# taz.de -- Unruhen in China: Tote bei Anschlag auf Marktplatz | |
> Wieder explodieren in der nordwest-chinesischen Region Xinjiang | |
> Sprengsätze. Mindestens 31 Menschen sterben. Verantwortlich sollen | |
> radikale Kräfte der Uiguren sein. | |
Bild: Urumqi am Donnerstag: Die Polizei sperrte den Anschlagsort ab. | |
PEKING ap/dpa | Bei einem Anschlag auf einen belebten Markt in der | |
Unruheregion Xinjiang im Nordwesten Chinas sind am Donnerstag 31 Menschen | |
getötet und mehr als 90 verletzt worden. | |
Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, Angreifer hätten auf einem | |
Markt in der Provinzhauptstadt Urumqi die Menge der Einkäufer mit zwei | |
Geländefahrzeugen durchpflügt und dabei Sprengsätze herausgeworfen. Dann | |
seien sie frontal zusammengestoßen. Eines der Fahrzeuge sei explodiert. | |
Augenzeugen zufolge habe es insgesamt rund ein Dutzend Explosionen gegeben. | |
Es war nicht klar, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Allerdings | |
wurden für Bluttaten in der Vergangenheit radikale Kräfte der Minderheit | |
der Uiguren verantwortlich gemacht. Die Aufständischen streben den Umsturz | |
der chinesischen Regierung in der Region an. | |
Am Schauplatz schossen Flammen in die Höhe, dichter Rauch stieg auf. Das | |
Areal wurde abgesperrt. Etliche Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht. | |
Die Regionalregierung von Xingjiang verurteilte den Anschlag als | |
schwerwiegenden brutalen terroristischen Akt besonders abscheulicher Art. | |
In Xinjiang kam es zuletzt zu einer Reihe von Attacken. Bei einem | |
Bombenanschlag an einer Eisenbahnstation in Urumqi kamen erst im | |
vergangenen Monat drei Menschen um, 79 weitere wurden verletzt. | |
## Ressentiments und Vorurteile | |
Chinas westlichste Region Xinjiang macht mit 1,66 Millionen | |
Quadratkilometern ein Sechstel der Fläche der Volksrepublik aus. In dem | |
Gebiet leben mit 22 Millionen Einwohnern aber weniger als zwei Prozent der | |
1,3 Milliarden Menschen in China. Wegen Spannungen zwischen Uiguren und | |
Han-Chinesen gilt Xinjiang als Konfliktherd. | |
Chinas Regierung versucht seit den 1990er Jahren mit einer „Go | |
West“-Strategie, die ärmeren und rückständigen Gebiete im Westen zu | |
entwickeln. Mit dem Geld aus den reichen Küstenstädten im Osten ziehen | |
immer mehr Han-Chinesen nach Xinjiang. Laut Regierungsangaben leben heute | |
etwa 10 Millionen Uiguren und 8,4 Millionen Han-Chinesen in der Autonomen | |
Region Xinjiang. | |
Nach der Machtübernahme 1949 in Peking hatten sich die Kommunisten das | |
frühere Ostturkestan einverleibt. Es kommt immer wieder zu blutigen | |
Zwischenfällen zwischen Uiguren und Han-Chinesen. Ressentiments und | |
Vorurteile sitzen auf beiden Seiten tief. Bei schweren Zusammenstößen | |
wurden im Sommer 2009 in Urumqi rund 200 Menschen getötet. | |
Das muslimische Turkvolk fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell | |
von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt. Umgekehrt wirft Chinas | |
Regierung uigurischen Gruppen Separatismus und Terrorismus vor. | |
22 May 2014 | |
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