom, der für das Ende des Printjournalismus verantwortlich sein wird. Bei
der Süddeutschen muss es so sein wie bei Catweazle: Wenn das Licht bzw. das
Internet angeht, zucken alle zusammen und verstecken sich unterm
Schreibtisch. Du siehst, Medienredaktion – ob Frau oder Mann mit Strom,
wenn Du nicht so richtig, richtig old school bist und Deine wichtigste
Währung nicht die ist, auf der Titelseite oder auf der Seite 3 was
abzusalmen, zählst Du nicht. Wer hätte das gedacht?
Auch nicht gedacht hätte ich, dass es „bei der Bild-Zeitung nur zwei Jobs
gibt. Kai und Lakai“. Das sagt Tom Junkersdorf, der sich als
Bild-Unterhaltungschef à la Kai in der Pornovergangenheit von Sibel Kekilli
gesuhlt hat und jetzt beim Bauer-Verlag als Tom-Tom den Weg durch den
Gossip-Dschungel bahnt. Junkersdorf verantwortet das Blatt Closer, das mit
seiner Ausrichtung auf das zwischenmenschliche Versagen von Sylvie van der
Meis und der Handtasche von Kim Kardashian ein leider Gottes erschreckend
erfolgreiches Heft macht.
Gerne würde ich nach so viel Horror sagen: Schreck, lass nach! Aber es ist
kein Ende des Schreckens in Sicht, denn Focus.de, das … ja was eigentlich?
Also das Dings im Netz mit so Zeug drin, wird neuerdings häufiger
angeklickt als Spiegel Online. Da wird doch der Hund in der Pfanne
verrückt! Zumal Leute, die das genau, sehr genau beobachten, sagen, das
wäre so, weil Focus.de mit billigen Tricks arbeiten würde. Etwa damit,
Meldungen mit großem Klickpotenzial, leicht verändert, mehrmals am Tag
online zu stellen. Das bestärkt mich nicht nur in der Vermutung, dass die
Focus.de-Leser ziemlich dumm sind, es zeigt auch mal wieder, dass in Bayern
die Lüger- und Betrügerbereitschaft schlichtweg sehr hoch ist. Kein Anstand
im Wurstgebiet. Da nützt auch der SM-Heilige an der Wand nix.
Dass Ehrlichkeit am längsten währt, macht die liebe kleine taz deutlich.
taz – wer kennt sie nicht?! Die wirtschaftet so redlich, dass sie sich
jetzt ein neues Haus bauen kann, während Gruner + Jahr überlegt, [3][seine
Inhalte-Hütte zu verkaufen]. Um dann als Mieter dort weiterzuarbeiten. Ich
schlage vor, man holt als Berater Thomas Middelhoff. Der kennt sich mit
derlei Vorhaben aus seiner Karstadt-Zeit bestens aus.
Und wo ist schon der Unterschied, ob man Unterwäsche oder das verkauft, was
sich vor Julia Jäkel und Stephan Schäfer „Journalismus“ nannte? Mit einem
schönen „Heiter kommt weiter!“ aus Hamburg gebe ich zurück nach Berlin!
25 Mar 2014
## LINKS
[1] http://werkenntdasnicht.tumblr.com/
[2] /Kommentar-Print-gegen-Online/!135503/
[3] http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/gruner-jahr-prueft-verkauf-seiner-immob…
## AUTOREN
Silke Burmester
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