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# taz.de -- Der sonntaz-Streit: Sind Medien noch Vierte Gewalt?
> Glücksspielanzeigen, die wie redaktionelle Artikel aussehen. Artikel, die
> für Easyjet werben. Ist das noch kritischer Journalismus?
Bild: Bewirken die noch was?
Journalisten tragen Verantwortung – gegenüber den Menschen, über die sie
berichten und gegenüber den Menschen, für die sie berichten. Sie müssen
abwägen, wann Informationen wirklich dem öffentlichem Interesse dienen und
wann sie nur dazu sind, Schlagzeilen zu erzeugen. Und Schlagzeilen erzeugen
ist leicht: Dank Smartphone und sozialen Medien kann heute jeder Skandale
auslösen.
Journalisten müssen auch klar trennen zwischen Werbung und redaktionellen
Inhalten. Vom Trend des „Native Advertising“ handelte kürzlich ein Beitrag
im Spiegel: Davon, dass PR-Agenturen Werbetexte verfassen, die wie normale
Artikel aussehen – oft weist nur ein Wort am Seitenrand darauf hin, dass
man gerade bezahlten Content liest.
Kaum war die Geschichte im Spiegel erschienen, wurde sie von
Medienjournalist Stefan Niggemeier auf seinem Blog kritisiert: Auch auf
Spiegel Online gäbe es Anzeigen von Glücksspielfirmen, die wie
redaktionelle Inhalte aussähen.
Wenig später wurde im Tagesspiegel eine Reihe von Artikeln veröffentlicht,
die die Vorzüge von Easyjet priesen. Laut Tagesspiegel bloß ein Schwerpunkt
dazu, wie der Billigtourismus Berlin verändert habe. Neben Easyjet wurde
aber kaum eine andere Fluglinie erwähnt. „Entweder die Zeitung hat sich von
dem Unternehmen kaufen lassen“, folgerte darum Niggemeier, „oder eine
komplette Redaktion hat versehentlich eine Werbesonderausgabe für Easyjet
produziert.“
Dabei wird die Presse in Deutschland gern als Vierte Gewalt bezeichnet, die
neben Exekutive, Legislative und Judikative darüber wacht, dass
gesellschaftlichen Gruppen, Unternehmen und Personen von öffentlichem
Interesse nicht zu viel Macht zuteil wird.
Thomas Jefferson, dritter Präsident der USA und Verfasser der
Unabhängigkeitserklärung, schrieb im Jahr 1787: „Wäre es an mir zu
entscheiden, ob wir eine Regierung ohne Zeitungen oder Zeitungen ohne eine
Regierung haben sollten, sollte ich keinen Moment zögern, das Letztere
vorzuziehen."
Heute ist in der Ukraine oder der Türkei zu verfolgen, welche Auswirkungen
es haben kann, wenn Regierungen zu viel Einfluss auf Zeitungen nehmen.
Was meinen Sie: Sind die Medien noch Vierte Gewalt? Oder werden sie ihrem
Auftrag, die Öffentlichkeit kritisch und unabhängig zu informieren, längst
nicht mehr gerecht? Und: Wie kritisch und unabhängig können Journalisten
überhaupt sein?
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten
Kommentaren einige aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 10./11.
Mai 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen,
Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors
versehen sein. Schicken Sie gerne bis Mittwoch, 7. Mai, eine Mail an:
[email protected].
6 May 2014
## AUTOREN
Julia Ley
## TAGS
Schwerpunkt Pressefreiheit
PR-Agenturen
Journalismus
Medien
Streitfrage
Online-Werbung
Buzzfeed
Streit
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