# taz.de -- Entführte Schülerinnen in Nigeria: Die Welt soll helfen | |
> Die Entführung in Nigeria könnte den IStGH beschäftigen. US-Außenminister | |
> Kerry ruft zu internationaler Hilfe auf. Bei einem Anschlag kommen 30 | |
> Menschen ums Leben. | |
Bild: Mahnwache für die entführten Mädchen in Colorado Springs, USA. | |
DEN HAAG/WASHINGTON/ABUJA afp/dpa | Die Verschleppung der mehr als 200 | |
Mädchen im afrikanischen Nigeria hat US-Außenminister John Kerry zu einem | |
dramatischen Appell veranlasst. Es seien jetzt nicht nur Worte der | |
internationalen Gemeinschaft gefragt, sondern konkrete Hilfen. Zugleich | |
machte die US-Regierung aber klar, wie schwierig die Suche nach den | |
Entführten ist. | |
„Die gesamte Welt sollte diese Schandtat nicht nur verdammen, sondern alles | |
nur Mögliche tun, um Nigeria in den nächsten Tagen zu helfen“, sagte Kerry | |
am Donnerstag in Washington. Die USA würden alles tun, damit die | |
verschleppten Mädchen wieder zu ihren Familien zurück können. „Wir tun | |
zugleich alles Mögliche, um der Gefahr von Boko Haram zu begegnen.“ | |
Mitglieder eines US-Teams würden derzeit in Nigeria eintreffen, fügte Kerry | |
hinzu. | |
Die mehr als 200 Mädchen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren waren vor über | |
drei Wochen aus einer Schule im nördlichen Bundesstaat Borno verschleppt | |
worden. Trotz intensiver Suche fehlt von ihnen jede Spur. Zu der Tat | |
belannte sich Boko Haram. Die Terrorgruppe kündigte an, die Geiseln als | |
Sklavinnen verkaufen zu wollen. | |
Die USA stufen die Gruppe seit Ende vergangenen Jahres als | |
Terroristenorganisation ein. Das Außenministerium in Washington geht davon | |
aus, dass Boko Haram die Schülerinnen bereits in kleine Gruppen aufgeteilt | |
und außer Landes gebracht habe, sagte Sprecherin Marie Harf. | |
Dem entsandten US-Team gehören nach offiziellen Angaben unter anderem | |
Spezialisten der Bundespolizei FBI und des Militärs an. 15 bis 20 Soldaten | |
kämen aus Stuttgart, sagte Harf und fügte hinzu, die Suche sei „eine sehr | |
große Herausforderung“. Der stellvertretende Sprecher von US-Präsident | |
Barack Obama, John Earnest, sagte, bei den Amerikanern handele es sich | |
zumeist um Berater. „Wir denken derzeit nicht über eine aktive militärische | |
Operation nach.“ | |
Neben den USA und Großbritannien boten weitere Länder Nigeria Hilfe an, | |
darunter Frankreich, China und Kanada. Die Regierung des westafrikanischen | |
Landes wirkt völlig machtlos im Kampf gegen die Extremisten, die im Norden | |
Nigerias einen Gottesstaat errichten wollen und immer wieder blutige | |
Anschläge verüben. | |
## Mindestens 30 Tote bei Anschlag am Freitag | |
Unterdessen könnte die Entführung den Internationalen Strafgerichtshof | |
(IStGH) beschäftigen. Ein solches Vergehen könnte unter die Zuständigkeit | |
des Tribunals in Den Haag fallen, erklärte dessen Staatsanwältin Fatou | |
Bensouda am Donnerstag. | |
Das „beunruhigende Phänomen, dass in Konfliktzeiten Menschen weiblichen | |
Geschlechts zur Zielscheibe werden, wird nicht toleriert und muss | |
aufhören“, fügte sie hinzu. Es dürfe keine Möglichkeit ausgelassen werden, | |
die Verantwortlichen für solche „Gräueltaten“ zur Rechenschaft zu ziehen, | |
sei es in Nigeria oder vor dem IStGH. | |
Bereits 2012 war das Tribunal bei einer Vorprüfung zu dem Schluss gekommen, | |
dass die islamistische Sekte Boko Haram seit 2009 Verbrechen gegen die | |
Menschlichkeit begeht. | |
Am Freitag ging der Terror indes weiter. Islamisten in Nordnigeria | |
sprengten eine Brücke und rissen dabei 30 Menschen in den Tod. Der | |
Bombenanschlag habe sich am Donnerstagabend in dem Dorf Gamboru Ngala an | |
der Grenze zu Kamerun ereignet, berichtete die Zeitung Punch am Freitag. | |
Hinter der Tat wird Boko Haram vermutet. | |
Auf der Brücke befanden sich nigerianische und kamerunische Grenzposten. | |
Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen. „Ich glaube, dass immer noch | |
Leute unter den Trümmern begraben sind“, sagte ein Anwohner. | |
9 May 2014 | |
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