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# taz.de -- Coffeeshop in Berlin-Kreuzberg: Kiff aus Marokko
> In der Debatte um einen Coffeeshop im Görlitzer Park will nun ein
> Hanf-Aktivist den ersten Preis gewinnen: Oliver Becker kündigt an, Mitte
> Juni dort Dope zu verkaufen.
Bild: Im Dunkeln lässt sich gut kiffen. Aber bald soll das auch bei Tageslicht…
Unvermittelt meldet sich in der Debatte um einen Coffeeshop in
Berlin-Kreuzberg ein Neuer zu Wort. Sein Appell: "Leute, kommt am 21. Juni
in den Görlitzer Park." Warum? "Ich werde 'ne ganze Menge Dope mit dabei
haben." Oliver Becker, der diese Sätze per Youtube-Video in die Welt
gesetzt hat, will zum Sommeranfang den ersten Coffeeshop Deutschlands
eröffnen - eben im Görlitzer Park.
Aus seinem knallbunten Wohnmobil heraus will er marokkanisches Haschisch
verkaufen. Ausschließlich Hasch, kein Gras. Um nicht den Schwarzafrikanern
"in die Quere" zu kommen, die ihrerseits ausschließlich Marihuana
verkaufen, erklärt er in seiner Video-Botschaft.
Der dreieinhalbminütige Film wurde in der marokkanischen Sahara
aufgenommen. Während im Hintergrund eine Handvoll Leute zu Goa-Klängen
tanzen, spricht der 46-Jährige in die wackelnde Kamera. Die schwarze
Sonnenbrille behält er auf. Die Sonne hat ihm schon ordentlich seine Haut
verbrannt. Dann verkündet er: Für den Fall, dass die Polizei ihn während
seiner Aktion "Mobiler Coffeeshop" festnimmt, werde er in den "Hungerstreik
à la Gandhi" treten. Notfalls bis zur Berliner Hanfparade am 9. August. Das
wären 50 Tage Hungerstreik.
Die Angst, festgenommen zu werden, ist nicht ganz unberechtigt. Denn die
Berliner Polizei will sich ihrerseits auch nicht von ihm an der Nase
herumführen lassen. "Wenn so ein Typ im Görlitzer Park auftaucht, dann
werden wir eingreifen", sagte Sprecher Thomas Neuendorf der taz. Das heißt:
Das Dope werde beschlagnahmt, Becker muss mit einem Ermittlungsverfahren
rechnen.
Der "Hanf-Aktivist der ersten Stunde", wie sich Becker selbst bezeichnet,
ist nicht der einzige mit der Idee zum Coffeeshop. Auch das
Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksamt würde gerne einen Coffeeshop
eröffnen. Der illegale Handel mit Cannabis im Görlitzer Park, der viele
Anwohner stört, soll damit eingedämmt werden. Der Shop, für den es bisher
kein Vorbild in Deutschland gibt, muss vom Bundesamt für Arzneimittel und
Medizinprodukte genehmigt werden. Kreuzbergs grüne Bezirksbürgermeisterin
Monika Herrmann hat freilich wenig Hoffnung, dass dies geschehe.
Becker stellte an anderer Stelle einen Antrag - und war erst einmal
erfolgreich. Er meldete ein Gewerbe an zum "Verkauf und Import von
marokkanischem Haschisch". Stolz hält er den Gewerbeschein in die Kamera.
Allerdings ist das Gewerbe längst wieder abgemeldet. Der "eher jüngere"
Sachbearbeiter, den Becker gezielt aufgesucht hatte, stellte binnen einer
Stunde fest, dass der Handel mit Cannabis illegal ist. Er bat Becker, die
Anmeldung rückgängig zu machen. Becker besitzt nur noch eine Kopie des
Scheins, mit dem er jetzt bei marokkanischen Behörden um
Sondergenehmigungen hausieren gehe. Drogenbesitz steht auch in Marokko
unter Strafe.
30 May 2014
## AUTOREN
Markus Mayr
## TAGS
Görlitzer Park
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Drogenhandel
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Drogen
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