Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Brandanschlag auf Flüchtlingsheim: Zwei Männer verurteilt
> Im April hatten sie die die Tür einer Köpenicker Flüchtlingsunterkunft
> angezündet. Doch die politische Dimension der Tat spielt im Prozess kaum
> eine Rolle.
Bild: Öfters Ziel von Anschlägen: Flüchtlinge vor einem Heim, hier in Berlin…
Vier junge Männer, fünf Flaschen Pfeffi, ein Treffen im Park am späten
Nachmittag des 29. April dieses Jahres. Einer von ihnen hat nach eigenen
Angaben schon tagelang durchgemacht und nimmt auch an diesem Abend Speed,
die anderen sind bald „mächtig besoffen“. Am Ende des Abends zünden zwei
von ihnen mithilfe einer Flasche Spiritus eine Tür an. Die Tür gehört zu
einer Asylbewerberunterkunft in Köpenick. Einer der beiden Männer zeigt
zudem den Hitlergruß.
Zum Glück verursacht das kleine Feuer nur Risse in der Tür. Marvin G. und
Dennis H. wird am Mittwoch vor dem Amtsgericht Tiergarten auch nur
Sachbeschädigung, keine Brandstiftung vorgeworfen. Ihre Schuld aber, das
stellt die Richterin schon nach kurzer Zeit fest, ist zweifelsfrei
nachzuweisen: Es gibt Videoaufzeichnungen von der Tat, die Polizei nahm die
beiden etwa eine Stunde später in der Nähe des Tatortes fest und konnte sie
eindeutig als Täter identifizieren. Marvin G. legte damals gegenüber der
Polizei ein Geständnis ab, von Dennis H. wurden Fingerabdrücke am Tatort
gefunden. Blutproben ergaben bei H. später, dass er zur Tatzeit etwa 2,5
Promille Alkohol im Blut hatte, bei G. wurden Amphetamine nachgewiesen.
Die politische Dimension der Tat spielt in der Verhandlung nur eine
untergeordnete Rolle. Die Angeklagten wollen dazu nichts sagen, geben
zunächst sogar an, gar nicht gewusst zu haben, dass es sich bei dem Gebäude
um eine Flüchtlingsunterkunft gehandelt habe. Ein als Zeuge geladener
Freund widerspricht dieser Aussage allerdings: Natürlich hätten die beiden
das gewusst, sagt er, und schiebt noch hinterher: „Ich sag mal so, wer weiß
das nicht, was das da ist.“ Er beteuert aber, die beiden seien „keine
Rassisten“ – besonders glaubwürdig klingt das nicht. Der Staatsanwalt sagt
in seinem Plädoyer, für ihn sei klar, „wes Geistes Kind“ die beiden seien.
„Sie wollten Angst und Schrecken verbreiten unter Leuten, die geflohen
sind, um hier Schutz zu suchen.“
Beide Angeklagte sind mehrfach vorbestraft, schwere Körperverletzung,
Diebstahl, Sachbeschädigung. Für Dennis H. gilt noch das Jugendstrafrecht,
er wird am Ende zu zwei Wochen Arrest verurteilt und soll für ein Jahr
einen Betreuer zur Seite gestellt bekommen. Marvin G., der bereits über ein
Jahr im Jugendknast saß und erst wenige Monate vor der Tat entlassen worden
war, bekommt eine Haftstrafe von vier Monaten, ausgesetzt zur Bewährung auf
drei Jahre.
10 Sep 2014
## AUTOREN
Malene Gürgen
## TAGS
Flüchtlinge
Berlin
Anschlag
Heime
Hassverbrechen
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Neonazis
## ARTIKEL ZUM THEMA
Brandanschlag auf Flüchtlingsheim: Mit Hitlergruß zur Tat geschritten
Zwei Männer verüben einen Anschlag auf eine Unterkunft für Flüchtlinge in
Berlin. Verletzt wird niemand. Innensenator Henkel sieht eine rechtsextreme
Gefahr.
Flüchtlinge in Berlin-Hellersdorf: Unbekannte greifen Heim an
Erneut ist das Heim im Stadtteil Hellersdorf angegriffen worden, zwei
Flüchtlinge wurden durch die Straßen gejagt. Die Polizei kam zu spät.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.