# taz.de -- Anschlag auf chinesischem Bahnhof: Mehr als 30 Tote nach Messeratta… | |
> Unbekannte haben in Südchina mindestens 34 Menschen an einem Bahnhof | |
> getötet. Die Behörden beschuldigen die Uiguren, doch deren Heimat ist | |
> 1.000 Kilometer entfernt. | |
Bild: Polizisten mit liegengelassenem Gepäck am Tatort. | |
PEKING ap/dpa | Massaker auf einem Bahnhof in Südchina: Mit langen Messern | |
haben Angreifer in Kunming wahllos mindenstens 34 Menschen getötet und mehr | |
als 143 weitere verletzt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am | |
Wochenende meldete. Die Polizei erschoss vier Angreifer, eine Frau wurde | |
verhaftet. Die Behörden beschrieben den Vorfall in der Provinz Yunnan als | |
Terrorakt uigurischer Separatisten, obwohl deren Heimat mehr als 1.000 | |
Kilometer entfernt liegt. | |
Augenzeugen berichteten, mehr als zehn überwiegend schwarz gekleidete | |
Angreifer hätten am Abend den Bahnhof von Kunming gestürmt und auf Menschen | |
eingestochen. Einigen der Angreifer gelang die Flucht. Beteiligt waren nach | |
Darstellung chinesischer Staatsmedien mindestens zwei Frauen: neben der | |
Festgenommenen war auch unter den getöteten Attentätern eine Frau, wie das | |
Staatsfernsehen meldet. Die Frau in Gewahrsam sei zur Behandlung in ein | |
Krankenhaus gebracht worden. | |
Im Internet kursierten Fotos von in Blutlachen liegenden Leichen und | |
verstreutem Gepäck. Die Studentin Qiao Yunao wartete nach eigenen Angaben | |
auf einen Zug, als Panik ausbrach. Dann habe sie gesehen, wie einer der | |
Angreifer einem Mann den Hals aufgeschlitzt habe. | |
„Ich flippte aus und rannte in ein Fastfood-Restaurant, und viele Leute | |
rannten auch dorthin, um Schutz zu suchen“, erklärte sie der | |
Nachrichtenagentur AP über den Mikroblog Sina Weibo. „Ich sah zwei | |
Angreifer, beide Männer, einer mit einem Wassermelonen-Messer und der | |
andere mit einem Fruchtmesser. Sie rannten umher und zerhackten wenn sie | |
nur konnten.“ | |
## „Radikale Maßnahmen“ gegen die Angreifer | |
Ein anderes Opfer, Yang Haifei, schilderte Ähnliches. Menschen, die nicht | |
schnell genug wegrannten konnten, seien schwer verletzt worden, sagte er | |
Xinhua aus einem Krankenhaus, wo er wegen Wunden an Brust und Rücken | |
behandelt wurde. „Sie fielen einfach zu Boden.“ Noch am Abend hielten sich | |
zahlreiche Rettungskräfte und Sanitäter am Bahnhof auf, um Verletzte ins | |
Krankenhaus zu bringen. | |
Der Angriff in Kunming war einer der blutigsten der vergangenen Jahre in | |
China. Der ranghöchste Polizeibeamte des Landes, Politbüro-Mitglied Meng | |
Jianzhu, kam am Sonntag in die Stadt und besuchte Verletzte im Krankenhaus. | |
Auch Präsident Xi Jinping zeigte sich alarmiert. Er rief zu „radikalen | |
Maßnahmen“ auf, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. | |
Xinhua berichtete, erste am Schauplatz sichergestellte Beweise deuteten auf | |
einen „von separatistischen Kräften in Xinjiang verübten Terrorakt“ hin. | |
Gemeint sind offenbar Angehörige der islamischen Minderheit der Uiguren, | |
die sich im mehr als 1.000 Kilometer entfernten Xinjiang gegen die | |
chinesische Herrschaft auflehnen. | |
## Kein Hinweis auf internationale Teroristen | |
Meist werden ihnen Anschläge in Xinjiang zugeschrieben. Doch seitdem | |
mutmaßliche uigurische Rebellen im vergangenen November einen | |
Selbstmordanschlag in Peking verübten, wächst die Sorge, dass sie | |
inzwischen Ziele im ganzen Land im Visier haben könnten. | |
„Wenn es wahr ist, dass dies von Uiguren verübt wurde, dann unterscheidet | |
sich das sehr von allem, was wir bisher gesehen haben“, erläuterte der | |
Anthropologe Sean Roberts von der George Washington University in | |
Washington. Doch sei noch unklar, ob es wirklich eine organisierte | |
militante Uiguren-Gruppe gebe. Bislang scheine die Attacke jedenfalls nicht | |
in Zusammenhang mit einem globalen Terrornetzwerk zu stehen. | |
Der Angriff von Kunming fällt in die Vorbereitungen für die jährliche | |
Parlamentssitzung am Mittwoch, wo Präsident Xi und seine Regierung eine | |
Bilanz ihres ersten Amtsjahres ziehen wollen. | |
2 Mar 2014 | |
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