# taz.de -- Neuer „X-Men“-Film: Alle auf Salat, keiner mehr verstrahlt | |
> Bryan Singers „X-Men“ ist dramaturgisch überanstrengt. Mehr ironischer | |
> Quatsch hätte gutgetan. Und Hugh Jackman etwas weniger Muskeln. | |
Bild: Ihr einfach nur mal beim Gestaltwandeln zusehen: Mystique, gespielt von J… | |
Das X-Men-Universum ist so ernst und erwachsen geworden. Schade. Der neue | |
Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ kommt streberhaft daher. | |
Dabei war es so nett, den Superhelden wie dem Beast, all den lebenden | |
Fackeln, Schnellläufern und natürlich Halle Berry als Storm bei ihrem | |
Coming-out als Mutanten zuzugucken. Das Teambuilding gab einen sympathisch | |
pädagogischen Rahmen ab: Nur wenn alle die jeweiligen Spezialfähigkeiten | |
untereinander anerkennen und zusammen einsetzen, kommt ein funktionierendes | |
Ganzes dabei heraus. | |
Und der zentrale Konflikt zwischen dem Professor und Magneto konnte | |
allmählich in den Mittelpunkt geschoben werden. In ihrer Analyse der | |
Ausgrenzung sind sie sich einig; in der Wahl ihrer Reaktionen darauf | |
unterscheiden sie sich fundamental. Der Professor setzt auf Bildung und das | |
Prinzip Hoffnung, während Magneto gewaltsame Gegenmaßnahmen gegen die | |
Menschen einleitet. Das ergab ein interessantes Entwicklungsschema für die | |
Handlung. | |
Bryan Singers neuer Film dreht all dieses Spielmaterial allerdings in den | |
Modus, es allen Seiten recht machen zu wollen (wegen Missbrauchsvorwürfen | |
gegenüber Minderjährigen, die er selbst bestreitet, hält sich der Regisseur | |
von allen Werbemaßnahmen für den Film fern). Er bringt beide X-Men-Teams | |
zusammen, also das in die Jahre gekommene Team aus den ersten Folgen sowie | |
das jugendliche Team aus dem Prequel „X-Men: Erste Entscheidungen“. | |
## Zu viel Ballast | |
Es gönnt Wolverine Sonderauftritte bei der Zeitreise zurück in die | |
Siebziger (man stellt fest: Hugh Jackman hat sich inzwischen aber echt zu | |
viel mit Muskeln aufgepumpt). Es gibt neue Gegenspieler, die die Helden mit | |
ihren eigenen Fähigkeiten bekämpfen können. | |
Und dann gibt es noch den dramaturgischen Clou, dass das Team Studien in | |
Komplexität betreiben muss. Es muss lernen, dass schlechte Entwicklungen | |
manchmal eindeutige Ursachen haben können – hier die an sich gut gemeinte | |
Ermordung eines Wissenschaftlers, die erst recht zur Herstellung der von | |
ihm entwickelten Waffen und damit in die Katastrophe führt –, diese | |
Ursachen aber nicht eindeutig beseitigt werden können, indem man in die | |
Zeit zurückreist und es schlicht anders macht. All das zusammengenommen ist | |
zu viel Ballast. | |
Man könnte sagen: Der Film hat seine hübschen Momente – vor allem in seiner | |
Darstellung der siebziger Jahre inklusiver Nixon-Reminiszenzen –, ist aber | |
insgesamt dramaturgisch überangestrengt und zu sehr am Reißbrett entworfen. | |
Und der Film hat den liebenswerten Blödsinn, den man im Kino mit | |
Superhelden anstellen kann, einfach zu sehr im Griff. Ein bisschen mehr | |
Liebe zur puren Albernheit und zum ironischen Quatsch würde den X-Men ganz | |
gut tun. Manchmal will man doch Mystique einfach nur beim Gestaltwandeln | |
zusehen. | |
21 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
## TAGS | |
Film | |
Kino | |
Marvel Comics | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ellen Page outet sich am Valentinstag: „Zu viel Mobbing, zu viele Suizide“ | |
Der Star aus Filmen wie „Juno“, „Inception“ und „X-Men“ outet sich … | |
emotionalen Rede als lesbisch. Sie sei es leid, sich verstecken zu müssen. |