# taz.de -- Touristik-Manager über die Schweiz: „Keine Sympathiekampagne“ | |
> Beeinflusst das Schweizer Referendum gegen die Dominanz von Ausländern | |
> den Tourismus? Ein Gespräch mit Jürg Schmid, Chef von „Schweiz | |
> Tourismus“. | |
Bild: Plakate zur Einwanderungsabstimmung im Februar. Die Mehrheit entschied da… | |
taz: Herr Schmid, der Schweizer Ökonom Thomas Staubhaar kommt in der | |
Beurteilung des jüngsten Referendums zu einem vernichtenden Ergebnis: „Bald | |
wird sich zeigen, dass die Eidgenossen mit ihrer Abstimmung zwar auf die | |
Deutschen gezielt, letztlich aber das eigene Bein getroffen haben.“ Ein Akt | |
der Selbstverstümmelung, getarnt als Basisdemokratie? | |
Jürg Schmid: Ich kann nicht nachvollziehen, dass diese Abstimmung auf die | |
Deutschen gezielt hat. Die deutschen Arbeitskräfte sind Spitzenkräfte, sie | |
sind beliebt, die Abstimmung ist nicht gegen ein Land gezielt. Die Schweiz | |
hat 23 Prozent Ausländeranteil, das ist fast dreimal so viel wie in | |
Deutschland. Die jährliche Zuwanderung ist deutlich höher als in | |
Deutschland, und da kommen irgendwann einmal Fragen auf: Wo stehen wir in | |
20 Jahren, wenn das so weitergeht? | |
Was bedeutet das politisches Ergebnis für das Image ihres Landes? | |
Dazu machen wir schon seit Langem Untersuchungen, und man muss entspannt | |
feststellen: ein aktuelles politisches Ereignis hat viel weniger Einfluss | |
auf die Reiseentscheidung, als man gemeinhin meint. Die Wahl, ob ich ein | |
Land bereisen will, hängt viel mehr von der Attraktivität des Erlebnis, dem | |
Angebot, dem Preis ab. Während der Berlusconi-Zeit hat Italien keinen | |
Rückgang im Tourismus erlebt. Wir gehen davon aus, dass die Abstimmung | |
geringe touristische Auswirkungen auf die Schweiz hat. | |
Das heißt, der Tourismus kommt ganz gut ohne Ausländer aus? | |
Natürlich nicht. Der Schweizer Tourismus braucht seit jeher ausländische | |
Fachkräfte.. Und deshalb muss man auch die Umsetzung der Volksabstimmung | |
durchaus ein bisschen entspannter betrachten. Es war ein Signal über | |
bestimmte Ängste in der Bevölkerung. Die Behörden müssen das jetzt | |
umsetzen. | |
Wie haben Sie sich am Morgen nach der Initiativannahme gefühlt? | |
Ehrlich gesagt: Da kam aus Touristikersicht keine Freude auf. Und ich | |
befürchtete, dass der Feriengast die Abstimmung mit dem touristischen | |
Willkommensein vermischt. Der Tourismus darf sich nicht politisieren | |
lassen. | |
Die Probleme kommen dennoch auf Sie zu. | |
Uns haben zwei Reaktionen erreicht, die ziemlich heftig waren. Die eine | |
nach dem Motto: Sind wir nicht mehr willkommen? Und die andere Hälfte hatte | |
Respekt, dass wir als Land über solch zentrale Fragen überhaupt abstimmen | |
können. Ich glaube, dass die Gäste, die die Schweiz hat, die per Definition | |
das obere Geld- und Bildungsniveau sind, das schon differenziert | |
beurteilen. Die Schweiz ist ja alles andere als ein fremdenfeindliches | |
Land. | |
Wie stehen Sie zum Thema Zuwanderung? | |
Die Frage ist wohl eher: wie kann die Schweiz ohne Zuwanderung | |
funktionieren, und die Antwort ist klar: gar nicht. Wir müssen jetzt | |
Lösungen finden, aber das ist nicht Aufgabe der Touristik. | |
13 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Werner Bloch | |
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