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# taz.de -- Die Wahrheit: Trügerisches Glück im Unglück
> Nachrichten von der Ehefront auf der Guinness-Insel: Setzt der Mann das
> Auto ins Wasser, freut sich die Frau nicht unbedingt über seine heile
> Heimkehr.
Bild: Auf dem Weg zur Unabhängigkeit lassen sich die Schotten auch von plumpen…
Robin und Jean sind ein ungleiches Paar. Er ist Mathematik-Professor und
erinnert mit seinen weißen Haaren und dem gewaltigen Backenbart ein wenig
an den irren Erfinder aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. Robin ist
allerdings ein eher ruhiger Zeitgenosse. Jean hingegen, eine Uni-Dozentin,
kann bei Diskussionen durchaus laut werden, wenn man ihren Standpunkt nicht
teilt.
Die beiden leben in einem idyllischen Haus direkt am Dubliner Fluss Liffey,
sind aber oft in Cork, weil Jeans Mutter dort lebt und Robin öfter
beruflich dort zu tun hat. Neulich fuhren sie mit zwei Autos, weil Jean
ihre Mutter nach Dublin holen wollte, Robin aber einen Tag länger in Cork
bleiben musste. Da sein Auto komfortabler ist, tauschten sie die Wagen,
damit die Mutter es bequem hatte.
Es war schon spät, als Robin in Cork losfuhr. Er hatte einen anstrengenden
Tag hinter sich. So nickte er unterwegs ein und wachte erst auf, als die
Airbags explodierten. Der Wagen war von der Straße abgekommen, durch ein
Wäldchen gerast und erst zum Stehen gekommen, als die vordere Hälfte des
Autos in einem See versunken war. Andere Autofahrer, die das Unglück
beobachtet hatten, halfen Robin aus dem Auto. Er war unverletzt.
Schließlich kam auch die Polizei, doch da der Unfallort nicht in ihrem
Revier lag und außer einem Totalschaden nichts passiert war, erklärten die
Beamten, sie würden die zuständigen Kollegen am nächsten Tag informieren,
und zogen wieder ab. Robin hatte Glück, weil ein junges Pärchen, das den
Unfall beobachtet hatte, ebenfalls nach Dublin wollte und ihn mitnahm.
Das war jedoch der einzige Glücksfall für Robin an diesem Abend. Die Dinge
nahmen eine Wendung, als später eine Polizeistreife des zuständigen Reviers
zufällig an der längst verlassenen Unfallstelle vorbeikam und den halb
abgesoffenen Wagen entdeckte. Man forderte Verstärkung an, durchkämmte die
Umgebung, viele Polizeitaucher suchten den See ab.
Schließlich riefen die Beamten Jean an, die sie als Halterin des Wagens
ermittelt hatten. Ob ihr das Auto gestohlen worden sei, wollte man wissen.
Jean antwortete, ihr Mann sei den Wagen gefahren. Dann gebe es eine
schlechte Nachricht: Ihr Mann irre im besten Fall benommen durch den Wald,
im schlimmsten Fall sei er ertrunken.
Robin wusste von all dem nichts. Er hatte Jean nicht informiert, weil er
ihr die schlechte Nachricht über den Tod ihres Autos persönlich überbringen
wollte. Außerdem hatte er in der Aufregung sein Handy im Schrottauto
vergessen. Er genoss die Rückfahrt, denn das Pärchen war sehr nett, und
Robin lud sie auf eine Tasse Tee ins Haus ein, als sie Dublin erreichten.
Er schloss die Tür leise auf, sprang ins Wohnzimmer, wo Jean und ihre
Mutter verzweifelt auf neue Nachrichten warteten, riss die Arme hoch und
brüllte: „Überraschung!“ Es war sein letztes Wort an jenem Abend. Jeans
Erleichterung währte nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann rastete sie
komplett aus. Das nette Pärchen trat ganz leise den Rückzug an und
verzichtete auf den versprochenen Tee.
15 Sep 2014
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irland
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Unabhängigkeit Schottland
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Alkohol
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