# taz.de -- Verbote für Internet-Glücksspiele: Geldströme stoppen | |
> Mehr als 100 Internetangebote für Glücksspiele haben die Bundesländer im | |
> vergangenen Jahr verboten. Viele Anbieter sitzen in Steueroasen. | |
Bild: Ohne Lizenz sind Glücksspiele auch im Internet nicht erlaubt. | |
MÜNCHEN afp | Die Bundesländer haben einem Bericht der Süddeutschen Zeitung | |
zufolge im vergangenen Jahr mehr als hundert Internet-Glücksspielangebote | |
ausländischer Anbieter verboten. Derzeit liefen weitere 28 | |
Verbotsverfahren, schrieb das Blatt am Dienstag. Glücksspiele im Internet | |
sind laut Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland generell verboten. Dabei | |
ist es egal, ob es sich um inländische oder ausländische Anbieter handelt. | |
Der Glücksspielmarkt im Internet besteht unter anderem aus sogenannten | |
Online-Kasinospielen, Pokerangeboten oder Wetten auf den Ausgang der | |
offiziellen deutschen Lottoziehungen. Anbieter operieren in vielen Fällen | |
von europäischen Steueroasen wie Gibraltar oder Malta aus, behördliche | |
Verbote sind daher schwer durchzusetzen. | |
Die für die Regulierung des deutschen Glücksspielmarkts zuständigen | |
Bundesländer arbeiten deshalb seit längerem darauf hin, die Geschäfte der | |
einschlägigen Firmen durch die Unterbindung von Finanzströmen indirekt | |
lahmzulegen. In Fachkreisen wird dies auch als „Payment Blocking“ | |
(Zahlungs-Blockade) bezeichnet. | |
Niedersachsen hat dabei federführend für alle Länder die Aufgabe | |
übernommen, eine entsprechende Strategie zu entwickeln. Sie zielt darauf | |
ab, die Überweisung der Spieleinsätze mit Hilfe von Banken und | |
Kreditkartenfirmen zu verhindern. Das Vorhaben ist technisch und rechtlich | |
allerdings komplex. | |
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der Süddeutschen | |
Zeitung, es gehe um den Schutz der Bürger vor „schnellen, suchtfördernden | |
Spielformen“. Dabei sei ein effektives Vorgehen gegen die vom Ausland aus | |
agierenden Internetanbieter möglich. Zahlungs-Blockaden würden die | |
fraglichen Veranstalter im Kern treffen, sagte Herrmann . | |
Illegale Glücksspielangebote im Internet entfalten neben Automatenspielen | |
in Spielhallen nach Einschätzung des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB) | |
bei gefährdeten Personen das größte Suchtrisiko. Nach den jährlich von der | |
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vorgelegten | |
Glücksspielstudien sind vor allem junge Männer zwischen 18 und 20 Jahren, | |
Arbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund gefährdet. Die Zahl der | |
Menschen mit krankhaften Glücksspielverhalten wurde in der jüngsten | |
Untersuchung mit etwa 438.000 angegeben. | |
## Nur mit amtlicher Erlaubnis | |
Aufgrund der von ihm ausgehenden Suchtgefahren gelten Glücksspiele nicht | |
als normaler Markt. Das Geschehen wird daher vom Staat streng reguliert. In | |
Deutschland dürfen öffentliche Glücksspiele nur mit behördlicher Erlaubnis | |
angeboten werden. Die Kompetenz liegt bei den Ländern. Bestimmte Formen, | |
etwa Internet-Angebote von Kasino-Spielen, sind generell nicht | |
genehmigungsfähig. | |
Allerdings boomt die Glücksspielbranche im Internet seit Jahren. Das führt | |
auch in Deutschland immer wieder zu Debatten über die richtige Regulierung. | |
Das Bundesland Schleswig-Holstein war unter der bis 2012 amtierenden | |
CDU-FDP-Landesregierung aus dem Glücksspielstaatsvertrag ausgeschert und | |
hatte zeitweise unbegrenzt Lizenzen an Online-Anbieter von Glücksspielen | |
vergeben. Nach dem Regierungswechsel machte die neue Regierung aus SPD, | |
Grünen und SSW dies dann allerdings wieder rückgängig. | |
Im Bereich der beliebten Sportwetten versuchen sich die Länder inzwischen | |
an einem neuen Ansatz der Steuerung: Sie wollen gemeinsam 20 Konzessionen | |
an private Anbieter vergeben, das Verfahren läuft derzeit. Für Unsicherheit | |
sorgen bei dem Thema Glücksspiel generell immer wieder auch potenzielle | |
Widersprüche zwischen deutschem und EU-Recht. Letzteres steht staatlichen | |
Eingriffen, die zum Verbot von Dienstleistungen führen, kritisch gegenüber | |
und fordert für Ausnahmen klare Begründungen und Regeln. | |
23 Sep 2014 | |
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