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# taz.de -- Kolumne Über Ball und die Welt: Auf Drogba folgt das Phlegma
> Für die Fußball-WM in Russland hat sich die Elfenbeinküste nicht
> qualifiziert. Nun steht der Präsident des Verbandes in der Kritik.
Bild: Da war die Elfenbeinküste noch bei der WM und Didier Drogba köpft ein T…
Um die Jobsicherheit von Augustin Sidy Diallo ist es schlecht bestellt.
Diallo ist Präsident der Féderation Ivoirienne de Football (FIF), des
Fußballverbands der Elfenbeinküste, und dessen Nationalelf hat das ähnliche
Schicksal erlitten wie die von Italien, den Niederlande, USA, Chile,
Griechenland, Kamerun oder Ghana: Die WM im Sommer findet ohne sie statt.
Daher wird nun Diallos Absetzung gefordert, vor allem von den Klubs. „Wir
haben gesehen, wie sich unser Fußball zurückentwickelt hat“, sagt Salif
Bictogo, Chef des Stella Club Admajé. „Wir kritisieren Sidy Diallo, dass er
das nicht vorhergesehen hat.“ Nicht nur das Verpassen der WM-Qualifikation
wird ihm vorgeworfen, sondern auch, dass die U17- und U20-Teams zuletzt die
Afrika- und die Weltmeisterschaft verpasst haben. Sogar am schlechten
Abschneiden der Klubs in der African Champions League 2017 soll Diallo
schuld sein.
Die heftige Kritik, der sich Diallo ausgesetzt sieht, verweist auf die
Labilität des Fußballsystems in dem westafrikanischen Land. Dabei hätten
schon die Erfolge der letzten Jahre hellhörig machen können. Doch im Moment
des Jubels will ja meist keiner was ändern.
Die Elfenbeinküste war bei den letzten drei Weltmeisterschaften vertreten,
2015 wurde das Team Afrikameister, und dass mit Didier Drogba einer der
ganz Großen aus dem Land kommt, hat auch mit der ivorischen Gesellschaft zu
tun. Ein Großteil dieser Erfolge fällt übrigens in die Amtszeit Diallos,
der 2011 erstmals gewählt wurde.
Darauf verweist übrigens Didier Drogba, der ob seiner fußballerischen Größe
von der Opposition und dem FIF-Chef gleichermaßen umworben wird. „Der
Verband muss eine Bestandsaufnahme des Scheiterns machen, es ist jetzt
nötig, die gesamte Strategie auf den Prüfstand zu stellen“, sagt Drogba.
„In den letzten 10 bis 15 Jahren haben wir es geschafft, den ivorischen
Fußball auf ein Niveau zu bringen, wo er vorher nie war. Es ist traurig,
nun von vorne anfangen zu müssen.“
## Turnier der WM-Loser in den USA?
Mittlerweile scheint sich herauszustellen, dass der ivorische Erfolg der
letzten Jahre eher an dem hing, was man in der leicht kindlichen Sprache
der Sportanalyse als „glückliches Händchen“ bezeichnet: passende
Personalentscheidungen, günstige Konstellationen bei schwacher Konkurrenz
– und dazu ein Ausnutzen des Umstands, dass man mit Drogba einen ganz
Großen hatte.
Ein wirklich stabiles Fundament wurde jedoch nicht gelegt: nicht vom
Verband, der Jugendfußball hätte fördern können und den die soziale Belange
von Talenten, die im Lande bleiben, hätte etwas angehen sollen; aber auch
nicht von den Vereinen und ihrer Liga, die in den Nachwuchs hätten
investieren müssen. Aber die Erfolge waren da, ein Drogba glänzte, und als
es kriselte, holte Diallo Marc Wilmots als Nationaltrainer.
Nicht nur Drogba kritisiert, dass der – mittlerweile entlassene – Belgier
dem Team aufgezwungen worden sei. Aber: Eine andere Trainerlösung, etwa mit
einem ivorischen Coach, hatte niemand vorbereitet. Alles war doch gut
gegangen, aber Wilmots entpuppte sich nicht als glückliches Händchen. Dass
ein tragfähigeres Konzept von den Profiklubs, die jetzt als scheinbar
mächtige Opposition auftreten, entworfen worden wäre, kann man aber auch
nicht sagen. Interessant ist ja, dass die Klubs sogar ihr eigenes schwaches
Abschneiden dem Verband anlasten.
Was könnte der Verband jetzt machen? Eine Idee kommt von anderen WM-Losern.
In den USA gibt es den Plan, ein hochklassig besetztes Turnier der
WM-Nichtteilnehmer zu veranstalten: Bislang werden dort die Niederlande,
Ghana, Chile und eventuell Italien als Teilnehmer gehandelt. That’s it. Und
genau das könnte ein in den Misserfolg geratener Verband wie die FIF
machen: Alles dran setzen, um mit den anderen WM-Losern zusammen bei diesem
Turnier dabei zu sein.
11 Jan 2018
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Elfenbeinküste
Didier Drogba
Frauen-WM 2019
Afrika-Cup
WM 2014
WM 2014
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