| # taz.de -- Frauen-Talk bei Jauch: Der liebe Günther und drei Profis | |
| > Hillary Clinton zu Gast bei Jauch, dazu noch Ursula von der Leyen und | |
| > Margot Käßmann. Eine Wohlfühlsendung, die nur ab und zu präzise wird. | |
| Bild: Gruppenbild mit Herr. | |
| Zu Beginn geht's um Kleidung, am Ende gibt's Blumen. Die erste | |
| Jauch-Sendung überhaupt mit drei Damen - das muss man sich mal vorstellen: | |
| Zum ersten Mal nur Frauen! - beginnt erwartungsgemäß fürchterlich, aber der | |
| Herr J. kriegt dann schnell die Kurve. | |
| Der Trick lautet, über Äußerlichkeiten auf der zweiten Ebene zu reden, also | |
| darüber, wie furchtbar es ist, wenn alle über Äußerlichkeiten reden. So | |
| weit so lahm ist der Beginn mit Hillary Rodham Clinton, der möglichen | |
| nächsten Präsidentschaftskandidatin der Vereinigten Staaten, | |
| Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der ehemaligen EKD-Chefin | |
| Margot Käßmann. | |
| Aber es wird dann doch noch etwas präziser: Kurze Abfrage, wer sich traut, | |
| sich Feministin zu nennen, obwohl das doch bei Wahlen schaden könnte. | |
| Clinton und Käßmann. Von der Leyen wird vorsichtshalber nicht gefragt, | |
| könnte ja bei den nächsten Wahlen schaden. Feministin kann man nämlich nur | |
| in den USA sein oder als Alt-Bischöfin. | |
| Aber dann geht's schlicht ums Geschäft: Clinton immerhin war | |
| Außenministerin, als die NSA Kanzlerin Merkels Handy ausspionierte, neben | |
| Hunderttausenden anderer Verbindungen. Ihre Antwort ist Krisenmanagement | |
| erster Güte: Fehler gemacht, erklärt warum (Hamburger Terrorzelle), | |
| eingesehen, entschuldigt, jetzt wird alles überprüft. Dialog auf höchster | |
| Ebene. Doppelagent? Keine Ahnung. Aber sie verstehe die Deutschen sehr gut, | |
| die hätten ja mit Geheimdiensten keine guten Erfahrungen gemacht. Mehr geht | |
| eigentlich auf diplomatischer Ebene nicht. Abgehakt. | |
| Geschlechtermäßig interessante Momente gibt's, als Bilder eingeblendet | |
| werden: von Putin, Oberkörper entblößt mit Gewehr, Sarkozy und Bush als | |
| Cowoys. Frauen jedenfalls hätten sie damit nicht imponieren wollen können, | |
| stellt die Runde fest. Vielleicht Männern? Tja, lustig, aber wahrscheinlich | |
| nah dran an der Wahrheit. Ein anderer dieser Momente ist der Anfall von | |
| etwas piefiger Frauensolidarität, als Käßmann und von der Leyen finden, man | |
| frage Madam Secretary gefälligst nicht mehr nach der Lewinsky-Affäre ihres | |
| Mannes. | |
| Eine Wohlfühlsendung, bis auf die wenigen Momente, in denen Margot Käßmann | |
| sich gegen die Todesstrafe und den Afghanistankrieg ausspricht und die | |
| Erschießung Osama bin Ladens kritisiert. Nichts neues für Clinton, die auch | |
| angesichts Jauchs Frage über die Lewinsky-Affäre quasi ein Gähnen | |
| zurückhalten muss. | |
| Wir erleben: Einen Moderator, der nur wenige bescheuerte Fragen stellt, der | |
| aber dafür nicht nachhakt und einfach den lieben Günther macht. Drei | |
| Vollprofis, die in dieser Sendung ziemlich unterfordert wirken. Und eine | |
| Redaktion, die Blümchen an die Damen verteilt, Glückwunsch! Ganz allein | |
| eine Sendung gestemmt! Es hätte vielleicht auch noch eine schönes | |
| Kaffeeservice sein dürfen? | |
| 7 Jul 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Heide Oestreich | |
| ## TAGS | |
| Hillary Clinton | |
| Margot Käßmann | |
| Ursula von der Leyen | |
| Feminismus | |
| Günther Jauch | |
| TV | |
| US-Außenpolitik | |
| Frauen in Führungspositionen | |
| USA | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Buchpräsentation von Hillary Clinton: Amüsant, aber ungefährlich | |
| In Berlin erzählt Hillary Clinton Anekdoten aus ihrer Zeit als | |
| Außenministerin. Sie selbst bleibt queengleich, ihre Erzählungen | |
| oberflächlich. | |
| Forscherin über Frauen und Macht: „Man muss siegen wollen“ | |
| Dass weibliche Politikerinnen weniger Erfolg haben als Männer, sei ein | |
| Mythos. Das behauptet zumindest die Forscherin Jennifer Lawless. | |
| Debatte Hillary Clinton als Präsidentin: Soll sie sich das antun? | |
| Was bringt ein Job als Präsidentin für die Emanzipation? In den USA warten | |
| alle auf Hillary Clintons Kandidatur. Doch die würde ihr vor allem Ärger | |
| einhandeln. |