# taz.de -- Rocket Internet will an die Börse: Drei Brüder werden Milliardär | |
> Rocket Internet produziert Startups am Fließband. Noch in diesem Jahr | |
> plant das Berliner Unternehmen der Samwer-Brüder den Börsengang. | |
Bild: Zum Rocket-Stall gehören Dienstleistungsanbieter aus unterschiedlichen B… | |
BERLIN dpa | Die Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet drängt an die | |
Börse. Das Unternehmen der Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer will | |
dabei in Frankfurt etwa 750 Millionen Euro einnehmen. Der Börsengang solle | |
noch in diesem Jahr über die Bühne gehen, kündigte Rocket am Mittwoch an. | |
Die Einnahmen sollen in die Entwicklung neuer und bestehender Startups | |
fließen. | |
„Der Börsengang ist der nächste logische Schritt auf dem Weg zu unserem | |
erklärten Ziel, die weltweit führende Internet-Plattform außerhalb der USA | |
und Chinas zu werden“, erklärte Mitgründer und Chef Oliver Samwer. Vor | |
allem in Entwicklungsländern, in denen es wenige traditionelle Läden geben, | |
sehe Rocket die Chance, mit dem Online-Handel groß abzuräumen. | |
„Wir bauen eine Plattform“, betonte Samwer in einer Telefonkonferenz. Die | |
einzelnen Firmen sollen von einer gemeinsamen technischen Basis und | |
standardisierten Abläufen profitieren. Rocket Internet legte zunächst keine | |
ausführlichen Zahlen vor, es wurde aber deutlich, dass die Startup-Fabrik | |
rote Zahlen schreibt. „Wir streben derzeit keine Gewinne an“, sagte Samwer. | |
Das brauche Zeit. Rocket habe aber eine klare Marschroute zur | |
Profitabilität. | |
Rocket Internet war 2007 gegründet worden und bringt hauptsächlich | |
Internet-Startups auf den Weg. Zu den Firmen, die unter dem Dach von Rocket | |
groß geworden sind, zählt auch der Modehändler Zalando. Zalando will selbst | |
ebenfalls noch in diesem Jahr an die Börse. Rocket Internet hat die | |
Startup-Produktion wie am Fließband organisiert. Eine Geschäftsidee wird | |
schnell umgesetzt und in verschiedenen Ländern an den Start gebracht. | |
Aktuell sind unter dem Rocket-Dach über 50 Firmen in verschiedenen | |
Weltregionen aktiv. | |
Ein Schwerpunkt liegt auf dem Online-Handel. So ist etwa die Firma Zalora | |
eine Art Zalando für Asien und Dafiti setzte dieses Konzept in Südamerika | |
um. Das Online-Kaufhaus Lazada macht der weltweiten Nummer eins Amazon auf | |
den Philippinen Konkurrenz, das Rocket-Unternehmen Jumia tut dies in | |
Afrika. Insgesamt arbeiten in den Firmen nach Rocket-Angaben über 20 000 | |
Menschen in 100 Ländern. | |
## Taxis, Putzfrauen, Busreisen | |
Zum Rocket-Stall gehören außerdem Dienstleistungs-Anbieter aus | |
unterschiedlichsten Bereichen: Taxi-App, Putzfrauen-Vermittlung, | |
Busreise-Plattform, Online-Bezahldienst, Lebensmittel-Versand sowie | |
Kredit-Vermittler für Privatleute und Unternehmen. Aus dem Silicon Valley | |
wird Rocket häufig vorgeworfen, Ideen von US-Startups bis auf Design und | |
Logo hin zu kopieren. Die Berliner Firma kontert, entscheidend sei nicht | |
eine Idee, sondern die Umsetzung. | |
Nach bisherigen Medienberichten strebt Rocket beim Börsengang eine | |
Gesamtbewertung von fünf Milliarden Euro an. Damit würden die Samwer-Brüder | |
offiziell zu Multi-Milliardären. Sie halten nach Angaben von Mittwoch die | |
Mehrheit an Rocket Internet über ihren Global Founders Fund mit 52,3 | |
Prozent. | |
Weitere Anteilseigner sind die schwedische Investmentfirma Kinnevik mit | |
18,1 Prozent, United Internet mit 10,4 Prozent und Access Industries des | |
US-Milliardärs Len Blavatnik mit 8,3 Prozent. Der philippinische | |
Telekom-Konzern Philippine Long Distance Telephone Company (PLTD) hält 8,4 | |
Prozent und der Risikofinanzierer Holtzbrinck Ventures mit 2,5 Prozent. | |
## Einheitliche Aktien | |
Die bestehenden Anteilseigner wollen bei dem Börsengang keine Anteile | |
verkaufen, es sollen nur neue Aktien platziert werden. Es werde nur eine | |
Aktienklasse mit einheitlichen Stimmrechten geben, sagte Samwer. Bei | |
einigen amerikanische Internet-Firmen wie Google und Facebook bekamen | |
Gründer Aktien mit mehr Stimmrechten, damit sie auch bei Anteilen unter 50 | |
Prozent die Kontrolle über das Unternehmen behalten können. | |
Rocket soll im Segment Entry Standard starten, in dem die | |
Transparenz-Anforderungen etwas niedriger sind. So wird Rocket aktuelle | |
Zahlen nur alle sechs Monate statt jedes Quartal vorlegen müssen. Das | |
unterstreiche die langfristige Zielsetzung der Firma, sagte Samwer. | |
10 Sep 2014 | |
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