# taz.de -- Kommentar Obama-Rede: Schöne neue Welt | |
> Der US-Präsident hat in West Point eine nette Rede zur Militärpolitik | |
> gehalten. Mit der Wirklichkeit decken sich Obamas Worte leider kaum. | |
Bild: Während der Nationalhymne: Barack Obama und Generalleutnant Robert Casle… | |
Es war eine seltsame Rede, die Präsident Barack Obama am Mittwoch in der | |
Militärakademie West Point gehalten hat. Obama sagt viele richtige Dinge | |
und geht damit frontal gegen außenpolitische Lebensweisheiten | |
republikanischer Hardliner an. Etwa dass die schlimmsten Fehler der USA | |
seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht durch ihr Zögern beim Einsatz | |
militärischer Mittel begangen worden seien, sondern durch ihren „Willen, | |
uns in militärische Abenteuer zu stürzen, ohne die Folgen zu durchdenken“. | |
Das Problem an diesen Reden ist: Sie sind so sehr ans US-Publikum | |
gerichtet, dass sie im Rest der Welt befremdlich wirken. | |
In den USA wird Obama außenpolitische Führungsschwäche vorgeworfen. In | |
seiner Rede begründet er den Führungsanspruch der USA, erläutert seine | |
großen Erfolge eben bei dieser Führung – und redet sich damit die Welt | |
schön. Obama wiederholt zum Beispiel, was er schon vor rund einem Jahr | |
angekündigt hatte: Bei Drohnenangriffen würde man sicherstellen, dass | |
zivile Opfer praktisch ausgeschlossen seien. Die Berichte von vor Ort, aus | |
Pakistan, Somalia und Jemen strafen den Präsidenten Lügen. | |
Er glaube „mit jeder Faser“ an den US-amerikanischen Exzeptionalismus, sagt | |
Obama. Der bestünde aber nicht darin, internationale Normen und | |
Rechtsstaatlichkeit zu umgehen, sondern im Willen, sie durchzusetzen. Da | |
lachte sich die Welt kaputt, wenn es nicht so traurig wäre. | |
Obama bekräftigt in seiner Rede, was ihm 2008 den ersten Wahlsieg | |
eingebracht hatte: eine Abkehr von der Politik seines Vorgängers. Nach so | |
vielen guten Reden und so wenig tatsächlicher Veränderung mag man das | |
eigentlich nicht mehr hören. Ein paar gute Ansätze, etwa Diplomatie statt | |
Säbelrasseln gegenüber Iran, reichen da nicht, um glaubwürdig zu sein. | |
29 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
## TAGS | |
USA | |
Barack Obama | |
Außenpolitik | |
Barack Obama | |
USA | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
USA | |
Nigeria | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Militärpaket USA: Atomwaffen für Polen! | |
Obama kündigt an, eine Milliarde Dollar für Osteuropa im Militäretat | |
lockerzumachen. Eine symbolische Geste, falsch und nutzlos. | |
Obama-Rede zur US-Außenpolitik: Weltpolizei war gestern | |
Die Rolle des US-Militärs soll einschränkt werden. Damit vollzieht Obama | |
einen außenpolitischen Wandel. Der republikanische Senator McCain ist | |
darüber entsetzt. | |
US-Soldaten in Afghanistan: Nato zufrieden mit Obama | |
Obama will auch im nächsten Jahr fast 10.000 Soldaten in Afghanistan | |
belassen. Die Nato begrüßt das. Doch vorher muss Kabul noch ein | |
Sicherheitsabkommen unterzeichnen. | |
Präsident Obamas Drohnenkrieg: Geheimes Rechtfertigungspapier | |
Die US-Regierung will ein Geheimdokument veröffentlichen, mit dem die | |
tödlichen Drohnenangriffe gerechtfertigt werden. Das berichtet die | |
„Washington Post“. | |
Kolumne Macht: Opfer ohne Gesicht | |
200 Mädchen wurden im Norden Nigerias entführt, kaum ein Reporter war je | |
dort. Stattdessen erklärt sich Michelle Obama per Pappschild solidarisch. |