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# taz.de -- Uni-Präsident kritisiert Senatorin: "Nicht zu reparieren"
> Das Strategiepapier der Wissenschaftssenatorin sei ein Eingriff in die
> Hochschul-Autonomie, kritisiert Uni-Präsident Lenzen.
Bild: Waren sich mal grün: Lenzen, Stapelfeld, Jörn Walter (v. r.) 2011 mit S…
Nicht vom Glück verfolgt ist Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt.
Erst muss sich die SPD-Politikerin anhören, sie sei nicht
durchsetzungsfähig, weil von den vom Bund gezahlten Bafög-Millionen kein
Cent an den Hochschulen ankommt. Und nun zerreißt Uni-Präsident Dieter
Lenzen ihr Papier über die strategischen Perspektiven der Hochschulen bis
2020 in der Luft. Er fordert die Behörde auf, dieses Papier „unverzüglich
zurückzunehmen“. Es verletze die Autonomie der Hochschulen und sei „nicht
zu reparieren“, sagt Lenzen.
Dabei wurde dieses Schriftstück seit zwei Jahren erwartet. Als es dann
fertig war, stellte die Senatorin es auf die Homepage ihrer Behörde – ohne
auf einer Pressekonferenz über ihre Ideen zu berichten. Ohnehin soll es nur
Entwurf sein, zu dem die Gremien der sechs Hochschulen jetzt Stellung
nehmen. Dem Präsidium der Uni Hamburg gefällt es schon mal gar nicht. „Wir
wurden nicht an der Erstellung beteiligt“, sagt Lenzen. Neue Perspektiven
für die Uni seien nicht enthalten. Und obendrein greife es in die Autonomie
der Uni ein, ergänzte der Hochschulratsvorsitzende Albrecht Wagner.
Nicht beanstandet wird die Absenkung der künftigen Studienplatzzahlen, die
die Behörde mit den Unis bereits vor zwei Jahren vereinbartet hatte, damit
diese mit dem durch die Schuldenbremse bis 2020 reduzierten Budget
zurechtkommen. Doch die Aufzählung von Forschungsschwerpunkten geht den
Kritikern zu weit. Wissenschaft müsse aus der Kreativität der Forscher
heraus entwickelt werden, sagt Lenzen: „Bottom up und nicht Top down.“ Der
ganze Duktus des Papiers mit zahlreichen Modalverben wie „soll“ und „muss…
sei falsch.
Die Uni-Spitze ärgert, dass erzielte Erfolge geleugnet werden. So mahnt das
Papier eine Überarbeitung der überfrachteten Bachelor-Studiengänge an. Doch
das, so Lenzen, sei seit drei Jahren geschehen: „Wir haben mit der
Verschulung Schluss gemacht. Das sieht so aus, als hätten wir unsere
Hausaufgaben nicht gemacht.“ Zudem plane Stapelfeldt ein Kontrollwesen mit
über 30 Berichten im Jahr, wofür man eine ganze Abteilung bräuchte.
Faktisch habe man kein Qualitätsproblem, sondern ein Ressourcenproblem,
sagt der Uni-Chef. Besonders übel sei der Bauzustand des Campus. „So eine
Ruine wie hier gibt es sonst nirgends.“ Der Philosophen-Turm dürfe laut
Bauamt nur bis 2016 genutzt werden. Es gebe Investitionsbedarf von 630
Millionen Euro. Doch dazu finde sich in dem Stapelfeldt-Papier nichts.
Nicht fassen kann Lenzen, dass die rund 36 Millionen Euro durch die
Bafög-Übernahme des Bundes im Haushalt verschwinden. Viele Länder im Süden
gäben es den Unis. „So entsteht wieder ein Nord-Süd-Gefälle.“
Am besten schreibe man so ein Papier mit den Hochschulen zusammen, sagt
Albrecht Wagner. Lenzen plant nun mit anderen Hochschulen ein eigenes
Papier. Von Stapelfeldt gab es nur ein kurzes Statement. „Uns geht es
darum, mit den Hochschulen einen Dialog zu führen über Inhalte.“ Zur
Forderung, das Papier zurückzuziehen, äußerte sich ihre Behörde nicht.
27 Aug 2014
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Hochschulpolitik
Universität Hamburg
Dorothee Stapelfeldt
Uni
Bildung
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