# taz.de -- Galileo-Satelliten auf falscher Bahn: Zu wenig Sprit für Kurskorre… | |
> Zwei ausgesetzte Satelliten müssen wohl abgeschrieben werden. Experten | |
> gehen davon aus, dass sie nicht mehr auf die richtige Bahn gebracht | |
> werden können. | |
Bild: Grafische Darstellung der beiden Galileo-Satelliten 5 und 6. | |
PARIS/KOUROU dpa | Die beiden am Freitag mit einer russischen Sojus-Rakete | |
gestarteten Satelliten müssen möglicherweise aufgegeben werden. Eine | |
vollständige Kurskorrektur ist wahrscheinlich nicht möglich. Der Fehler | |
scheint so schwerwiegend, dass die Satelliten nicht planmäßig genutzt | |
werden können – wenn sie denn überhaupt genutzt werden können, zitierte das | |
Fachmedium SpaceNews Verantwortliche, die namentlich nicht genannt werden | |
wollten. | |
Vermutlich hätten die Satelliten nicht genügend Treibstoff an Bord, um | |
jetzt noch an die geplante Position zu gelangen, heißt es. Und selbst wenn | |
dies doch gelingen sollte, würde der Treibstoff dann für andere notwendige | |
Manöver fehlen. | |
Die russsiche Trägerrakete Sojus mit den beiden Satelliten war am | |
Freitagnachmittag problemlos vom Raumfahrtzentrum in Französisch-Guayana | |
ins All gestartet. Zunächst hatte es von allen beteiligten Seiten geheißen, | |
der Flug sei nach Plan verlaufen. Die Raketenbetreibergesellschaft | |
Arianespace teilte dann allerdings in der Nacht mit, dass neue | |
Beobachtungen eine Abweichung zwischen dem Zielorbit und der erreichten | |
Bahn gezeigt hätten. | |
Nach Angaben des Chefs der französischen Raumfahrtbehörde (Cnes), Jean-Yves | |
Le Gall, fliegen die Satelliten derzeit in einer elliptischen Umlaufbahn in | |
etwa 17.000 Kilometern Höhe. Eigentlich hätten sie auf einer Kreisbahn in | |
einer Höhe von mehr als 23.000 Kilometern unterwegs sein sollen. „Was wir | |
wissen, ist, dass drei Stunden nach dem Start irgendetwas falsch gelaufen | |
ist“, sagte Le Gall. Nach Angaben von Arianespace waren die Satelliten zu | |
dieser Zeit noch an Bord der Fregat-Oberstufe der Sojus. Diese kann mit | |
Hilfe eines eigenen Antriebs mehrere Satelliten an diversen Stellen im | |
Orbit absetzen. | |
Gefahren gehen von den Satelliten nicht aus. „Sowohl die Fregat-Oberstufe | |
als auch die beiden Satelliten sind in einer stabilen Lage, die keinerlei | |
Risiko für Menschen auf dem Boden darstellt", teilte Arianespace mit. Eine | |
Untersuchungskommission soll sich von diesem Montag an um die | |
Ursachenforschung kümmern. | |
Die beiden von dem Raumfahrtunternehmen OHB in Bremen gebauten Satelliten | |
sind als Nummer 5 und 6 in der Galileo-Konstellation geplant, die Europa | |
bis 2020 unabhängig von fremder Technik machen soll. Aktuell verfügen nur | |
die USA sowie Russland über satellitengestützte Navigationssysteme. Beide | |
werden nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) vom Militär | |
kontrolliert und können „bei Bedarf“ – zum Beispiel aus | |
sicherheitspolitischen Gründen – verfälscht oder sogar abgeschaltet werden. | |
Autofahrer, Rettungsdienste und andere zivile Nutzer von GPS-Geräten wären | |
dann aufgeschmissen. | |
Ursprünglich sollte das europäische Prestigeprojekt mit geplanten 30 | |
Satelliten bereits 2008 an den Start gehen. Wegen Streitigkeiten unter den | |
Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Ein eingeschränkter | |
Betrieb soll ab 2015 möglich sein. Die volle Einsatzfähigkeit ist bis 2020 | |
vorgesehen. Insgesamt wird das System einen zweistelligen Milliardenbetrag | |
kosten. Allein für die Lieferung der ersten 14 OHB-Satelliten bezahlt die | |
Europäische Union 566 Millionen Euro. | |
24 Aug 2014 | |
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