# taz.de -- US-Gefangener in Kuba: Enttäuscht von der Regierung | |
> Der seit 2009 in Kuba inhaftierte US-Amerikaner Alan Gross ist seit einer | |
> Woche im Hungerstreik. Er fühlt sich von Obama im Stich gelassen. | |
Bild: Alan Gross, 64, hier im November 2012. | |
BERLIN taz | Seit einer Woche verweigert Alan Gross in seiner Zelle im | |
Militärkrankenhaus von Havanna die Nahrungsaufnahme. Das hat Scott Gilbert, | |
sein US-Anwalt, am Dienstag bekanntgegeben und zugleich angekündigt, dass | |
sein Mandant so lange hungern werde wie nötig. Soll heißen: bis sich die | |
Regierungen der USA und Kubas auf die Modalitäten seiner Freilassung | |
geeinigt haben. | |
Dabei wäre es dem 64-jährigen IT-Spezialisten vermutlich egal, ob er im | |
Austausch für einen, zwei oder alle drei der noch in US-Knästen sitzenden | |
kubanischen Spione freigelassen würde oder, wie es die USA seit 2009 | |
verlangen, ohne jede Gegenleistung. | |
Nach mehr als vier Jahren in kubanischer Haft hat Gross, der mehrfach für | |
die staatliche US-Agency für International Development (USAID) im Einsatz | |
war, offenbar genug. „Ich faste, um Unwahrheiten, Täuschungen und der | |
Tatenlosigkeit beider Regierungen entgegenzutreten“, ließ Gross über seine | |
Anwälte mitteilen. | |
Laut Gross seien beide Länder für seine „willkürliche Haft“ verantwortli… | |
Die einen, weil sie ihn auf eine Kubamission geschickt haben, deren | |
Tragweite und Risiko Gross laut seiner Ehefrau Judy nie bewusst gewesen | |
sei. Die anderen, weil sie ihn als Faustfand im Kalten Krieg mit den USA | |
benutzen und auf einen Austausch von Spionen spekulieren. Zumindest wurde | |
Letzteres von der Tochter des kubanischen Staatschefs Mariela Castro in | |
mehreren Interviews angeregt. | |
## "Cuban Twitter" gab Ausschlag für den Hungerstreik | |
Den Ausschlag für den Hungerstreik, habe ZunZuneo gegeben. Der | |
Nachrichtendienst, der auch als „kubanisches Twitter“ bezeichnet, wird, | |
wurde nämlich nicht von einem privaten Unternehmen initiiert, sondern von | |
den USA. Es sei, so der Sprecher des Weißen Hauses Jay Carney, ein legales | |
Entwicklungsprojekt der schon erwähnten USAID gewesen. | |
Mutmaßungen, es sei ein Geheimprojekt gewesen, seien falsch, so Carney. | |
Nur: Es ging um einen Internet-Nachrichtendienst, der, so [1][enthüllte | |
Associated Press] vergangene Woche, Kritik an der kubanischen Regierung | |
schüren sollte und der als Entwicklungshilfe ausgegeben wurde. | |
Vorwürfe, dass sich USAID auch politisch betätigt, sind nicht neu und haben | |
letztes Jahr zur Ausweisung in Bolivien geführt. Für Alan Gross war der | |
Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, hingegen die Tatsache, dass | |
sein Arbeitgeber, eben USAID, ZunZuneo startete, als er bereits in Kuba in | |
Haft saß. Für ihn der Beweis, dass er nicht auf die Verantwortlichen im | |
Weißen Haus setzen könne. | |
Der Hungerstreik ist nun das letzte Mittel, um für die eigene Freiheit zu | |
kämpfen und ein weiteres Kapitel in dem immer noch andauernden Kalten Krieg | |
zwischen den beiden Ländern. | |
9 Apr 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.washingtonpost.com/politics/us-secretly-created-cuban-twitter-to… | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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