# taz.de -- Kreditinstitute schließen Filialen: Abschied von der Bank an der E… | |
> Die Geldbranche hat Strukturprobleme: Deutschland ist „overbanked“. Es | |
> gibt rund 36.000 Filialen – aber nicht mehr lange. | |
Bild: Ich war eine Bankfiliale. | |
HAMBURG taz | „Mehr Geld“ will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi von | |
den Banken in den kommenden Wochen erstreiten. Doch die Zeiten sind | |
ungünstig für knallharte Tarifrunden: Zweigstellen werden derzeit von den | |
Bankvorständen reihenweise geschlossen, Jobs gestrichen. | |
Der Bankenschwund findet in Raten statt. So können sich die Beschäftigten | |
der Hamburger Haspa auf Wunsch eine lange Auszeit gönnen: Deutschlands | |
größte private Sparkasse gibt Mitarbeitern drei ganze Jahre frei und zahlt | |
ihnen obendrein noch 450 Euro im Monat, damit sie früher gehen. Mit diesem | |
Angebot will Haspa-Chef Harald Vogelsang die Personalkosten drücken. Die | |
Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr sank um 153 Personen. | |
Nicht dramatisch angesichts von rund 5.500 Angestellten, aber die Haspa | |
liegt damit im Megatrend: Selbst in einer der reichsten Regionen der EU | |
dünnen Geldinstitute wie die Haspa ihr Netz aus. Mehr als 50 Standorte | |
wurden bereits aufgegeben. Schneller verläuft das Stellensterben am anderen | |
Ende der Republik. 500 Arbeitsplätze will die öffentliche BayernLB | |
streichen– was ihr aufgrund dafür notwendiger Rückstellungen die Bilanz in | |
dreistelliger Millionenhöhe verhagelt. | |
Die Hypo-Vereinsbank (HVB) plant gar einen Kahlschlag: Mehr als die Hälfte | |
der rund 600 Zweigstellen bundesweit will die Tochtergesellschaft der | |
italienischen Unicredit schließen. 1.500 Jobs sollen „abgebaut“ werden – | |
fast jeder dritte. „Wir wollen mit dramatisch weniger Filialen operieren“, | |
sagte HVB-Boss Theodor Weimer in München. Für die Beschäftigten werde es | |
„keine nichtschmerzhaften Lösungen geben“. | |
Weimer und viele seiner Bankerkollegen sehen ein strukturelles Problem. | |
Deutschland sei „overbanked“: Die Branche leistet sich 36.000 | |
Geschäftsstellen, weit mehr, als es Tankstellen und Bäckereien zusammen | |
gibt. Und die Filiale an der Ecke wird offensichtlich immer seltener | |
genutzt. Kunden nehmen den Bankern die Arbeit ab und machen ihre | |
Geldgeschäfte am Computer, selbst bei komplizierten Anlageprodukten. Dazu | |
kommen die Folgen der Finanzkrise: Niedrigstzinsen locken kaum noch Kunden | |
an. | |
## Schlange nur vor Geldautomaten | |
So steht in Filialen mit früher zwei oder drei Kassenschaltern heute | |
höchstens noch vor dem Geldautomaten eine Schlange. Und Bankberater kommen | |
angeblich pro Woche höchstens noch auf fünf Beratungstermine. „Die Beratung | |
ist mit hohen Kosten verbunden“, sagt Anja Peters, Bankenexpertin an der | |
Universität Regensburg. Ziel der Institute sei daher vor allem bei | |
„geringen Anlagevermögen“ die Selbstbedienung übers Internet sogar in der | |
Altersvorsorge. | |
Ungern reden Banker über hausgemachte Defizite. So hat die Gier in der | |
Geldszene, die zum Ausbruch der Finanzkrise 2007 beitrug, viel Vertrauen | |
gekostet. Darunter leidet auch das Backoffice: So hat die Deutsche Bank | |
seit 2012 von etwa 1.900 Stellen allein 1.500 im Investmentbanking | |
gestrichen. Auch Rohstoffhändler sollen dem Vernehmen nach noch auf die | |
Straße gesetzt werden. | |
Davon profitieren clevere Konkurrenten. Vor allem Genossenschaftsbanken | |
genießen heute einen Vertrauensbonus. Auch Direktbanken bieten Heimkunden | |
preiswertere Produkte. Der oberste Verdi-Bankenexperte Uwe Spitzbarth sieht | |
trotzdem keinen Grund für die Angestellten, kleinere Brötchen zu backen: | |
„Für Zurückhaltung gibt es keine Veranlassung.“ | |
Der Banken-Arbeitgeberverband verweist dagegen auf die Neuausrichtung der | |
Branche. Die Institute müssten „mehr denn je die Kosten im Auge behalten“. | |
Es dürfte eine sehr lange Tarifrunde werden. | |
25 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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