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# taz.de -- Ärztetag in Düsseldorf: Schmerz lass nach
> Zehn Millionen Deutsche haben chronische Schmerzen. Die Vizepräsidentin
> der Bundesärztekammer fordert eine bessere Versorgung.
Bild: Aua! Chronische Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen gehören sogar schon …
DÜSSELDORF taz | Es waren aufrüttelnde und selbstkritische Worte, die
Martina Wenker, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, zu den 250
versammelten Delegierten beim Ärztetag in Düsseldorf sprach: „Zehn
Millionen Deutsche leiden unter chronischen Schmerzen“, sagte Wenker, „das
sind sieben Prozent der Erwachsenen, und – und diese Zahl sollte uns
wirklich zu denken geben – fünf Prozent aller Kinder.“
Chronische Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen gehörten bereits für viele
Grundschüler zum Alltag, ohne dass sie zufriedenstellend behandelt würden:
Im Durchschnitt, so Wenker, vergingen zwei Jahre, bevor eine chronische
Schmerzkrankheit überhaupt diagnostiziert werde. Gewöhnlich dauere die
Leidensgeschichte eines Schmerzpatienten sieben Jahre; die Kosten für
schmerzbedingte Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung beliefen sich
jährlich auf mehr als 20 Milliarden Euro.
Mit diesen Zahlen unterscheide sich Deutschland zwar nicht „vom Rest
Westeuropas“, sagte Wolfgang Koppert, Direktor der Klinik für
Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Dennoch sei die
derzeitige Praxis im Umgang mit Schmerzen vielerorts nicht tolerierbar. Um
die Situation zu verbessern, forderte Koppert die verpflichtende Einführung
von Schmerzbeauftragten an Kliniken analog zu den bereits bestehenden
Hygienebeauftragten.
Wenker wiederum setzte sich für eine flächendeckende und interdisziplinäre
schmerzmedizinische Versorgung ein. „Patienten haben ein Recht darauf“,
sagte sie. Schmerz sei messbar, beeinflussbar und vor allem: behandelbar.
Das müsse sich nur noch bei einigen Ärzten herum sprechen. Ein richtiger
Schritt sei, dass die Schmerzmedizin ab 2016 Pflicht- und Prüfungsfach für
Medizinstudierende werde.
Mehrere Ärzte forderten, die Ursachenforschung nicht aus dem Blick zu
verlieren: „Es kann nicht sein, dass wir nur auf den Schmerz einknüppeln,
aber nicht mehr erforschen, woher er kommt“, warnte ein Delegierter aus
Nordrhein-Westfalen. Und ein Orthopäde aus Rheinland-Pfalz kritisierte, er
habe zwar Geld für Schmerzmittel bei Rückenleiden, aber leider keines für
„kostengünstige, nebenwirkungsarme und wirkungsvolle Alternativen wie
Physiotherapie“.
30 May 2014
## AUTOREN
Heike Haarhoff
## TAGS
Gesundheit
Bundesärztekammer
Schmerzen
Krankenkassen
USA
Untersuchung
Bürokratie
Behandlungsfehler
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