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# taz.de -- Kolumne Rambazamba: Hitziger Winter
> Klima! Schlimm! Sepp Maier sieht die Südamerikaner bei der WM im Vorteil.
> Schuld ist das stetig wiedergekäute Vorurteil vom heißen Kontinent.
Bild: Nicht nur die „Katze von Anzing“, sondern auch ein Elefantenflüstere…
Es war dann ein Brasilianer, der den ersten Wadenkrampf dieser WM hatte.
Das hat nichts daran geändert, dass das deutsche Fußballexpertenheer,
welches rechtzeitig vor dem Turnierauftakt in Presse, Funk und Fernsehen
aufmarschiert ist, weiter die Mär vom klimatisch bedingten Vorteil der
Südamerikaner in Südamerika verbreitet.
ARD-Gescheitmeier Mehmet Scholl ist in dieser Hinsicht besonders auffällig
geworden. Griechenland würde sich im Vergleich zu den Kolumbianern
besonders schwertun mit der Hitze, meinte er. Nun ja, vielleicht war der
Mann ja im Sommer noch nie in diesem südskandinavischen Land namens Hellas.
Seien wir nachsichtig!
Direkt gescheit kommt einem da der alte Maier Sepp (70) vor, den der
Sportinformationsdienst für einen Videobeitrag nach der Hitze in Brasilien
gefragt hat. Nicht blöd sagt der Maier Sepp, dass ja gerade Winter ist in
Südamerika, was es ein wenig leichter mache für die Europäer, sonst wäre
alles noch viel schlimmer.
Die Schlussfolgerung der Ex-Katze von Anzing lautet dennoch: Die
Südamerikaner sind im Vorteil. Als er das sagte, konnte er freilich noch
nicht wissen, dass die Mittelamerikaner aus Costa Rica den südlicheren Urus
eine Schlappe zufügen würden. Und doch sei hier die Frage gestellt, was uns
einer wie der 74er-Weltmeister Maier über eine WM von heute überhaupt sagen
kann.
Okay, er hat Südamerikaerfahrung, stand er doch im deutschen Tor bei jener
WM 1978, bei der die Fußballwelt vor der argentinischen Militärjunta den
Kotau gemacht hat. Er stand bei jener unvergessenen Niederlage von Córdoba
gegen Österreich zwischen den Pfosten. Will er uns sagen, die klimatischen
Bedingen waren schuld an den drei Toren gegen ihn? Aber warum sind die
Österreicher damals nur besser damit zurechtgekommen als er? Egal – 74 war
Maier Sepp Weltmeister geworden. Vielen Dank dafür!
Maier, der 1979 – übrigens nachdem er einen Autounfall mit einem Mercedes
verursacht hatte, dessen Hubraum so groß war, dass man problemlos eine
vierköpfige Familie darin unterbringen hätte können – seine Karriere
beenden musste, lebt bis heute von seinem Titel.
Nachdem er eine Zeit lang durch deutsche Kaufhäuser getingelt ist, um sich
als Pattex-Testimonial an einer Holzplatte festkleben zu lassen, wirbt er
zur Zeit für die Kellerentwässerungspumpe U3K der Firma Pentair: „Pumpen
wie die Weltmeister“. So einer muss einfach wissen, wie es ist, in der
Hitze des brasilianischen Winters Fußball spielen zu müssen.
15 Jun 2014
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Rambazamba
Klima
Brasilien
Ramadan
WM 2014
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