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# taz.de -- Afrika-Cup im Fußball: Im Stadion des Friedens
> Bouaké liegt im Norden der Elfenbeinküste. Hier hat der Fußball schon
> einmal Geschichte geschrieben – dank des Einsatzes von Didier Drogba.
Bild: Mehr als ein Fußballer: Didier Drogba bei einem Länderspiel der Elfenbe…
Es ist heiß in Bouaké. Im Norden der [1][Elfenbeinküste] steigt die
Temperatur in diesen Tagen gern auf 36 Grad oder darüber. Dazu lähmt die
hohe Luftfeuchtigkeit. Das sind schwere Bedingungen für die Fußballer, die
gerade am [2][Afrika-Cup] teilnehmen. Bouaké ist eine von fünf Städten, in
denen der Cup ausgespielt wird. Am Samstag findet hier das erste
Achtelfinale des Wettbewerbs statt – Namibia wird im „Stadion des Friedens�…
auf Angola treffen.
Die Hitze erschwert im Grunde jede körperliche Betätigung. Tritt man in der
Stadt aus dem zentral gelegenen Carrefour-Supermarkt, um anschließend die
Avenue Jaques Aka zu überqueren, sollte man dennoch hellwach sein. Man
läuft sonst Gefahr, von einem der zahlreichen Mopeds erfasst zu werden. Die
Stadt, rund 350 Kilometer nördlich vom Wirtschaftszentrum Abidjan gelegen,
ist voll von den kleinen Motorrädern. „Ein Erbe aus der [3][Rebellenzeit]“,
sagt Kafalo Sekongo.
Der Lehrer, der in Bouaké aufgewachsen ist, war damals dabei, als die
Mopeds in die Stadt kamen. Es passierte, als in der Elfenbeinküste 2002
Teile des Militärs einen Putschversuch starteten und das Land nach dessen
Scheitern in zwei Teile zerfiel: Während im Süden die Regierung um
Staatspräsident [4][Laurent Gbagbo] die Kontrolle behielt, übernahm eine
Rebellengruppe namens „Die neuen Kräfte der Elfenbeinküste“ den Norden mit
dessen Zentrum Bouaké.
Ministerien, Staatsbeamte, Polizei, Politiker – sie alle verließen damals,
im Sommer 2002, den Norden. Auch die Zollbeamten. „Daraufhin wurde Bouaké
regelrecht von günstig zu erwerbenden chinesischen Motorrädern
überschwemmt, die aus Burkina Faso und Mali ins Land gebracht wurden. Weil
sie zollfrei und damit sehr günstig waren, konnten sich viele Leute
plötzlich so ein Ding leisten“, erklärt Sekongo.
Der heute 57-Jährige, der seinerzeit die Beziehungen Bouakés zur deutschen
Partnerstadt Reutlingen organisiert hatte, kehrte selbst nach kurzer Flucht
in seine Heimatstadt zurück und bekam alles mit: den Zerfall des Ortes und
seinen Wiederaufbau, nach dem Friedensabkommen von 2007, bei dem die
verfeindeten Parteien Frieden schlossen.
## Der Appell des Didier Drogba
Dass es zu dieser Befriedung kam, hatte ganz wesentlich mit Fußball zu tun.
Besser gesagt: mit [5][Didier Drogba] und seinen Leuten – Kolo Touré,
Emmanuel Eboue, Arouna Dindane und Didier Zokora. Es war die goldene
Fußballergeneration der Elfenbeinküste, die sich 2005 – inmitten des
Bürgerkriegs – für die Weltmeisterschaft in Deutschland qualifizieren
konnte. Die Fußballer galten als Helden im Land, [6][Drogba] wurde zu jener
Zeit bereits wie ein Erlöser verehrt.
Nach dem entscheidenden 3:1-Sieg über den Sudan – Konkurrent Kamerun hatte
zeitgleich nur 1:1 gegen Ägypten gespielt – rief dieser Drogba ein
internationales TV-Team zu sich und seinen Leuten in die Umkleidekabinen in
den Katakomben des Stadions im sudanesischen Omdurman.
„Männer und Frauen der Elfenbeinküste“, sprach Drogba in die Kamera, „w…
haben heute Großes für unser Land geschafft. Aber das ist alles nichts
wert, wenn wir nicht zusammenhalten. Ich bitte Euch: Legt die Waffen
nieder. Haltet Wahlen ab. Befriedet unser gemeinsames Land!“
Ein Jubelschrei ging durchs Land. Doch erst zwei Jahre später kam es zum
wirklich entscheidenden Moment, der den Frieden bringen sollte. Und wieder
war es Drogba, der den entscheidenden Impuls gab. Diesmal ging es um die
Qualifikation für den nächsten Afrika-Cup. Eigentlich sollte das letzte
Qualifikationsspiel von Drogbas „Elefanten“ gegen Madagaskar im Juni 2007
in Abidjan stattfinden. Doch der Kapitän des Teams überredete die
Verbands-Verantwortlichen dazu, das Match in Bouaké, der Rebellenhochburg,
stattfinden zu lassen.
So liefen die Fußballhelden inmitten von Tausenden von Soldaten ins
baufällige Stadion der Stadt ein und bezwangen den bemitleidenswerten
Gegner unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen mit 5:0. Es war die Wende.
Wie ein Messias wurden Drogba und seine Teamkollegen von Rebellensoldaten
und Regierungskräften durch die Arena geleitet – das Symbol war deutlich:
Das Land sollte wieder vereint werden. Ein halbes Jahr später, im Dezember
2007, wurde ein Friedensvertrag geschlossen.
Es dauerte noch, bis es wirklich losging mit dem Wiederaufbau und der
Beilegung sämtlicher Scharmützel. [7][Drogba] zog sich 2018 nach einer
glanzvollen Karriere aus dem Fußball zurück. Vier Premier-League-Titel,
vier FA Cups, drei Ligapokale und eine Champions-League-Siegermedaille. Nur
mit der Nationalmannschaft blieb ihm ein großer Titel verwehrt. Es scheint
beinahe so, als wären Drogba & Co. im Nationaltrikot für Größeres als
fußballerischen Erfolg ausersehen gewesen.
27 Jan 2024
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## AUTOREN
Olaf Jansen
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