# taz.de -- Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Google beim Vergessen helfen | |
> Als Reaktion auf das neue Recht der Löschung von Suchmaschinen-Einträgen | |
> beruft Google einen Beirat. Auch die deutsche Ex-Justizministerin ist als | |
> Beraterin dabei. | |
Bild: Wägt künftig über das Vergessen im Netz ab: Sabine Leutheusser-Schnarr… | |
FRANKFURT/MAIN afp | Der US-Internetkonzern Google hat einen Beirat mit | |
unabhängigen Fachleuten gegründet, die das Unternehmen bei der Löschung von | |
unliebsamen Suchergebnissen beraten sollen. Von deutscher Seite gehört die | |
ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger dem Gremium | |
an, wie Google-Chefjustiziar David Drummond in einem Beitrag für [1][die | |
Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb]. | |
Weitere Mitglieder sind etwa der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales oder der | |
UN-Sonderberichterstatter für den Schutz des Rechts auf freie | |
Meinungsäußerung, Frank La Rue. Insgesamt gehören acht Persönlichkeiten dem | |
Beirat an. | |
Das Gremium soll „von unterschiedlichen Gruppen Stellungnahmen einholen und | |
im Herbst in ganz Europa öffentliche Sitzungen abhalten“, um die mit einer | |
Löschung von Suchergebnissen verbundenen Fragen tiefergehend zu | |
untersuchen. Ein öffentlicher Bericht der Experten soll Empfehlungen zum | |
Vorgehen bei besonders schwierigen Löschanträgen enthalten – etwa bei | |
strafrechtlichen Verurteilungen, und „Verfahrensschritte empfehlen, durch | |
die die Verlässlichkeit und Transparenz für Websites und Bürger verbessert | |
werden können“, wie Drummond schrieb. | |
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im Mai geurteilt, dass Privatleute | |
ein Recht auf Vergessenwerden im Internet haben. Daher müssen | |
Suchmaschinenbetreiber nun auf Antrag Links aus ihren Suchergebnissen | |
streichen, wenn Angaben auf den verlinkten Seiten die Persönlichkeitsrechte | |
von Betroffenen verletzen. Google stellte ein entsprechendes | |
Antragsformular am 30. Mai online. Bislang seien mehr als 70.000 Anträge | |
eingegangen, schrieb Drummond. Jeder einzelne Auftrag werde individuell | |
geprüft – „meistens mit begrenzten Informationen und fast ohne Kontext“. | |
Es gehe jeweils um eine „schwierige Werteabwägung“, schrieb Drummond. Es | |
gebe Ex-Politiker, die kritische Einträge zu ihrer Politik während ihrer | |
Amtszeit entfernt wünschten, Schwerstkriminelle, die die Löschung von | |
Artikeln über ihr Verbrechen verlangten, Lehrer oder Architekten die | |
Bewertungen ihrer Arbeit. Bei der Prüfung berücksichtige Google eine Reihe | |
von Faktoren, etwa ob jemand eine Person öffentlichen Interesses ist, ob | |
eine Information aus einer seriösen Nachrichtenquelle stammt, oder wie | |
aktuell sie ist. | |
Drummond wiederholte, dass Google das Urteil „sehr kritisch“ sehe. Er | |
bemängelte die „sehr ungenauen und subjektiven Kriterien“. Laut EuGH hat | |
jemand das Recht auf Entfernung von Informationen aus Suchergebnissen, wenn | |
sie „unangemessen, gegenstandslos, nicht mehr aktuell oder überzogen“ sind. | |
Daneben solle auch das öffentliche Interesse berücksichtigt werden. | |
11 Jul 2014 | |
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[1] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/google/google-beruft-l… | |
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