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# taz.de -- Anglikanische Kirche von England: Welcome, Bischöfinnen
> Geht doch: Die Church of England lässt künftig Frauen fürs Bischofsamt
> zu. Selbst der evangelikale Flügel hat nichts dagegen – um eine Krise
> abzuwenden.
Bild: Schon vor Beginn der Synode bester Laune: Teilnehmerinnen.
DUBLIN taz | Diesmal waren auch die Laien für Bischöfinnen. Die
Generalsynode der Church of England stimmte am Montagabend im
nordenglischen York mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit dafür, künftig
Frauen zum Bischofsamt zuzulassen.
Vor knapp zwei Jahren hatten die Anglikaner das noch abgelehnt. Zwar
stimmten auch damals Bischöfe und Geistliche mit deutlicher Mehrheit dafür,
ebenso wie 42 der 44 Diözesen. Doch die Laien spielten nicht mit: Die
Zweidrittelmehrheit, die in allen drei Kammern erforderlich ist, wurde um
sechs Stimmen verfehlt. Diesmal stimmten 152 Laien dafür, 45 dagegen, fünf
enthielten sich.
Bereits zu Beginn der Debatte wurde klar, dass es eine Mehrheit für
Bischöfinnen geben würde. Die ersten zehn Redner, die 2012 noch mit Nein
gestimmt hatten, erklärten, dass sie ihre Meinung geändert haben. Thomas
Sutcliffe von der Laienkammer, der 2012 mit Nein gestimmt hatte, sagte:
„Beide Länder, die am Sonntag im Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft
standen, haben Frauen als Regierungschefs. Die bischöfliche Femininität
wird die Kirche bereichern.“
Selbst einige Mitglieder des konservativen evangelikalen und
anglo-katholischen Flügels gaben im Interesse der Einheit der
anglikanischen Kirche – mit 1,7 Millionen Gottesdienstbesuchern die größte
Glaubensgemeinschaft in Großbritannien – ihren Widerstand gegen
Bischöfinnen auf.
## Knapp 4.000 Pristerinnen
Einigkeit herrscht in der Frage dennoch nicht. Die Church of England ist
die Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft. In der Teilkirche in den
USA gibt es bereits seit 1989 Bischöfinnen, auch in Neuseeland, Kanada,
Australien und Südafrika sind sie gang und gäbe. Im September vorigen
Jahres hat die Schwesterkirche Church of Ireland zum ersten Mal eine
Bischöfin ernannt.
In vielen Entwicklungsländern lässt die anglikanische Kirche jedoch Frauen
nicht einmal zum Priesteramt zu. In Großbritannien hatte es vor 20 Jahren
eine erbitterte Debatte über die Ordination von Priesterinnen gegeben.
Damals setzten sich die Modernisierer durch. Heute stellen die knapp 4.000
Priesterinnen ein Drittel aller Geistlichen. Diese Normalität prophezeit
Thomas Sutcliffe auch den Bischöfinnen: „Schon bald wird es normal und
nicht bemerkenswert sein, Bischöfinnen zu haben.“
Mit dem Votum hat die Church of England eine existenzielle Krise
abgewendet. Ein Bischof, der anonym bleiben wollte, hatte am Vorabend der
Debatte im Guardian [1][gewarnt]: „Die Synode wäre schwachsinnig, nicht
dafür zu stimmen. Das würde einen irreparablen Schaden für die Kirche
anrichten. Die Menschen würden uns nicht für glaubwürdig halten, und das
wären wir auch nicht.“ Das Unterhaus hatte angedroht, im Falle der
Ablehnung von Bischöfinnen selbst ein Gesetz einzubringen.
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury und oberster Geistlicher der
britischen Anglikaner, sagte, die erste Bischöfin könnte schon vor
Weihnachten ordiniert werden. Zuvor muss das Parlament das Gesetz
verabschieden und es der Synode im November erneut vorlegen, damit sie es
formal in Kraft setzt. Da die Ordination eines Bischofs, der eine Diözese
leitet, ein relativ langwieriger Prozess ist, wird die erste Frau im Amt
wahrscheinlich nur eine Assistenzbischöfin sein.
14 Jul 2014
## LINKS
[1] http://www.theguardian.com/world/anglicanism
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Kirche
Bischöfe
England
Familie
Assange
Synode
Bibel
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
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