| # taz.de -- Japan - Elfenbeinküste (Gruppe C): Elfen-Didis halbe Stunde | |
| > Didier Drogba kommt spät rein. Die Japaner würden am liebsten Selfies mit | |
| > ihm knipsen, doch der Mann ist zu beschäftigt: Er muss noch ein WM-Spiel | |
| > gewinnen. | |
| Bild: Der Mann, der den Unterschied ausmacht: Didier Drogba. | |
| Die Startbedingungen: Es ist spät. Nicht in Japan, da ist es 10 Uhr | |
| vormittags. Aber in Recife, nämlich 22 Uhr, und erst recht in Mitteleuropa, | |
| hier ist es drei Uhr nachts. Ansonsten: Japan tritt mit drei Spielern aus | |
| der Bundesliga und einem aus der zweiten deutschen Liga an, die | |
| Elfenbeinküste mit zwei Spielern aus der türkischen Süper Lig. Der dritte | |
| fehlt: Didier Drogba. Der ist nicht ganz fit und bleibt auf der Bank. Das | |
| muss man sich trauen, so einen draußen zu lassen. Sabri Lamouchi, der | |
| tunesisch-französische Trainer der Elfenbeinküste, traut es sich. | |
| Das Spiel: Ist mittleres Hannover-96-gegen-SC-Freiburg-Niveau. Die | |
| Elfenbeinküste hat mehr Ballbesitz und stürmt munter nach vorn, wirkt aber | |
| etwas ideenlos. Die japanische Abwehr steht gut, die ganze Mannschaft ist | |
| permanent in Bewegung und wehrt die Angriffe geschickt ab. So entstehen die | |
| besten Chancen der Ivorer (warum eigentlich nicht Elfenbeiner?) aus | |
| Standardsituationen und Distanzschüssen. Einmal schießt Kapitän Yaya Touré | |
| übers Tor (24. Minute), zweimal Außenverteidiger Arthur Boka (31./35.) | |
| Cleverer sind die Japaner. Und effizienter: Nach einem Einwurf spielt Yuto | |
| Nagatomo von links auf Keisuke Honda, der nicht lange fackelt: Ballannahme | |
| mit rechts, Schuss mit links unter die Latte, Tor! (16. Minute) So schön | |
| der Treffer ist, begünstigt wird er durch eine konfuse Abwehr. Boka stellt | |
| sich zunächst in einer Erwartung einer Ecke auf die Torlinie und irrt | |
| danach im Strafraum umher, Außenverteidiger Serge Aurier bleibt einfach | |
| stehen, während sich Honda in Position bringt. | |
| Kurz darauf hat Atsuto Uchida zwei gute Chancen, scheitert aber an Torwart | |
| Boubacar Barry (20./22.). Wieder wirkt die ivorische Abwehr schläfrig. | |
| Vielleicht ist es ja wirklich zu spät für Fußball. Nach der Pause scheinen | |
| sich darin alle einig. Von Japan kommt nichts mehr nach vorne, auch die | |
| Angriffe der Elfenbeinküste sind nun erlahmt. | |
| Der entscheidende Moment: Die 62. Minute. Auftritt Didier Drogba, | |
| inzwischen 36 Jahr alt. Bei der Einwechslung trommelt er sich auf die | |
| Brust, zeigt Freund und Feind: Jungs, jetzt kommt der Chef! Nur Sekunden | |
| später hat er den Ball, dribbelt von rechts auf die Außenlinie und passt | |
| auf Gervinho, der jedoch an Torwart Eiji Kawachima scheitert. Egal. Mit | |
| Drogba ist es ein anderes Spiel. | |
| Der Spieler des Spiels: Drogba. Allein seine Präsens auf dem Platz baut die | |
| Mitspieler auf und schüchtert die Gegnerspieler ein. Aber vielleicht sind | |
| die Japaner auch nur Fans und würden am liebsten ihre Handys zücken, um | |
| Selfies mit Drogba zu machen. Doch der ist zu beschäftigt. Er treibt seine | |
| Mannschaft nach vorne, gewinnt ungefähr 270 Prozent seiner Zweikämpfe, | |
| schießt, passt und kämpft noch an der Eckfahne um scheinbar verlorene | |
| Bälle. | |
| Und er schafft Räume, die seine Mitspieler nutzen. In der 64. Minute flankt | |
| Aurier vom rechten Strafraumeck auf den Stürmer mit dem schönen ivorischen | |
| Namen Wilfried Bony, der aus fünf Metern zum Ausgleich köpft. Weil das so | |
| gut geklappt hat, wiederholt sich keine zwei Minuten später dieselbe Szene: | |
| Wieder Aurier, wieder Flanke von rechts, diesmal halbhoch auf Gervinho, der | |
| in die Knie geht, um den Ball flach aufs Tor zu köpfen. Diesen Ball müsste | |
| Kawashima halten, tut er aber nicht. 2:1. Aurier ist an allen drei Toren | |
| beteiligt – der Vize-Spieler des Spiels. | |
| Die Pfeife des Spiels: Shinji Kagawa. Dass er überhaupt auf dem Platz ist, | |
| merkt man erst, als er ihn verlässt. Auch Trainer Alberto Zaccherino muss | |
| ihn erst kurz zuvor entdeckt haben, sonst wäre es unerklärlich, warum er | |
| den ehemaligen Dortmunder erst in der 86. Minute auswechselt. | |
| Doch Kagawa ist damit nicht allein, die gesamte japanische Offensive ist in | |
| der zweiten Halbzeit ein Totalausfall. Wer kein einziges Mal aufs Tor | |
| schießt, kann kein Tor schießen. Allerdings ist es auch gemein von | |
| Elfen-Didi und seinen Jungs, den Ball einfach nicht mehr herzugeben. | |
| Die Schlussfolgerung: Es regnet viel im Regenwald. Und Männer über 30 | |
| können in durchnässten, kondomengen Trikots verdammt scharf aussehen. Aber | |
| nur, wenn sie gewinnen ([1][nicht wahr, Urus?]). | |
| Und sonst? Das einzige Drei-Uhr-Spiel der WM ist vorbei. Jetzt schlafen. | |
| 15 Jun 2014 | |
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| ## AUTOREN | |
| Deniz Yücel | |
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