# taz.de -- Salafisten-Prozess in Düsseldorf: „Allahu-Akbar“ vor Gericht | |
> In Düsseldorf beginnt das Verfahren gegen den mutmaßlichen Bombenleger | |
> von Bonn und dessen Gruppe. Auf der Straße protestiert „Pro NRW“. | |
Bild: Marco G. am Montag vor Gericht. Die Angeklagten sind durch eine Sicherhei… | |
DÜSSELDORF taz | Unter großem Polizeiaufgebot hat im Oberlandesgericht | |
Düsseldorf am Montag der Prozess gegen eine Gruppe von Salafisten um den | |
27-jährigen Marco G. begonnen. Marco G. steht wegen des versuchten | |
Sprengstoffanschlags am Bonner Hauptbahnhof im Dezember 2012 vor Gericht. | |
Ihm und drei weiteren Angeklagten wird zudem ein versuchter Mordanschlag | |
auf den Vorsitzenden der extrem rechten Partei „Pro NRW“ im März 2013 zur | |
Last gelegt. | |
In der letzten Sitzreihe im Gerichtssaal sitzen Polizisten, der | |
Verhandlungsbereich wird durch eine Sicherheitsscheibe abgeschirmt. Um 11 | |
Uhr soll es losgehen. Doch um 11.13 Uhr ziehen die Verteidiger wieder ihre | |
Roben aus. „Wegen eines Befangenheitsantrags gegen den kompletten Senat und | |
um der kompletten Öffentlichkeit die Gelegenheit zur Teilnahme zu geben, | |
verzögert sich der Beginn“, sagt ein Gerichtssprecher. | |
Rund ein Dutzend Anhänger von „Pro NRW“ stehen noch vor der | |
Sicherheitsschleuse, sie hatten sich morgens an der Zufahrt zum Gericht zu | |
einer „Mahnwache“ getroffen. Durch eine „Pro NRW“-Kundgebung vor der | |
König-Fahd-Akademie Bonn, bei der die Ultrarechten 2012 | |
Mohammed-Karikaturen zeigten und bei der es zu einer Straßenschlacht | |
zwischen Salafisten und Polizei kam, soll Marco G. auf die Idee mit dem | |
Sprengstoffanschlag auf den Bonner Bahnhof gekommen sein. | |
Auf dem Gerichtsflur interviewen die wartenden Journalisten den früheren | |
Linksterroristen und heutigen Salafisten Bernhard Falk, der aus Solidarität | |
mit Marco G. gekommen ist. „Die Weltmassen werden einen Weg finden, wie sie | |
sich gegen Unterdrückung wehren“, sagt Falk in die Mikrofone. | |
Als es gegen 12.30 Uhr endlich losgeht, lassen die Angeklagten keinen | |
Zweifel daran, dass sie das weltliche Gericht nicht gelten lassen wollen. | |
Nachdem Marco G. den Gerichtssaal betritt, reckt er den Arm in die Höhe und | |
ruft „Allahu akbar“ („Gott ist der Größte“), auch der Mitangeklagte | |
ehemalige albanische Elitepolizist Enea B. (44) ruft das. Beide tragen ein | |
Tuch auf dem Kopf. Enea B. sollte laut Bundesanwaltschaft der Schütze sein, | |
der das Attentat auf den „Pro NRW“-Chef Markus Beisicht hätte ausführen | |
sollen. | |
## Liste mit 28 Namen | |
In der Nacht vor dem vorgesehen Anschlag wurden er und Marco G. verhaftet. | |
Der Mitangeklagte Koray D. (25) wurden in Bonn, Tayfun S. (24) in Essen | |
festgenommen. Keiner von ihnen erhebt sich beim Eintritt des Gerichts. Nach | |
der Feststellung der Personalien lassen die Angeklagten dem Vorsitzenden | |
Richter Frank Schreiber ausrichten, dass sie an einer Kommunikation nicht | |
interessiert seien. | |
Die Anklageverlesung zeigt das mutmaßliche terroristische Potenzial des | |
Quartetts, für das der Anschlag auf Beisicht nur der Anfang sein sollte. | |
„Sie haben eine Liste mit 28 Namen ausgedruckt, 9 waren mit rotem Stift | |
markiert“, sagt Bundesanwalt Horst Salzmann. Marco G. muss mit einer | |
lebenslangen Freiheitsstrafe rechnen, für die drei anderen geht es um bis | |
zu 15 Jahre Haft. | |
8 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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