# taz.de -- Kommentar Friedensnobelpreis: Die Feel-Good-Auszeichnung | |
> Würdige Preisträger hat das Nobel-Komitee gefunden. Es umgeht aber jede | |
> Kontroverse und verharrt in einer westlich geprägten Weltsicht. | |
Bild: Prima: Malala Yousafzai im August in London. | |
Natürlich haben die beiden Friedensnobelpreisträger 2014 diese Auszeichnung | |
verdient. Die pakistanische Bildungsrechtsaktivistin Malala Yousafzai und | |
der indische Aktivist gegen Kinderausbeutung Kailash Satyarthi haben mit | |
persönlichem Mut und Beharrungsvermögen wichtige Arbeit geleistet und damit | |
im Interesse auch künftiger Generationen auf massive gesellschaftliche | |
Probleme hingewiesen. Dies mit dem nobelsten aller Preise zu honorieren, | |
ist richtig und kann ihrer Sache helfen. | |
Da heute gerade angesichts der Masse blutiger Konflikte die problematische | |
Situation von Kindern in den Hintergrund zu treten droht, ist es auch | |
richtig, dem Kampf der jetzt Ausgezeichneten die mit dem Preis verbundene | |
internationale große Aufmerksamkeit zu sichern. | |
Auch die Vergabe des Preises an zwei Aktivisten aus Nachbarländern, die | |
sich feindlich gegenüberstehen und an deren gemeinsamer Grenze in der | |
umstrittenen Kaschmir-Region es dieser Tage wieder tödliche Schusswechsel | |
gibt, lässt sich selbst als friedenspolitisches Signal deuten. | |
Und trotzdem hat die Entscheidung des Nobelkomitees einen Beigeschmack. | |
Denn sie umschifft mutlos unangenehme Debatten. Niemand mit gesundem | |
Menschenverstand kann sich gegen gleichberechtigte Bildungschancen für | |
Mädchen und gegen die Ausbeutung von Kindern aussprechen. Das sollten | |
Selbstverständlichkeiten sein. Sie sind es in der Realität bekanntermaßen | |
nicht, aber mit einem Preis auf eine Selbstverständlichkeit hinzuweisen, | |
ist stets auch wohlfeil. Denn damit können sich eben alle gut fühlen. | |
## Alle Probleme ausgespart | |
Gut fühlen können sich jetzt auch mal wieder die westlichen | |
Industrieländer. Da die beiden Preisträger aus Südasien kommen, scheint das | |
Problem ungleicher Bildungschancen und von Kinderausbeutung weit weg. Wir | |
hier können uns zurücklehnen, da der prestigeträchtigste Preis ja an | |
unterstützungswürdige Menschen im Süden vergeben wird, die sich für | |
schwache Kinder einsetzen: prima. | |
Damit werden alle Probleme und Konflikte ausgespart, die es in den | |
wohlhabenden Staaten und Gesellschaften gibt. Das wäre bei einer | |
Auszeichnung für Edward Snowden ganz anders gewesen. Dann wären in den | |
westlichen Ländern die Fetzen geflogen. | |
So sind jetzt leider nur Sonntagsreden, vielleicht die ein oder andere | |
UN-Resolution zu erwarten. Die wieder einmal folgenlos bleiben dürften. | |
10 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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