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# taz.de -- Kolumne Rambazamba: Der Stadionreiniger
> Gibt es Fans, die nach der Niederlage ihrer Mannschaft auch noch die
> Tribüne putzen? Ja, diese höflichen Schlachtenbummler kommen aus Japan.
Bild: Machten nach dem Spiel gegen die Elfenbeinküste sauber: japanische Fans …
Liebe Japaner, ich verstehe Euch nicht. Da verliert Ihr also Euer erstes
Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste, lasst Euch von der Altherrentruppe
um Didier Drogba die Butter vom Brot nehmen. Dabei habt Ihr das Ding doch
schon so gut wie in der Tasche gehabt. Und was macht Ihr dann? Ihr räumt
erst mal das Stadion auf und reinigt es gründlich. Nicht etwa, um die Hütte
von den bösen Niederlagengeistern reinzuwaschen – dafür hätte ich noch
Verständnis –, nein, aus Höflichkeit.
Was ist denn bei Euch los? Nach dem Abpfiff am Sonntag blieb also eine
ganze, mit blauen Müllsäcken bewaffnete Delegation Eurer Fans im Stadion
von Recife und sammelte die Bierbecher, das Plastikbesteck und die
Papierfähnchen ein. Natürlich habt Ihr dafür jede Menge Applaus bekommen,
prima Aktion und so. Ich bin wirklich ein großer Höflichkeitsverfechter,
versteht mich nicht falsch, aber nachdem die Ivorer Euch abgeschossen
haben, nahtlos zur Kehrwoche überzugehen – raff' ich nicht.
Habt Ihr Euch vor Drogba und seiner Ü30-Gang etwa auch noch artig verbeugt
und herzlich gratuliert? Liebe Japaner, Ihr dürft auch mal Emotionen
zeigen, ich zumindest wäre sauer auf diesen Gervinho in Diensten der
Elfenbeinküste, der das Siegtor schoss.
Ich hätte auch über den Ausgleichsschützen Wilfried Bony, diesen halbgaren
Ruud-Gullit-Verschnitt, eher gespottet. Jedenfalls kommt – dank Euch – bei
der Fifa folgende Botschaft an: Klar, wir zahlen brav 70 Euro, und dann
räumen wir Euch auch noch freiwillig das Stadion auf. Wir sind gute,
anständige Gäste, liebe FIFA – wo ihr doch in Brasilien auch so anständige
Gäste seid. Und nach dem Spiel gehen wir auch direkt ins Bett. Der Tod
jeder Party. Bisschen langweilig, oder?
Wenn ich ganz ehrlich bin, gehört für mich zum Fußball auch Dreck. Die
Stadien sind eh schon klinisch tot heutzutage, wenn dann auch noch zehn
Minuten nach Abpfiff wieder alles so aussieht als sei nichts gewesen, wenn
da nicht noch Bratwurstpappen, Plastikbecher, abgebrannte Schals und
Konfetti rumliegen, dann kann ich bald auch zum Tennis oder zum Golf gehen.
Ehrlich, mit dem Fußball scheint Ihr's nicht zu haben, liebe Japaner. Ich
halte es weiterhin mit Rolf Rüssmann, der bekanntermaßen den Satz geprägt
hat: „Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den
Rasen kaputt.“
19 Jun 2014
## AUTOREN
Jens Uthoff
## TAGS
Rambazamba
Japan
Elfenbeinküste
Putzen
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