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# taz.de -- Elbphilharmonie wird justiziabel: Vielleicht ein Fall von Untreue
> Staatsanwaltschaft beginnt Vorermittlungen in Sachen Elbphilharmonie.
> Deren Verantwortlichen attestiert der Ausschussbericht Täuschung und
> Fehlinformation.
Bild: Teurer Bau: die Hamburger Elbphilharmonie.
„Die politische Aufarbeitung des Kostenskandals um die Elbphilharmonie ist
auf der Strecke geblieben“, brachte Norbert Hackbusch es auf einen knappen
Nenner. Der kürzlich vorgelegte Abschlussbericht des Parlamentarischen
Untersuchungsausschusses Elbphilharmonie (PUA) beschränke sich weitgehend
auf Abläufe im Baugeschehen, sagte der Abgeordnete der Linkspartei am
Mittwoch in der Bürgerschaft. Vernachlässigt blieben, so Hackbusch weiter,
grundlegende politische Prozesse und Weichenstellungen.
So kläre der 640 Seiten starke Bericht nicht darüber auf, „welche
politischen und wirtschaftlichen Interessen das Projekt prägten und von wem
es trotz absehbarer Kostensteigerungen durchgesetzt wurde“.
Auf der anderen Seite erkennt Hackbusch „ein Versagen der politischen
Kontrolle bis hin zur Irreführung des Parlaments“. Ob eine solche
„Irreführung“ bewusst erfolgte, beschäftigt seit jüngstem auch ganz
offiziell die Justiz: „Vorermittlungen“ hat Hamburgs Staatsanwaltschaft
bereits am 25. April eingeleitet.
Dabei geht es um Straftatbestände wie Betrug, Täuschung oder Untreue. Den
Ausschlag hätten Presseberichte über den PUA-Abschlussbericht gegeben,
erklärt Staatsanwalts-Sprecherin Nana Frombach: „Wir prüfen, ob der Bericht
Anlass gibt, von Amts wegen Ermittlungen einzuleiten.“ Erst wenn dies klar
sei, könnten förmliche Ermittlungen beginnen.
Der Bericht attestiert „eine teils fehlerhafte und teils bewusste falsche
Information der Bürgerschaft durch den Senat“. Am Pranger – und damit auch
im Fokus der Ermittler – stehen Ex-Bürgermeister Ole von Beust, sein
Staatsrat Volkmar Schön (beide CDU).
Aber auch Hartmut Wegener und Heribert Leutner, die früheren Chefs der
städtischen Realisierungsgesellschaft, speisten den Senat demnach mit
häufig wohl unzutreffenden und unvollständigen Informationen über Probleme
und Kosten des Projekts.
„Die meisten Fehlentscheidungen traf Herr Wegener, der schalten und walten
konnte, wie er wollte“, sagte Frank Schmitt (SPD) jetzt in der
Bürgerschaft. Aber auch von Beust treffe „eine gerüttelte Mitschuld“. Und
die Behörden hätten kaum Kontrolle ausgeübt.
Unabhängig von Schuldzuweisungen und Vorermittlungen lautet die
entscheidende politische Frage für Norbert Hackbusch: „Wie kann die
Bürgerschaft in Zukunft gegenüber der Regierung sicherstellen, dass sie
wahrheitsgemäß, nachvollziehbar und vollständig über die Entwicklungen bei
Großprojekten informiert wird?“ Das werden wohl auch die Staatsanwälte
nicht beantworten.
7 May 2014
## AUTOREN
Marco Carini
Petra Schellen
## TAGS
Elbphilharmonie
Untersuchungsausschuss
Staatsanwalt
Kostenexplosion
Elbphilharmonie
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