Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Europäische Mannschaften: Hausgemachte Fehler
> England, Italien und Spanien sind nach der Gruppenphase ausgeschieden.
> Das sieht nach einer Krise im europäischen Fußball aus – ist es aber
> nicht.
Bild: Italienische Fans schauen ihrer Mannschaft beim Ausscheiden zu.
England, die Mutter aller Fußball-Mutterländer: raus. Italien, vierfacher
Weltmeister: raus. Spanien, Fußballhegemonialmacht der jüngeren Zeit: raus.
Europas Kicker-Elite fährt in Teilen bereits heim und was fiele da
leichter, als zu sagen: Krise des Kontinents, Krise des Fußballs. Kein
Wunder!
So verlockend einfache Analogien sein mögen, so falsch sind sie im Falle
des Ausscheidens der europäischen Teams bei der WM (im Übrigen geht es hier
schlicht nur um Sport). Wenn eines in Europa nicht kriselt, dann ist es der
Fußball. Er boomt und er ist auch qualitativ – im Ganzen gesehen – auf
Weltniveau.
Sicher, es sind in erster Linie die Ligen (England, Deutschland, Spanien),
die „Weltmarktführer“ sind – während nicht alle Nationalteams derzeit d…
profitieren. Aber die Fehler bei den nun nach Hause fahrenden Teams sind
hausgemacht. Sie sind nicht in einem größeren Kontext zu verorten.
Italien hat das Ausscheiden am wenigsten verdient – und es sich dennoch
selbst zuzuschreiben. Denn man verlor das Turnier nicht unbedingt im
entscheidenden Spiel gegen Uruguay, sondern eher im Match gegen Costa Rica
zuvor, in dem man sich seltsam passiv, lustlos, sich selbst anödend in die
Niederlage fügte. Gegen Uruguay machte man gar nicht so viel falsch,
sondern hatte – auch mit dem Schiedsrichter, der Rot auf der falschen Seite
zur falschen Zeit zog – ordentlich Pech. Insgesamt: ein Mentalitätsproblem.
Denn bei einer WM ist ein Spiel Auszeit nicht vorgesehen.
## Die kupferne Generation
England fuhr mit den Überbleibseln einer so genannten goldenen, in
Wirklichkeit aber eher kupfernen Generation – Steven Gerrard, Wayne Rooney,
Frank Lampard – nach Brasilien. In Kombination mit einigen jüngeren,
hungrigen Spielern wie Daniel Sturridge oder Raheem Sterling hätte man ein
konkurrenzfähiges Team aufbauen können. Vielleicht hätte man nicht im
Konzert der ganz Großen mitspielen können – mehr als ein Punkt wäre allemal
drin gewesen.
Den Fall Spanien kann man – will man keine Romane oder Epen schreiben –
kurz abhaken: Ein System, das stehen geblieben ist, nicht mehr
weiterentwickelt wurde. Die Spanier hätten nach dem Ende der Barca-Ära,
nach dem Confed-Cup im vergangenen Jahr Zeit gehabt zu reagieren, zu
modifizieren. Aber bei der „Roja“ blieb alles beim Alten. Ex-Barca-Trainer
Pep Guardiola etablierte derweil im Anschluss an ein Sabbatical in München
eine fortgeschrittene Variante des Ballbesitzfußballs.
Und dann wäre da noch der Heimvorteil der (latein-) amerikanischen Teams.
Den haben sie natürlich und er betrifft nicht nur (wenn überhaupt) das so
gern genannte Klimatische. Aber am Ende kommt es für die europäischen Teams
darauf an, wie man solche gefühlten Auswärtsspiele bestreitet.
Und schließlich ist der Heimvorteil auch nur ein minimaler, ein winziger
Faktor – wesentlich entscheidender ist es, flexible spielerische Konzepte
zu entwickeln, die vielen unterschiedlich spielenden Gegnern standhalten.
Die Niederlande zeigen dies zu diesem Zeitpunkt des Turniers nahezu
perfekt, Frankreich und Deutschland mit Abstrichen. Sie könnten allesamt
für das andere Fußball-Europa stehen.
25 Jun 2014
## AUTOREN
Jens Uthoff
## TAGS
WM 2014
Italien
England
Europa
Krise
Deutschland
WM 2014
WM 2014
England
WM 2014
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar DFB-Aufstellung: 80 Millionen Bundestrainer
Die Expertise in Deutschland kennt keine Grenzen. Löws Elf lässt sich vom
Medientaumel und von der WM-Hysterie aber nicht anstecken. Gut so.
WM-Experte Kahn singt: Der Techno-Titan
Im Internet ist ein Musikvideo mit Oliver Kahn aufgetaucht. Ein bizarres
Ding, das einige Fragen aufwirft und vor allem eins ist: Blödelei.
Uruguay - Italien (Gruppe D): Biss, Tor, Sieg!
Uruguay besiegt Italien mit 1:0. Eine Rote Karte für Italien ändert nichts
am langweiligen Spiel. Erst als Suarez seinen Gegenspieler beißt, wird's
spannend.
England - Costa Rica (Gruppe D): The Grotto vs. La Gruta
Ein Grottenkick zwischen einem Team, bei dem es um nichts mehr geht, und
einem, dem es um Platz 1 geht. England ist ein bisschen besser.
England scheitert in der Vorrunde: Kein Küsschen von der Queen
„Ganz gut Fußball gespielt“ habe man, sagt Englands Coach Roy Hodgson.
Dennoch ist England raus. Aber wer sind die Schuldigen für die Blamage?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.