# taz.de -- Israel-Gaza-Krieg: Israel bombt mit aller Macht | |
> Israel hat 150 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Ein Führer des | |
> Islamischen Dschihad wurde getötet. Das einzige Kraftwerk wurde nach | |
> einem Bombentreffer abgeschaltet. | |
Bild: Das zerstörte Haus des früheren Ministerpräsidenten im Gazastreifen, I… | |
GAZA/TEL AVIV dpa/ap | Ungeachtet aller Appelle für eine Waffenruhe hat | |
Israel am späten Montagabend und in der Nacht zum Dienstag massiv Ziele in | |
Gaza bombardiert und etwa 150 Ziele angegriffen. | |
Nach dem Einschlag von zwei Panzergranaten in einem Brennstofftank wurde am | |
Dienstag das einzige Kraftwerk des von 1,8 Millionen Menschen dicht | |
besiedelten Küstenstreifens abgeschaltet. Das teilte ein Sprecher des | |
Stromversorgers mit. Bereits vor dem Treffer im Kraftwerk hatten die | |
Einwohner Gazas nur drei Stunden am Tag Strom. | |
Nach Augenzeugenangaben wurde Gaza mit Artillerie, von Kriegsschiffen und | |
aus der Luft bombardiert. Nach Fernsehberichten erhellte Leuchtmunition den | |
Nachthimmel, Drohnen sondierten das Terrain. | |
Bei den heftigsten nächtlichen Bombardements seit Beginn seiner | |
Militäroffensive hat Israel die Machtsymbole der Hamas ins Visier genommen. | |
Am frühen Dienstmorgen beschoss die Armee das Haus des ranghohen | |
Hamas-Führers Ismail Hanije, Regierungsgebäude und das Hauptquartier der | |
Rundfunkanstalt Al-Aksa in Gaza-Stadt. | |
Die radikale Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad teilte mit, in | |
Rafah sei ein ranghoher Kommandeur der Gruppierung getötet worden. | |
Insgesamt gab es bei den massiven Angriffen von See, aus der Luft und mit | |
Artillerie nach Angaben der Rettungskräfte mindestens 16 Tote. | |
In Tel Aviv gab es am frühen Dienstagmorgen erstmals seit Freitag | |
Luftalarm. In der Region Tel Aviv seien mehrere Explosionen zu hören | |
gewesen, berichteten israelische Medien. Über Schäden war zunächst nichts | |
bekannt. Auch in anderen Orten in Israel heulten bis in die frühen | |
Morgenstunden Sirenen. | |
## Hamas-Politiker angegriffen | |
Bei einer der Attacken auf Gaza wurde nach palästinensischen Angaben auch | |
das Haus des Hamas-Spitzenpolitikers Ismail Hanija getroffen. Hanija wurde | |
2006 Ministerpräsident in dem von der Hamas beherrschten Gazastreifen. | |
Weder Hanija noch seine Familie seien zu Hause gewesen, als das Haus von | |
Raketen zerstört wurde, berichtete der Hamas-Fernsehsender Al-Aksa. Am | |
frühen Morgen wurde auch das Gebäude des Senders bombardiert. Drei heftige | |
Explosion hätten das Haus erschüttert, berichtete der CNN-Korrespondent aus | |
Gaza. | |
Im zentralen und südlichen Gazastreifen wurden am frühen Dienstag nach | |
palästinensischen Angaben 16 Menschen getötet. 50 seien verletzt worden, | |
berichteten Sanitäter und Augenzeugen. Der Sprecher des palästinensischen | |
Rettungsdienstes, Aschraf al-Kidra, sagte, bei einem Luftangriff im | |
zentralen Gazastreifen seien neun Palästinenser getötet und 40 verletzt | |
worden. | |
In Rafah im Süden seien sieben Mitglieder einer Familie ums Leben gekommen. | |
Zehn seien verletzt worden. Laut Sanitätern wurden mindestens 15 | |
Palästinenser bei Luftangriffen im Westen von Gaza-Stadt verletzt. | |
## Warnung vor Beschuss | |
Die israelische Armee hatte die Einwohner in Teilen des Gazastreifens zur | |
sofortigen Räumung ihrer Häuser aufgerufen. Die Warnungen seien an | |
Palästinenser in Sadschaija, Saitun und dem östlichen Teil von Dschebalia | |
sowie in Beit Lahia und Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen geschickt | |
worden, teilte die Armee mit. | |
Die Zivilisten sollten sich ins Zentrum der Stadt Gaza begeben, hieß es in | |
den Botschaften, die per Telefon oder SMS übermittelt wurden. Die Armee | |
sendet solche Mitteilungen für gewöhnlich vor massiven Angriffen. | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte in diesem Zusammenhang, die in Gaza | |
arbeitenden UN-Organisationen hätten nicht die Ressourcen einen | |
zusätzlichen riesigen Zustrom verzweifelter Menschen zu bewältigen oder | |
ihnen Hilfe zu gewähren. Ban betonte in der am Montag (Ortszeit) in New | |
York veröffnetlichten Erklärung erneut, dass die Feindseligkeiten beendet | |
werden müssen. | |
Am Dienstag soll ein hochrangige palästinensische Delegation in Ägypten | |
über eine Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern | |
diskutieren, erklärte ein hochrangiger palästinensischer Funktionär, der | |
namentlich nicht genannt werden wollte. Angeblich soll auch ein Vertreter | |
der Hamas dabei sein. | |
## Tunnelzerstörung fortgesetzt | |
Am Montag kamen nach palästinensischen Berichten 30 Palästinenser bei | |
Angriffen ums Leben. Elf weitere Leichen wurden aus Trümmern in Chan Junis | |
im Süden des Gazastreifens gezogen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. | |
Insgesamt seien bei den israelischen Angriffen seit dem 8. Juli mehr als | |
1100 Menschen getötet und mehr als 6500 verletzt worden. Die meisten der | |
Opfer seien Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, sagte Al-Kidra. | |
Nach Angaben des israelischen Militärs vom frühen Dienstagmorgen wurden | |
bisher 53 israelische Soldaten getötet. Am Montag seien es zehn gewesen. | |
Ungeachtet aller internationalen Appelle für eine Waffenruhe hatte der | |
israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Fortsetzung der | |
Militäroffensive gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen | |
angekündigt. „Wir werden den Einsatz nicht beenden, bevor wir die Tunnel | |
(der Hamas) zerstört haben“, erklärte er am Montag in einer | |
Fernsehansprache. | |
„Die israelischen Bürger können nicht unter der Bedrohung durch Raketen und | |
Tunnel leben - unter Todesdrohung von oben und von unten“, fügte er hinzu. | |
Nach Augenzeugenberichten flammten die Gefechte am Abend wieder heftig auf. | |
Vielerorts in Gaza waren schwere Explosionen zu hören. | |
## Bedingungslose Waffenruhe gefordert | |
Bei einem Mörsergranaten-Angriff militanter Palästinenser waren zuvor vier | |
israelische Soldaten getötet worden. Es war der Angriff mit den meisten | |
Opfern in Israel seit Beginn der Militäroffensive im Gazastreifen am 8. | |
Juli. | |
Wie Netanjahu in seiner Ansprache weiter sagte, ist der Kampfeinsatz gegen | |
die Hamas-Tunnel der „erste Schritt zur Entmilitarisierung des | |
Gazastreifens“. Verteidigungsminister Mosche Jaalon, der neben ihm stand, | |
erklärte: „Wir werden nicht zögern, unsere Aktionen auszuweiten, um der | |
Hamas noch mehr Schaden zuzufügen.“ | |
Führende westliche Nationen forderten eine sofortige, bedingungslose und | |
humanitäre Waffenruhe. Zugleich äußerten sich Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel, US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatschef François | |
Hollande, der britische Premier David Cameron und der italienische | |
Ministerpräsident Matteo Renzi in einer Telefonkonferenz besorgt über das | |
Risiko einer weiteren Eskalation. | |
29 Jul 2014 | |
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