# taz.de -- Prominenter Austritt aus der AfD: Mit der AfD am Ende der Fahnensta… | |
> Wegen des „klaren Rechtsrucks“ ihrer Partei hat Niedersachsens frühere | |
> AfD-Vorsitzende Martina Tigges-Friedrichs ihre Mitgliedschaft beendet. | |
Bild: Inzwischen ist die AfD mit "liberalen Grundsätzen" nicht mehr vereinbar,… | |
BREMEN taz | Die ehemalige niedersächsische Landesvorsitzende der | |
Alternative für Deutschland (AfD), Martina Tigges-Friedrichs, ist | |
ausgetreten. Sie wirft der AfD vor, weit nach rechts gerückt zu sein. | |
Längst sei aus der Forderung nach klaren Zuwanderungsregelungen die Parole | |
„Ausländer raus“ geworden, sagte die 47-Jährige dem WDR. „Damit kann ich | |
nicht leben!“ | |
Tigges-Friedrichs, die in Bad Pyrmont ein Hotel betreibt, hatte sich bis | |
zur Landtagswahl 2013 als Kreisvorsitzende und Beisitzerin im | |
Landesvorstand für die FDP engagiert, und am 20. Januar mit Schließung der | |
Wahllokale ihren Austritt erklärt: Die Fraktion im Kreistag Hameln-Pyrmont, | |
der sie seit den Kommunalwahlen nicht mehr angehörte, habe sie geschnitten, | |
mehrfach sei es zu persönlichen Beleidigungen gekommen. „Warum soll ich mir | |
das antun?“, sagte die Unternehmerin damals in einem Interview mit einem | |
lokalen TV-Sender. | |
Knapp zwei Monate später, Mitte März 2013, war Tigges-Friedrichs dann in | |
die AfD eingetreten. In der Hierarchie der in Gründung befindlichen | |
niedersächsischen-AfD wurde sie schnell in die Position der | |
stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Von der rückte sie im Oktober zur | |
Chefin des Landesverbandes auf, wurde aber auf dem Parteitag einen Monat | |
später nicht im Amt bestätigt. | |
Bereits das kann als Zeichen des Rechtsrucks gewertet werden: Wie die im | |
März abgedankte Parteisprecherin Dagmar Metzger gehörte auch | |
Tigges-Friedrich, Inhaberin der Internet-Domain [1][kolibri-afd.de], zu den | |
Köpfen der Plattform der „Kolibris“. Dieses innerparteiliche Netzwerk | |
beschreibt als sein Ziel, „die politischen Ausrichtungen ’liberal‘ und | |
’konservativ‘ in einer aufgeschlossenen, modernen Form in Einklang“ zu | |
bringen. Diesen Versuch erklärte sie in der ARD-Sendung „Monitor“ für | |
gescheitert: „Es geht nicht mehr um konservative und liberale Positionen, | |
sondern um erzkonservative und nationalistische.“ So sei ihr in der AfD | |
„immer wieder die Einstellung begegnet, dass angeblich sämtliche Türken mit | |
dem Bombengürtel durch die Gegend laufen würden und nur darauf warten, | |
irgendwo einen Anschlag zu verüben“. | |
Auch geschlechterpolitisch habe die AfD liberale Restbestände beseitigt: | |
Als Beispiel dafür nannte Tigges-Friedrichs die im Sachsen-Wahlkampf | |
erhobene Forderung nach der Verschärfung der Abtreibungsgesetze, die vom | |
fundamentalistisch-religiösen Flügel durch die Forderung, den | |
Schwangerschaftsabbruch mit Haftstrafen zu ahnden, noch überboten werde. | |
Insgesamt seien zumal bei den Landtagswahlen in den fünf neuen Ländern | |
Parolen plakatiert worden, mit denen sie nicht übereinstimme. | |
Den Ausschlag für ihren Austritt habe aber ausgerechnet Bernd Lucke | |
gegeben: Als der sich stets moderat gebende Parteichef „forderte, dass | |
deutsche Akademikerinnen drei Kinder haben sollen – und zwar nur die | |
deutschen Akademikerinnen“, so die Hotelmanagerin, „da hab ich gedacht, | |
jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht“. Das sei mit ihren liberalen | |
Grundsätzen nicht mehr zu vereinbaren. | |
12 Sep 2014 | |
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## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
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