Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Berliner Szenen: Klebekaramellaffinität
> Erst ist es eine normale Überraschungsgeburtstagsparty. Aber als jemand
> Toffifee ins Spiel bringt, wird es einer von diesen speziellen Abenden.
Bild: Wussten Sie, dass in Berlin jeden Monat so viel Bier konsumiert wird, wie…
Als alle „Happy Birthday“ singen, stehe ich vorm Toilettenspiegel und suche
eine Kontaktlinse, die sich irgendwo neben meinen linken Augapfel geschoben
hat. Drei Minuten lang. So verpasse ich den entscheidenden Moment der
ersten Überraschungsgeburtstagsparty, auf die ich jemals eingeladen war.
Der Duft von Wunderkerzen zieht zu mir herüber. Nachdem ich die Linse
endlich gefunden habe, gehe ich ins Hinterzimmer zum Belegte-Brote-Buffet.
Ich habe noch nicht zu Abend gegessen und jetzt ist es auch egal. Die
Ziegenkäserollenscheiben schwitzen.
Draußen hat irgendjemand Toffifee auf den Tisch gelegt und wir reden eine
halbe Stunde über die Toffifee-Werbung, die Toffifee-Zutaten, die
Toffifee-Ekligkeit, die Toffifee-Verpackungsillustrationen, die
Klebekaramellaffinität von Storck, das Wortspiel im Markennamen von Bifi
und so weiter. Es ist sehr lustig. Später erzählen U. und C. von der
zehnstündigen Autofahrt zum Bachmannpreis in Klagenfurt, wo sie sich die
Zeit mit Begrifferatespielen vertrieben haben. Bei einem sagt einer Wörter
und die anderen müssen den Oberbegriff raten. An „Verben, die kein Geräusch
machen“, sind alle verzweifelt. Und was ist das hier: Auster, Zahn,
Spargel?
Ich frage mein Gegenüber, ob er auch schon mal in Klagenfurt gelesen habe,
und während ich die Frage ausspreche, fällt mir wieder ein, dass er dort
sogar gewonnen hat. Vor Scham verstecke ich mich in meinem Bierglas.
Als ich wieder rauskomme, ist es schon halb zwei, aber es sitzen immer noch
viele Leute in der Mittwochsommernacht. Es ist einer von diesen Abenden.
Ich nehme ein Toffifee und stelle fest, dass nur eine halbe Haselnuss drin
ist, anders als auf der Verpackung abgebildet. Ein Fuchs trottet auf den
Straßenbahngleisen die Greifswalder Straße entlang.
Jeden Monat wird so viel Bier in Berlin konsumiert, wie in die Kugel des
Fernsehturms passt, sagt jemand. Erstaunlich – aber wahr!
1 Sep 2014
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Ebola
Berliner Szenen
Berliner Szenen
ICC
Volleyball
Wespen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Berliner Szenen: Das E-Wort
Seuchenalarm in meiner Straße und nicht einmal die Polizei sagt einem, was
Sache ist. Aber zum Glück gibt es ja eine Boulevardzeitung der Vernunft.
Berliner Szenen: Absurdes Gemäuer
Ein Abend in altehrwürdigen Räumen in Wannsee: Verschiedene Formen von Neid
wechseln einander ab.
Berliner Szenen: Mittelpunkt einer Wolke
Dicke Eier und was Neues am Fuß in der U-Bahn: Fußvergleich zweier Jungs,
von denen einer neue Schuhe hat.
Berliner Szenen: Im Aquarium
Auf der Pressetribüne im Olympiastadion ist es leer und leise, das
Spielfeld sieht aus wie im Fernsehen, und die Fans klingen wie in Watte
gepackt.
Berliner Szenen: Kaffee ohne E.
Unter der Hobrechtbrücke fahren die Ausflugsschiffe vorbei, eins, zwei,
drei, vier, fünf Stück. Dieses Mal sitze ich allein hier.
Berliner Szenen: Und schließlich die komplett Irren
Die allerletzte Veranstaltung im ICC ist eine perfekte
Wahnsinnsinszenierung deutscher Konzernkultur: Die Jahreshauptversammlung
der Daimler AG.
Berliner Szenen: So wie einst Jochen Schmidt
Seit 12 Jahren Volleyball, an jedem verdammten Montag, in der viel zu
kleinen Sporthalle des Heinrich-Hertz-Gymnasiums. Ein historischer Ort.
Oder?
Berliner Szenen: Am Randrillenrand
Die Wespen sitzen auf dem Frühstücksbrettchen und essen Honig. Manche
kämpfen auch miteinander in der Luft. Ihr Futter wird knapp.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.