# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Das wird so geil und gerecht | |
> Mitmeinen – heißer Scheiß, der viel Intellekt fordert. Gedanken über die | |
> Situation der Frau in der Sprache, bei Stromausfall und Whisky. | |
Bild: Stromausfall beim „Walther von der Vogelweide“-Lesekreis. | |
Schon okay, so ein Stromausfall bei Gewitter. Als Kind fand ich | |
Stromausfälle super. Kerzenlicht in der ganzen Wohnung, und weil man nicht | |
kochen konnte, aß man Kekse. Schönes Leben eigentlich. Heute, als | |
Kolumnistin, finde ich Stromausfälle auch in Ordnung. Kerzenlicht in der | |
ganzen Landkommune, 79 Prozent Laptop-Akku, und weil man nicht kochen kann, | |
trinkt man Whisky. | |
Was für ein gutes Gefühl, zu wissen, dass da draußen Leute sind, die sich | |
kümmern. Die einen, die den Strom wieder hinkriegen werden, und die | |
anderen, die sich beständig Gedanken über die Situation der Frau in der | |
Sprache machen. | |
Irgendwo in Österreich hocken 800 Menschen, mehr oder weniger | |
Intellektuelle, die [1][einen offenen Brief] gegen das „Binnen-I und andere | |
von oben verordnete Verunstaltungen“ unterschrieben haben. Sie finden, | |
Wörter wie „ÄrztInnen“ sind hässlich, unverständlich und neu, man sollte | |
die nicht benutzen, man sollte sie geradezu von oben her wegverordnen. Weil | |
in dem Wort „Ärzte“ Frauen mitgemeint sind. Nur logisch. | |
Wie [2][in dem taz-Interview neulich], in dem es hieß: „Wenn man Ärzten | |
diese Möglichkeit gibt, werden sie zu den gefährlichsten Männern im | |
Staate.“ Richtige Frauen checken, dass sie nicht nur bei den Ärzten | |
mitgemeint sind, sondern natürlich auch bei den Männern. Mitmeinen – heißer | |
Scheiß, der viel Intellekt erfordert, und ich bin mir nicht sicher, wie | |
viel verständlicher es ist, von „Männern“ als „Männern und Frauen“ zu | |
reden, als zum Beispiel von „Menschen“, aber ich bin ja auch nur eine, und | |
die anderen sind mindestens 800. | |
Überhaupt bin ich froh, dass es so viele Leute gibt, die das Binnen-I und | |
[3][all das /_*x-Zeug] hässlich und blöd finden, und am allerfrohsten bin | |
ich über jene, deren Gründe ästhetischer Art sind. Ich stelle mir vor, wie | |
sie in abendlichen „Walther von der Vogelweide“-Lesekreisen über die | |
Lieblichkeiten und Widrigkeiten der Sprache debattieren, wie sie sich an | |
der Anmut des Wortes „Fenchel“ ergötzen und wie ihnen bei der Borstigkeit | |
eines Wortes wie „Residenzpflicht“ der Magen krampft. Ich bin sicher, dass | |
sie mit dem „Mitmeinen“ auch ihre Sorgen haben, dass sie verschiedene | |
geschlechtergerechte Formen Nacht um Nacht in ihren Herzen bewegen. | |
Das wird so geil, wenn die fertig sind. Eines Tages werden sie uns dann | |
eine nicht nur gerechte, sondern auch ästhetisch anspruchsvolle, poetische | |
Form vorschlagen, die nicht nur das Auge erfreut, sondern auch die ganze | |
Seele. | |
Oder zumindest die Brüste. Zwei von den vielen Genderexperten unserer Zeit | |
durfte ich neulich in einer Kneipe zuhören. „Es gibt“, sagte der eine, | |
„drei Arten von Männern. Die, die bei Frauen auf die Titten gucken, dann | |
die, die auf den Arsch gucken, und die, die auf die Füße gucken.“ Der | |
andere war skeptisch. „Ich glaube“, sagte er, „es gibt schon auch noch | |
welche, die aufs Gesicht achten.“ Der erste wiegte den Kopf hin und her und | |
sagte: „Na jaaa. Ich würde sagen, ja, okay, aber das zählt eigentlich zu | |
den Brüsten.“ | |
Mitmeinen, ich sage es ja, das ist einfach der Zug, auf den man heute noch | |
aufspringen sollte. Mal gucken, wo der hinfährt. | |
31 Jul 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/3838350/Zeit-fur-eine-Ruckk… | |
[2] /Medizinethiker-ueber-Sterbehilfe/!136477/ | |
[3] /Kolumne-Luft-und-Liebe/!142574/ | |
## AUTOREN | |
Margarete Stokowski | |
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