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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Vorgegaukelte Einheit
> Beim HSV sind die Verantwortlichen auch im dunkelsten Abstiegskampf vor
> allem damit beschäftigt, selbst gut dazustehen.
Bild: Jeder ist sich selbst der Nächste: HSV-Sportchef Oliver Kreuzer und sein…
„Am Sonntag hat unser HSV die nächste Gelegenheit, wichtige Punkte für den
Klassenerhalt zu sammeln“, informiert die Fanbetreuung des HSV vor der
Auswärtsfahrt zum FC Augsburg. Das klingt so entspannt, als gebe es
anschließend noch diverse weitere Möglichkeiten dafür.
Beim HSV wird auch drei Spiele vor Toresschluss noch nach einer Haltung
gesucht, dem Schreckensszenerio „Erster Abstieg“ wirkungsvoll zu begegnen.
Statt mit Lockerheit versuchte es Sportvorstand Oliver Kreuzer am
Donnerstag [1][mit einem dramatischen Appell]. „Es geht ums Überleben des
Vereins – und um alle Mitarbeiter. Ich hoffe, dessen sind sich alle Spieler
bewusst.“ Hätte er doch lieber geschwiegen, statt selbst in einem Weckruf
noch den Mangel an Vertrauen in die eigene Mannschaft deutlich werden zu
lassen. Zumal Trainer Mirko Slomka unentwegt den Teamgeist ebendieser
Mannschaft lobt.
Kreuzers Auftritt ist insofern symptomatisch für das Führungshandeln beim
HSV, als die Verantwortlichen seit Langem vor allem damit beschäftigt sind,
selbst gut dazustehen. Da rutscht dann auch schon mal ein kleiner
Seitenhieb raus. Und man kann jetzt schon sicher sein: Falls der HSV
tatsächlich absteigt, waren Mannschaft und Trainer schuld, aber sicher
niemand aus Vorstand, Aufsichtsrat und dem Putschistenkreis um die
Initiative HSVplus.
Zu keinem Zeitpunkt hatte man beim HSV wirklich das Gefühl, dass alle
Kräfte gebündelt werden, dass Mannschaft, Verein, Fans und Öffentlichkeit
an einem Strang ziehen, wie es etwa in Bremen im vergangenen Jahr mit der
Initiative „Allez Grün“ gelang.
Dafür sind die Fans noch am wenigsten verantwortlich zu machen. Sie
brachten immerhin am Karfreitag beim Training noch mal 1.500 Menschen auf
die Beine und werden jetzt mit 3.000 Anhängern nach Augsburg fahren. Aber
die Abstiegskämpfe der letzten Jahre und die Auseinandersetzungen über die
Umwandlungspläne des HSV haben Spuren hinterlassen.
## Riesiger Schuldenberg
Egal wie der Abstiegskampf ausgeht – angesichts des riesigen Schuldenbergs
von 100 Millionen Euro und weil die Lizenzvergabe noch nicht erfolgt ist,
bleibt ihnen praktisch keine andere Möglichkeit, als am 25. Mai auf der
Mitgliederversammlung der Umwandlung der Profiabteilung in eine AG
zuzustimmen – und sich damit selbst zu entmachten.
Denn nur so, das wird ihnen seit Monaten eingetrichtert, fließen die
Millionen des Milliardärs Klaus-Michael Kühne. Der ist im
Schattenaufsichtsrat, den die Initiative HSVplus ausgerechnet drei Tage vor
dem Wolfsburg-Spiel präsentierte, über einen Beauftragten vertreten. Auf
dieser Liste steht neben den Exspielern Thomas van Heesen und Peter Nogly
sowie drei Wirtschaftsfachleuten überraschend auch Bernd Bönte, der Manager
der Klitschko-Brüder. Der war bisher eher als Fan von Bayern München
bekannt.
Bei diesen Hintergrundgeräuschen fällt es den Fans schwer, sich noch einmal
zu einer großen Aktion aufzuraffen. Auch die Versuche von Teilen der
Medien, mit Stickern und Slogans so etwas wie eine Euphoriewelle entstehen
zu lassen, wirken eher pflichtschuldig als überzeugend. Da, wo es keine
Einheit gibt, wirken Versuche, eine vorzugaukeln, eher peinlich. Wie soll
man auch an den Sachverstand von Blättern glauben, die vor Saisonbeginn im
Gleichklang mit dem Vorstand von Europapokal-Ambitionen gefaselt haben?
Statt hilflose Appelle in die Welt zu senden, sollten sich alle zu ihrer
Verantwortung für die Situation bekennen. Das würde vielleicht wirklich ein
paar Kräfte freisetzen, die der Mannschaft weiterhelfen.
26 Apr 2014
## LINKS
[1] http://www.abendblatt.de/sport/fussball/hsv/article127267873/Kreuzer-erwart…
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
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