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# taz.de -- Ebola-Tagebuch – Folge 6: Beispielloses Leid, beispiellose Hilfe
> US-Präsident Obama will Tausende US-Soldaten für den Aufbau der nötigen
> Infrastruktur zur Ebola-Eindämmung nach Westafrika schicken.
Bild: Weil die Behandlungskapazitäten hinten und vorne nicht ausreichen, liege…
BERLIN taz | Die USA stellen sich offenbar an die Spitze der
internationalen Bemühungen zum Kampf gegen Ebola in Westafrika. Bei einem
Besuch im weltweit führenden Seuchenbekämpfungszentrum CDC (Center for
Disease Control and Prevention) in Atlanta am Dienstag sollte US-Präsident
Barack Obama nach Vorabberichten von US-Medien die Entsendung von bis zu
3.000 Soldaten und eine Aufstockung der verfügbaren Mittel von rund 100 auf
über 500 Millionen US-Dollar ankündigen.
17 Ebola-Behandlungseinrichtungen mit insgesamt 1.700 Betten sollen die
US-Kräfte in den drei betroffenen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea
einrichten - bisher beschränkte sich der US-Beitrag auf 25
Behandlungsplätze. Für Gesundheitspersonal soll das US-Militär
Ebola-Schulungen für 500 Mitarbeiter pro Woche anbieten, über einen
Zeitraum von sechs Monaten; 400.000 Behandlungskits für Familien und
mehrere zehntausend Ebola-Tests komplettieren das Hilfsangebot.
„Der Bedarf ist beispiellos“, sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses der
New York Times, die die Pläne enthüllte. Man hoffe, so US-Offizielle, dass
auch andere Länder sich verstärkt engagieren würden, sobald von US-Seite
aus die Rahmenbedingungen geschaffen seien.
Zentrum der US-Anstrengungen soll Liberia sein, das mit Abstand die meisten
Ebola-Toten und die höchsten Übertragungsraten verzeichnet. Ein US-General
soll die Hilfsoperation in der Hauptstadt Monrovia leiten, heißt es.
Liberia steht als ehemalige US-Kolonie, im 19. Jahrhundert eingerichtet zur
Rückansiedlung freigelassener schwarzer Sklaven, den USA näher als jedes
andere Land in Afrika. In Sierra Leone ist Großbritannien besonders
präsent, in Guinea Frankreich.
## Mehr Länder müssen helfen
Erst in den vergangenen Tagen hatte die liberianische Präsidentin Ellen
Johnson-Sirleaf sich mit einer Serie von Briefen, unter anderem an
US-Präsident Barack Obama und auch an die deutsche Bundeskanzlerin Angela
Merkel, an die Weltöffentlichkeit gewandt und dringende direkte
internationale Hilfe gefordert. Eine offizielle deutsche Antwort auf den
Brief an Merkel, den die taz [1][am Montag veröffentlichte], steht noch
aus.
Obamas Initiative kommt vor einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats zu
Ebola am Donnerstag, die die US-amerikanische UN-Botschafterin Samantha
Power einberufen hat - die USA halten diesen Monate die rotierende
Ratspräsidentschaft. Die Diskussionen auf UN-Ebene gehen über die
unmittelbaren medizinischen Bedürfnisse hinaus, wie die für Nothilfe
zuständige UN-Untergeneralsekreärin Valerie Amos am Dienstag erklärte. Auf
Twitter schrieb die Britin karibischer Abstammung: „Um Ebola zu bekämpfen,
müssen wir den Zusammenbruch der Gesundheitssystems verhindern,
Ernährungssicherheit gewährleisten und Wasser- und Sanitätssysteme in den
betroffenen Ländern unterstützen.“
Power erklärte, die Epidemie „könnte schwere und destabilisierende
gesundheitliche, humanitäre, wirtschaftliche und sicherheitspolitische
Folgenn haben, weit über die Grenzen von Liberia, Sierra Leone und Guinea
hinaus“. Die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva,
rief auf einem Treffen in Brüssel die EU-Mitgliedsstaaten dazu auf, bis
Ende September ihre Beiträge zu nennen.
Auch die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF), das einzige in der
gesamten Region gegen Ebola engagierte Hilfswerk mit einer teils größeren
Infrastruktur als die betroffenen Regierungen, rief erneut zu einer
massiven koordinierten internationalen Hilfsaktion auf.
„Mit jeder Woche breitet sich die Epidemie exponentiell aus, mit jeder
Woche wird die Antwort komplizierter“, sagte MSF-Präsidentin Joanne Liu
einem UN-Treffen in Genf am Dienstag. „Mehr Länder müssen ihre zivilen und
militärischen Mittel und medizinische Teams einsetzen um die Epidemie
einzudämmen. Große Zahlen ausgebildeter Mitarbeiter werden gebraucht, um in
effizienten Isoliereinrichtungen und Zeltkliniken, die in einer relativ
einfachen logistischen Operation unter freiem Himmel ziemlich schnell
aufgebaut werden können, Patienten zu pflegen... Wie die Welt mit dieser
beispiellosen Epidemie umgeht, wird in die Geschichtsbücher eingehen.“
16 Sep 2014
## LINKS
[1] /Ebola-Tagebuch--Folge-5/!146019/
## AUTOREN
Dominic Johnson
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