Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Protest gegen Rückführung: Abschiebung verhindert
> Beim Versuch, einen 29-jährigen Flüchtling abzuschieben, kam es am
> Donnerstag zur Eskalation in Göttingen. Aktivisten leisteten erbitterten
> Widerstand.
Bild: Ähnlich wie auf diesem Schild gegen die Abschiebung: Auch in Göttingen …
GÖTTINGEN taz | Mit tumultartigen Szenen endete der Versuch der Göttinger
Polizei, die Abschiebung eines 29-jährigen Somaliers nach Italien
durchzusetzen. Als am gestrigen Donnerstag die ersten Einsatzkräfte der
Polizei am Einsatzort in der Göttinger Nordstadt eintrafen, blockierten
bereits rund 50 Aktivisten den Zugang zur Wohnung des Geflüchteten.
Die Polizei ahnte jedoch, was geplant war: Kurz nach Beginn der Blockade um
6 Uhr trafen Kräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) am
Einsatzort ein. Mit kurzer Verzögerung begannen diese, die Blockaden der
Abschiebegegner aufzulösen.
Mehrere Versuche, die von Aktivisten blockierte Tür aufzustemmen,
scheiterten jedoch. Dennoch gelang es den Beamten der BFE, durch ein im
Parterre gelegenes Kinderzimmer ins Haus einzudringen. Noch während sie die
AktivistInnen zur Räumung des Flurs aufforderten, gingen die Beamten auf
die Blockierer los. Nach anfänglichem Zerren und Schubsen begannen einzelne
Beamte, gezielte Faustschläge auszuteilen.
## Hunde beißen Aktivisten
Auch außerhalb des Hauses ging die Polizei mit den Demonstranten nicht
zimperlich um: Völlig erschöpfte und teilweise bewusstlose Blockierer
wurden über Beton geschleift. Andere Aktivisten holten Sanitäter herbei.
Als eine Hundestaffel versuchte, die Aktivisten von den Verletzten
wegzudrängen, wurden drei von ihnen durch Hundebisse verletzt.
Weiterhin wurden mehrere Menschen durch Pfefferspray, Faustschläge und
Treppenstürze verletzt. Auch Polizisten erlitten Blessuren. Einem Sprecher
der Aktivisten zufolge sei es vor allem „krass, was da riskiert wird, nur
um eine Person nach Italien abzuschieben“.
## Auch Polizisten verletzt
Die Polizeidirektion Göttingen spricht hingegen von „heftigen
Widerstandshandlungen“, die den Einsatz von körperlicher Gewalt zur Folge
hatten. Vier Polizisten seien bei dem Einsatz verletzt worden, fügte der
Polizeisprecher hinzu. Ein Beamter bleibe bis auf Weiteres dienstunfähig.
Die Grüne Jugend Göttingen kritisierte den Polizeieinsatz als „beängstigend
und vollkommen skrupellos“. Protestierende Menschen, die sich untergehakt
hatten, seien „geschubst, geschlagen, mit Schmerzgriffen traktiert und in
mehreren Fällen die Kellertreppe heruntergeworfen“ worden, sagte ein
Sprecher der Jugendorganisation.
Die Blockierer waren dennoch erfolgreich. Als um 8 Uhr nur noch wenige
Aktivisten im Haus ausharrten, brach die Polizei den Einsatz überraschend
ab. Die Stadt Göttingen begründete den Abbruch der Rückführung später mit
„dem massiven Widerstand“ vor Ort.
Detlef Johannson, Pressesprecher der Stadt Göttingen, zufolge ist die
Rückführung des Somaliers nun erstmal ausgesetzt. Was das genau bedeutet,
wissen die Aktivisten noch nicht. Um spätestens 8.30 Uhr steht für einen
von ihnen aber fest: „Das Flugzeug nach Italien ist ohne den Geflüchteten
gestartet.“
11 Apr 2014
## AUTOREN
Christoph Höland
## TAGS
Abschiebung
Göttingen
Niedersachsen
Protest
Abschiebung
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Prozess gegen Göttinger Abschiebegegner: Blockade vor Gericht
2014 versuchten Aktivisten aus Göttingen, eine Abschiebung zu verhindern,
und gerieten mit einer Spezialeinheit aneinander. Jetzt stehen sie vor
Gericht
Debatte um Polizeieinheit BFE: Brandstiftung wird Politikum
Nach einer Brandstiftung in Göttingen stellt sich Niedersachsens
Innenminister Boris Pistorius hinter die umstrittene Göttinger
Polizeieinheit BFE.
Polizeigewalt: Misstrauensvotum gegen Polizei
40 Gruppen und Parteien verlangen die Auflösung der Göttinger
Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit: Die Beamten hätten sich brutal
verhalten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.