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# taz.de -- Der sonntaz-Streit: Ostsee oder Nordsee?
> Laut oder leise? Rau oder sanft? Braune Insel oder braunes Wasser? Wer in
> Deutschland ans Meer fahren will, muss sich entscheiden.
Bild: Meer. Die Frage ist wo.
Die Sonne scheint seit Tagen, am 1. Juni ist meteorologischer Sommeranfang.
Wer ans Meer fahren und in Deutschland bleiben möchte, fragt sich
irgendwann: Fehmarn oder Norderney? Sylt oder Rügen?
Nordsee oder Ostsee?
Für beide Meere gibt es gute Argumente. Der Ostsee-Urlauber schätzt die
langen Sandstrände, die sanft ansteigenden Dünen und das ruhige Wasser.
Weil die Ostsee ein Binnenmeer ist, gibt es kaum Gezeiten. Das Baden ist
ungefährlich, der Salzgehalt liegt unter einem Prozent. Und jenseits des
Wassers gibt es hübsche Bodden und Kreidefelsen zu bestaunen.
Doch die Ostsee hat auch ihre Kritiker: Manch eine ozeanophile Zunge – und
treuer Nordsee-Liebhaber – bezeichnet sie abfällig als „Pfütze“ oder
„Tümpel“, weil sie im Gegensatz zur Nordsee nicht in ein Weltmeer mündet:
Sie ist auf neun Seiten von Ländern begrenzt. Wieder andere behaupten, an
der Ostsee wohnten nur Nazis. Ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht:
Auf Usedom, das vom Deutschlandfunk schon als „braune Insel“ betitelt
wurde, wählt in manchen Gegenden jeder Vierte die NPD.
Statt brauner Gesinnung findet man an der Nordsee eher braune Gewässer: 1,3
Millionen Tonnen Militärmunition sollen laut einer Studie der
Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Munitionsaltlasten im Meer“ auf ihrem Boden
lagern – in der Ostsee sind es dagegen „nur“ 300.000 Tonnen. Deren
Korrosion setzt giftige Gase frei und stellt damit eine potentielle Gefahr
für die Badenden dar.
Sieht man einmal von rostenden Bomben und Atommüll auf dem Meeresboden ab,
gilt die Nordsee trotzdem als gesundheitsfördernder Ort. Entlang der Küste
finden sich unzählige Kurorte und Seebäder – viele loben die gute Luft. Das
salzige Reizklima soll Atemwegserkrankungen lindern, Neurodermitis und
Schuppenflechte abklingen lassen. Für die Nordsee spricht aber auch ihre
wilde Natur: Stürmisches Wetter, hoher Wellengang, drastische
Gezeitenunterschiede. Das kann man auf dem Deich oder bei einem
Wattspaziergang erleben – was auch kein ganz ungefährliches Unterfangen
ist. Wer nicht aufpasst, läuft Gefahr, von der plötzlich hereinbrechenden
Flut überrascht zu werden.
Auch in der deutschen Musikgeschichte finden sich Vertreter beider
Vorlieben. Der Leadsänger der Ärzte, Farin Urlaub, verehrt seine
Lieblingsinsel Sylt leidenschaftlich: „Oh, ich hab solche Sehnsucht, ich
verliere den Verstand! Ich will wieder an die Nordsee, ich will zurück nach
Westerland!“ Doch nicht nur Farin Urlaub litt vor lauter Meereslust – auch
Nina Hagen trennte sich 1974 beim gemeinsamen Ostseeurlaub fast von „ihrem
Micha“. Weil der den Farbfilm vergessen hatte, konnte sie hinterher nicht
beweisen, wie schön es an der Ostsee war.
Wie sehen Sie das? Welches deutsche Meer würden Sie besingen? Und warum?
Was haben Sie an der Ostsee oder an der Nordsee erlebt?
Schreiben Sie uns eine Liebeserklärung! Der Kommentar sollte etwa 900
Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der
E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns
eine Mail an: [email protected]. Die sonntaz wählt unter den interessantesten
Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in einer der
kommenden taz.am wochenende.
26 May 2014
## AUTOREN
Julia Ley
## TAGS
Sylt
Rügen
Ostsee
Nordsee
Streitfrage
Kolumne Alles getürkt
Wildnis
Insel
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